Sicht Tim
Fassungslos starre ich Jan hinterher. Alles um mich steht still, ich bekommt nichts mehr mit. Meine Knie fühlen sich an wie Pudding. Stumm lasse ich mich auf den Boden der Einfahrt sinken. Der Schmerz ist nicht auszuhalten. Er breitet sich in meinem ganzen Körper aus. Ich spüre, wie ich anfange, zu zittern: Ist jetzt alles vorbei? Habe ich meinen besten Freund verloren? Die Person, die mich seit Jahren begleitet und die mir außerhalb meiner Familie am meisten bedeutet? Ein Schluchzen verlässt meine Kehle und ich vergrabe mein Gesicht in den Händen. Niemand soll mich so sehen. Aber ich kann meine Gefühle nicht unterdrücken. Sie müssen raus. Warum habe ich mich nur in ihn verliebt? Wieso ausgerechnet Jan? Es ist doch klar gewesen, dass er nicht das gleiche fühlt. Warum habe ich nicht verhindert, dass er etwas von der Unterhaltung mitbekommt? Ist jetzt wirklich alles zu Ende? Ich kann und will es nicht glauben. Ich möchte einfach nur aufwachen und merken, dass alles nur ein schlechter Traum war. Plötzlich höre ich Schritte hinter mir, doch ich habe keine Kraft, um meine Tränen wegzuwischen, geschweige denn, aufzustehen und mich umzudrehen. Ich will es auch gar nicht. Keine Person darf sehen, wie schlecht es mir in diesem Moment geht. „Jan" flüstere ich schwach als mir eine Hand auf die Schulter gelegt wird, auch wenn ich an dem Geruch erkenne, dass er es nicht ist. „Steh auf, oder willst du überfahren werden?" Sebastian also. Na super, den habe ich am wenigsten gebraucht. Ich schüttle nur den Kopf. Überfahren zu werden wäre eine gute Option. Und trotzdem erhebe ich mich, um ihm wieder in seine Wohnung zu folgen. Ohne Erfolg versuche ich, meine Verzweiflung vor ihm zu verbergen. Er wird meine Tränen trotzdem gesehen haben, da bin ich mir sicher. „Was ist passiert?" will er wissen als wir ein paar Minuten später wieder bei ihm im Wohnzimmer sitzen. Er hat alle anderen aus dem Raum geschickt, sodass wir alleine sind. Sprachlos fahre ich mir durch die Haare. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass unsere langjährige Freundschaft von einen auf den anderen Moment zu Ende ist. „Er hasst mich. Jan will nichts mehr mit mir zu tun haben. Es ist alles meine Schuld. Er will mich nicht mehr sehen" bringe ich aufgewühlt hervor und überlege, wie ich meiner Mutter erklären soll, dass er wahrscheinlich nicht zu ihrem Geburtstag in ein paar Tagen kommen wird. „Beruhig dich, Tim. Er war wahrscheinlich einfach nur überfordert. Er wird sich spätestens in ein paar Stunden bei dir melden." Wissend schüttle ich den Kopf: Genau das wird er nicht tun, dazu kenne ich ihn zu gut. Ich habe alles zerstört, was wir über Jahre hinweg aufgebaut haben.
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Gewitter im Kopf OS
FanfictionKurzgeschichten zu den Jungs von Gewitter im Kopf :) Best Ranking: #2 GewitterimKopf || 16.03.2020