VI.V Eugene

8 1 0
                                    


"Kane, jetzt warte doch mal!", rief ich verzweifelt in die Richtung, wo noch vor wenigen Sekunden mein bester Freund gestanden hatte. Sein Blick hatte weh getan, doch er war ehrlich und sprach Bände. Natürlich hätte ich nicht nachts umherwandern müssen, sondern hätte schön brav im Versteck verweilen können. Natürlich hätte ich nicht in dem Teich baden müssen. Doch nie im Leben hatte ich mit dem jetzigen Geschehen und daraus resultierenden Konsequenzen gerechnet. Wir hatten unseren Kampfort in Adeas ohne Hinweise und Spuren hinterlassen. Die Rückreise in den Wald von Grabor war mehr als ruhig. Meine Träume waren so wirr und aufreibend, dass Verweilen im Versteck die beiden anderen nur unnötig geweckt hätte. Dass mein abkühlender Teich anscheinend 'Place to be' für unerwünschte Touristen war, konnte ich auch nicht ahnen. So einladend hatte er gewiss nicht gewirkt. Und Kane hätte ja auch erstmal das Ganze beobachten können, bevor er sich für Grillen am Spieß entschied.
"Ehm - könnte ich meine Hose wieder bekommen?", wand ich mich an die anderen zwei, welche sich in der Zeit keinen Millimeter gerührt hatten. Ich vernahm wie der Mann das Stück Stoff vom Boden griff und es mir mit einer kurzen Sekunde des Zögerns zuwarf. Die Offizierin stand weiterhin wie versteinert da, geplättet von der Erkenntnis der Existenz der Elementals. Ich nutzte die Überforderung und wickelte die beiden mit schnellen Handbewegungen in eine Art schlauchartiges Erd-Gefängnis. Schnell bekleidete ich mich, wand mich mit den Worten :"Wir müssen reden. Ich kann euch grad echt nicht laufen lassen, wartet einen Moment, wir sind gleich wieder da", an unsere angeblichen Feinde und rannte kurz darauf meinem Freund Kane hinterher. Ich spürte seine Schritte noch, vielleicht konnte ich ihn einholen.
"Kane, bitte bleib stehen", rief ich in den Wald, "Bitte lass uns reden." Seine Schritte verlangsamten sich. Es gab also eine Chance.
"Du bist aber auch schnell", kam ich zum Stehen und hatte einen schwer atmenden und verdammt aufgebracht wirkenden Freund vor mir. "Was sollte das Eugene?! Das waren Soldaten aus dem Kanton. Shevu, die unsere Familien getötet und gefoltert haben. Ich hätte unser Geheimnis bewahren können, wärst du nicht dazwischen gekommen!", schrie er mich verzweifelt an.
"Was meinst du mit 'Was sollte das?' - Ich hab doch gar nichts getan. Du hast mit dem ganzen Feuerbändigen doch angefangen, bevor ich überhaupt aufgetaucht bin."
"Du hättest am besten gar nicht auftauchen sollen! Ich wäre mit ihnen fertig geworden. Ich dachte, sie hätten dich erwischt."
"Kane, zwei gegen eins. Sie hätten dich umgelegt - so begnadet du im Kampf bist - diese Rechnung wäre nicht aufgegangen. Außerdem sah es ganz und gar nicht danach aus, dass du am gewinnen warst. Ihr hättet euch gegenseitig den Schädel weggepustet. Dann hätten die Shevu zwar ein hohes Tier verloren, aber wir hätten unseren Anführer verloren und ich meinen besten Freund..."
"Und warum hast du dann nicht mit mir gekämpft? Zusammen hätten wir die beiden sicher aufs Kreuz gelegt. Jetzt wird es nur noch wenige Stunden dauern und dann haben wir ein ganzes Bataillon Soldaten vor Grabor stehen. Ich weiß nicht, wie ich die Na'hi davor beschützen kann. Wie es jetzt überhaupt noch möglich ist, ein Gleichgewicht in Ildea herzustellen. Du hast da gerade die ganze Hoffnung unserer Rebellion zerstört, Eu."
Er traf damit den Nagel auf den Kopf. Wieso hatte ich ihm nicht geholfen - so wie in alten Zeiten? "Ich.... ehm, ich meine ich hätte.... ach verdammt ich weiß doch auch nicht. Ist der Krieg wirklich notwendig? Meinst du nicht, wir können einen besseren Weg finden? Einen, bei welchem nicht so viele drauf gehen. Verdammt Kane, ich weiß echt nicht ob wir das Ganze richtig handhaben..." Bevor er wieder zum Gegenargument ausholen konnte, setzte ich erneut an: "Ich hab sie gefangen. Sie sind noch hier. Vielleicht... vielleicht sollten wir mit ihnen reden. Ich spürte große Verwirrung in ihnen, vielleicht ist jetzt die Gelegenheit zu verhandeln. HA, ich habs. Wir können sie doch als Geisel nehmen und Verhandlungen starten oder so."
"Ich weiß nicht. Glaubst du, die Rebellenführer vor mir hätten nicht versucht, mit den Shevu zu verhandeln? Seit 20 Jahren tut sich hier nichts. Sie wollen uns nicht hören, nur loswerden. Wir passen nicht in ihre Welt, deshalb haben sie den Großteil unserer Rasse ausgelöscht. Deine Eltern, Eu..." Kane verstummte. "Aber immerhin hast du sie nicht laufen lassen. Wir müssen sie also mit nach Grabor nehmen. Ob es mir passt oder nicht."
Ich atmete tief ein. "Es tut mir leid, Kane." Kurzes Zögern. "Ich vertrag nur keine Tode mehr. Ich ... ach was solls. Holen wir sie uns und machen ein wenig guter Elemental, böser Elemental." Ich versuchte den Ansatz eines Lächelns, doch er erwiderte darauf nichts. "Und... und wenn sie nichts preisgeben, dann... dann können wir sie auch umlegen und alles ist wieder beim Alten", ergänzte ich und ließ meine Schultern hängen. Ich wusste doch selbst nicht mehr was richtig oder falsch war. "Sag mal nickst du? Hier steht ein Blinder vor dir, also keine Ahnung, was du grad machst."
Kane blieb weiterhin stumm, doch statt nach Grabor rannte er wieder Richtung Lichtung und ich ihm hinterher.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 30, 2020 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Ildeas ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt