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[Julia]

Es war vier Uhr morgens und ich lag wach im Bett,als sich aus dem unerreichbaren Innern meines Schädels ein apokalyptischer Schmerz empor raste.

Ich kniff meine Augen zu und atmete tief ein und aus aber es konnte nichts bewirken,um die Supernova zu dämpfen,die in meinem Gehirn explodierte,eine endlose Kette von interkranialen Feuerwerkskörpern,die mich überzeugten,dass ich gleich auch in die Luft gehen werde.

Samu und ich hatten ein paar Stunden zuvor noch Sex und ich denke,es waren einfach die Gefühle,die  sich nicht entluden.

Sie stauten sich an und explodierten einfach mitten in der Nacht in meinem Kopf.

Ich setzte mich aufrecht,versuchte meine Atmung gleich zu halten und nicht loszuschreien.

Meine Hände griffen hektisch nach hinten und fassten ein Kissen,in welches ich rein biss.

In meinen Augen sammelte sich das salzige Wasser,welches mir augenblicklich das Gesicht runter lief.

Alles was ich wollte war,dass es endlich aufhörte.

Nicht der Schmerz,mein Leben.

Noch nie war ich so am Ende meiner Kräfte.

Ich schob es nicht auf Samu,auf keinen Fall.

Es war meine Schuld,meine ganz allein.

Ich sammelte meine Gedanken und stand auf.

Alles drehte sich.

Ich taumelte ins Bad und übergab mich erstmal.

Der Blick in den Spiegel,ließ mich erschrecken.

Ich sah furchtbar aus.

Ja,einer meiner Fähigkeiten war Selbstkritik aber das war echt nicht zu übertreffen.

Meine Augen wurden von einem dunklen Kreis festgehalten,der sie halb offen hielt.

Im Schrank suchte ich hektisch nach Kopfschmerztabletten.

Ich ließ alles Andere ins Waschbecken fallen,bis ich sie endlich ganz hinten fand.

Zitternd öffnete ich die kleine Flasche,bei der ich erstmal an der Kindersicherung scheiterte.

Mit dem Zeigefinger,holte ich mir eine Tablette raus,bis ich einfach welche auf meine Hand rollen ließ.

Ich spühlte Wasser hinter her und schloss den Schrank wieder.

Schwer atmend erblickte ich Samu,der besorgt in der Tür stand.

Er schnappte sich meinen Bademantel und zog ihn über meinen kalten Körper.

Er zog mich in seine Arme und ich lauschte wieder seinem Herzschlag.

Doch er beruhigte mich nicht,so wie er es sonst immer tat.

Irgendwann brach ich in Tränen aus und mein Körper sackte zusammen.

Doch ich verlor das Bewusstsein nicht.

Ich lag am Strand und Wellen von Schmerz brachen über mich herein aber ich konnte nicht ertrinken.

Samu fuhr und telefonierte gleichzeitig mit dem Krankenhaus,während ich auf dem Rücksitz lag.

Ich konnte nichts tun.

Schreien machte es noch schlimmer.

Jeder Reiz von außen machte es noch schlimmer.

Die einzige Lösung war,die Welt auszuschalten,alles schwarz und still und unbewohnt zu machen,zurückzukehren an den Augenblick von dem großen Knall,zum Anfang,wo nur das Wort war,und allein mit dem Wort im leeren,unerschaffenen Raum zu sein.

Liebe lebt finnisch(done)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt