Kapitel 39

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Ich strich mein Kleid glatt und klingelte anschließend an der Tür von der Familie Mendes. Kurz danach wurde es auch geöffnet und Noah lehnte sich grinsend an den Türrahmen.

"Willkommen" sagte er und deutete mir, mit seiner Hand, das Haus zu betreten. Ich schob mich an ihm vorbei, wobei wir uns etwas streiften. So wie ich Noah kannte, war es seine volle Absicht gewesen. Wir waren uns in den letzten Tagen nicht so oft begegnet und ich muss schon sagen, er hatte mir gefehlt. Ein klitzekleiner Teil wollte jedes Mal, spontan zu ihm fahren und ihn abholen, damit wir einfach zusammen etwas machen könnten. Doch ich hatte leider die Zeit dazu nicht gefunden. Meine Eltern befinden sich in einer komischen Phase. Da ich es nun herausgefunden hatte, hatten meine Eltern keinen Grund mehr, mir etwas vorzuspielen. Also hatte mein Vater beschlossen, auszuziehen und ich wollte direkt mit ihm mit. Ich würde meinen Vater nicht alleine lassen. Er hatte eine Wohnung gefunden, welche groß genug für uns beide war und wir würden auch schon bald dahin ziehen. Meine Mutter hatte das Haus verlassen, kurz nachdem sie das mitbekommen hatte. Ich wusste nicht wo sie war und wie es ihr ging. Ich konnte es mir aber ungefähr denken. Sie war schon immer gut darin gewesen, vor Problemen wegzulaufen und ich war mir sicher, dass sie auch jetzt gerade vor ihrer Nähmaschine saß und Kleider nähte. Das machte sie immer wenn es ihr nicht gut ging.

"Wie geht es dir?" Fragte mich Noah, während ich mir meine Schuhe auszog. Wir hatten uns zwar nicht gesehen aber wir hatten miteinander geschrieben. Also wusste er was in meinem Leben gerade so abging. Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste es selbst nicht. Mir ging es nicht besonders gut aber schlecht auch nicht. Klar, war ich traurig. Doch ich wusste, dass es das Beste war für uns war.

"Wo ist Cole?" Fragte ich, nachdem ich meine Schuhe zur Seite legte und die Geschenktüte in die Hand nahm.

"Der war gerade noch im Wohnzimmer." Sagte er und wollte mich zu sich ziehen, doch ich löste mich von ihm.

"Später" sagte ich zu ihm, wodurch sein verwirrter Gesichtsausdruck, sich zu einem Grinsen veränderte. Er nickt, als würde er mir mitteilen wollen, dass er es verstanden hatte. Ich ging ihm voraus, ins Wohnzimmer und sah Cole auch schon grimmig in einer Ecke sitzen. Als er mich sah, erhellte sich sein ganzes Gesicht und er kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Direkt zog er mich in eine große Umarmung und flüsterte mir die Worte "Danke fürs Kommen" in den Ohr. Ich hingegen, erwiderte nur ein frohes "Happy Birthday" wodurch sein Lächeln zwar breiter wurde, doch irgendwie erreichte es nicht seine Augen.

Wieso er wohl so ärgerlich ausgesehen hat?

Ich sprach ihn am besten nicht darauf an. Denn egal, was es auch war, es schien so, als hätte er es gerade vergessen.

"Hier für dich" sagte ich und gab ihn mein Geschenk. Seine Augen fingen an zu glänzen. Das dachte ich zumindest. Doch als er sein Gesicht schnell von mir abwendete und aus dem Zimmer ging, während er sich über die Augen wischte, fiel mir auf dass es Tränen waren, die ich in seinen Augen gesehen hatte.

Mein Herz brach in tausend Teile. Niemand verdiente es an seinem Geburtstag zu weinen.

Schnell versuchten meine Augen Noah zu finden, doch ich fand ihn nicht. Ich guckte in den Garten, dort war er auch nicht. Schließlich sah ich ihn alleine in der Küche sitzen. Leise gesellte ich mich zu ihm, wodurch er aus seinen Gedanken kam und mich anlächelte. Ich lächelte ebenfalls, bevor mir einfiel wieso ich ihn überhaupt gesucht hatte.

"Weisst du was mit Cole ist?" Fragte ich und er seufzte, nickend.

"Seine Freunde haben vor einer Stunde spontan abgesagt" sagte er, "seitdem ist er mega schlecht gelaunt. Wir haben versucht, ihn aufzumuntern, mit allen Mitteln, aber alles was wir bekamen war ein trauriges Lächeln." Sagte er und nahm, abwesend, sein Wasserglas in die Hand.

Nicht deren ernst, oder?!

"Lass uns etwas mit ihm machen. Eis essen, ins Park gehen, irgendwas." Sagte ich, doch Noah schüttelte nur seinen Kopf.

"Haben wir schon versucht. Er wollte nicht kommen und hat uns zudem auch angeschrien, dass wir ihn in Ruhe lassen sollen damit. " sagte er, "deswegen sind Nolan und Evelyn los, und bringen einige Sachen mit. Wir haben auch einige Brettspiele, die wir später spielen werden. Hoffen wir mal, dass wir ihn den Tag wenigstens etwas retten können" sagte er und massierte sich die Schläfen.

"Weisst du zufällig, wieso die anderen abgesagt haben?" Fragte ich. Der Junge hatte sich schon so lange auf diesen Tag gefreut und ich konnte einfach nicht glauben, dass sie so etwas machen konnten.

"Das waren total absurde ausreden. Ich vermute aber, dass Cole den echten Grund weiss. Er spricht nur nicht" hörte ich eine weibliche Stimme, die nur Ariana gehören konnte. Mit einigen Gläasern in der Hand, kam sie in die Küche. Ihre Stimme brach zum Ende und ich sah die Tränen in ihren Augen. Sie stellte die Gläser in die Spüle und holte sich einen Taschentuch, um ihre Tränen wegzuwischen.

"Ich habe das Gefühl, dass mein Sohn sich immer weiter von mir entfernt und ich weiss nicht einmal wieso."

Ich konnte mir nur vorstellen,wie schmerzhaft das sein muss. Wir würden Coles Geburtstag schon retten. Da war ich mir sogar mehr als sicher.

Noah Where stories live. Discover now