{9} Der Nachbar

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Ariana

Die letzten beiden Unterrichtsstunden zogen sich nur so in die Länge.

Umso glücklicher war ich als es endlich zum Schluss klingelte.

Ich umarmte Ashley und Hannah und gab ihnen noch meine Nummer.

Draußen auf dem Parkplatz wartete ich auf meine Eltern, die mich abholen wollten.

"Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?", rief ein Junge mit einem Footballtrikot hinter mir.
Er kam auf mich zu.

"Nein, danke ich hab schon eine.", antwortete ich höflich.

"Aber keine bei mir.", sagte er verschmitzt und zwinkerte mir zu.

"Ich werde schon abgeholt, aber trotzdem danke, wirklich.", versuchte ich ihn abzuhängen.

"So ein hübsches Mädchen, wie du, kann hier doch nicht so lange alleine stehen."
Ich hatte das Gefühl ich spreche gegen eine Wand.
Er nahm meinen Arm und versuchte mich zu seinem Auto zu ziehen.

"Spinnst du eigentlich? Ich sagte Nein.", meine Stimme klang immer hysterischer.
Ich wollte mich von ihm losreißen, doch logischerweise war dieser Footballspieler um einiges stärker als ich.

"Lass sie los, bevor ich dir deine Fresse poliere.", kam eine tiefe Stimme hinter mir.
Sofort lief mir ein Schauer über den Rücken.
Aiden.

Der Junge blieb sofort stehen und drehte sich zu Aiden.
"Chill man, ich hab sie doch nur gefragt ob sie mitfahren will."

Nur gefragt???

"Lass. Sie. Los.", Aidens Kiefer war fest angespannt und seine Hände zu Fäusten geballt.

So ließ mich der Typ endlich loß und stampfte alleine zu seinem Auto.

"Äh, danke, wirklich.", sagte ich unsicher.

Er nickte stumm.
"Kommst du nachhause?", fragte er.

"Ja, ja meine Eltern holen mich ab."
Genau in diesem Moment hielt das Auto meiner Eltern neben uns.

Aiden schielte zum Auto und nickte.
"давай ангел. (Tschüss Angel.)"
"давай.(Tschüss)"

Er hat mich Angel genannt.

Ich stieg auf die Rückbank des Autos.
"Hallo."
Meine Eltern sahen sich beide belustigt an.
"Wer war der Junge gerade?", scherzte meine Mutter.
Mein Vater lächelte immernoch.

Er lächelt sonst nie wenn es um einen Jungen geht.

"Nur ein Mitschüler.", antwortete ich schulterzuckend.

"Wie heißt er?"
"Aiden."
Daraufhin lachte meine Mutter los.

Was ist daran bitte so witzig?!

Verwirrrt drehte ich mich zum Fenster.

Fünf Minuten später standen wir auch schon vor der Haustür.

Ich ging zur Küche und aß erstmal die Suppe, die meine Mutter gekocht hatte.

Gerade wollte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer machen, doch natürlich hielt mich meine Mutter auf.

"Angel kannst du den Werkzeugkasten bitte zu den Nachbarn bringen?", während der Frage hatte sie wieder dieses komische, hinterlistige Lächeln auf.

"Ähm okay?", antwortete ich zögernd.

Ich zog mir schnell die Schlappen meiner Mutter an und hob den viel zu schweren Werkzeugkasten hoch.

Das soll ich bis zu den Nachbarn tragen?!

Tatsächlich habe ich es doch geschafft.
Ich nahm schnell einen Arm weg, um zu klingeln und hielt dann sofort wieder den tonnenschweren Kasten fest.

Gerade wollte ich den Kasten auf den Boden legen, da keiner die Tür öffnete, doch genau da riss sie jemand auf.

Schnell richtete ich mich wieder auf.

Nein oder?
Also entweder das Schicksal liebt oder hasst mich.

Vor mir stand niemand anderes als Aiden, oberkörperfrei.

Mein Blick klebte an diesem perfekt definierten Sixpack von ihm.

"Keine Sorge, den wirst du noch oft genug zu Gesicht bekommen Angel.", sagte er mit einem schiefen Grinsen und hob mein Kinn leicht an.

Schnell schaute ich nach oben und ich spürte wie mir die Hitze ins schoss. Meine Wangen müssten knallrot vor Scham sein.

Was meint er mit Oft genug?

"I- Ich musste das hier zurückgeben.", stotterte ich und deutete auf den Werkzeugkasten in meinem Arm.

Schnell nahm er ihn ab, - und was zur Hölle?!

Er nahm diesen tonnenschweren Kasten mit Leichtigkeit, ohne sich überhaupt Mühe zu geben.

Die Adern an seinem Arm stachen nun noch mehr heraus.

Woah
Nicht sabbern

Ich presste meine Oberschenkel unauffällig zusammen und leider hatte er es anscheinend bemerkt.
Er sah nach unten und hatte ein dreckiges Grinsen auf den Lippen.

"Ich hätte mir eigentlich denken können, dass du die schöne, neue Nachbarin bist, von der meine Eltern erzählten.", meinte er.

"Also fährst du mich dann ab morgen zur Schule?", fragte ich nervös und versuchte von seiner Andeutung abzulenken.

Sein Grinsen wurde noch breiter: "Liebend gern."

Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
"Also dann, bis morgen.", lächelnd drehte ich mich um.

"Bis morgen, Angel."

Ich drehte meinen Kopf nochmal zu ihm um ihn einen finsteren Blick zu zuwerfen.
Daraufhin kam nur ein raues Lachen aus seiner Kehle.

Wie er meinen Namen sagt.
Es hört sich ganz anders an, als bei dem Rest.
Und heilige scheiße dieses Sixpack.
Diese Adern.
Und die fluffigen braunen Haare.
Und diese braunen Augen in denen ich mich ständig verliere.

AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt