Panik

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Sicht Tim
„Tim?" müde blicke ich von meinem Laptop auf, um mich umzudrehen. Ich könnte jetzt sofort einschlafen. Schließlich habe ich seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen. Aber das Video muss geschnitten werden, heute bin ich nicht dazu gekommen. Jan und ich haben mal wieder einen Tag ganz ohne Kameras verbracht und weil es jetzt schon so spät ist, werde ich bei ihm schlafen. „Kommst du? Wir wollten doch noch einen Film schauen" er steht frisch geduscht hinter mir im Türrahmen des Gästezimmers und blickt mich erwartungsvoll an. Erschöpft nicke ich und folge ihm ins Wohnzimmer. Dann muss ich eben danach weiter arbeiten. Ich habe es meinem besten Freund schließlich versprochen, dass wir den Abend noch zusammen ausklingen lassen. Komplett fertig falle ich auf sein Sofa und schließe für einen Moment meine Augen. „Oder willst du lieber schlafen?" gähnend schüttle ich den Kopf und streiche mir meine Haare aus dem Gesicht. Nach der Dusche-die nach dem warmen Tag wirklich nötig war- liegen sie immer ganz anders als ich es mag. „Was willst du gucken?" fragt er und ich zucke mit den Schultern „Du kannst ruhig entscheiden" antworte ich und mache es mir gemütlich. Wobei das vielleicht nicht ganz so schlau ist, schließlich darf ich nicht einschlafen. So nehme ich also einen großen Schluck meines Energydrinks und hoffe, dass er mich noch ein paar Stunden wachhält. Ich versuche, mich auf den Film zu konzentrieren, den Jan ausgesucht hat, aber es will nicht funktionieren. Ein ungutes Gefühl kommt in mir hoch als ich an das Video denke. Es ist nicht fertig. Ich werde es bis morgen garantiert nicht mehr geschnitten bekommen. Jeder wird enttäuscht von mir sein, vor allem mein bester Freund. Und genau davor habe ich am meisten Angst. Außerdem erwarten unsere Zuschauer, dass wir regelmäßigen Content hochladen. Ich spüre, dass ich zu zittern beginne. Mir ist schlecht. Mein Herz rast. Panisch schnappe ich nach Luft. Ich habe das Gefühl, dass ich ertrinke. Sterbe ich jetzt? Ich will doch noch gar nicht! „Tim?" Jans Stimme ist dumpf, ganz anders als sonst. Um mich herum ist nur noch Nebel. Ich versuche, mich irgendwie zu befreien, doch es will nicht so wirklich funktionieren. Alles ist verschwommen. Verkrampft kneife ich die Augen zu und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Diese Gedanken sollen aufhören. Ich halte es nicht mehr aus. Ich hasse mich dafür, dass ich die Erwartungen nicht erfüllen kann. Angespannt schrecke zusammen als ich plötzlich umarmt werde „Ganz ruhig, es ist alles in Ordnung. Einatmen" flüstert Jan und streichelt beruhigend über meinen Rücken „und ausatmen" fährt er genau so leise fort. Es dauert eine ganze Weile bis ich wieder halbwegs normal atmen kann. Überfordert mit der ganzen Situation vergrabe ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge und vermeide es, laut aufzuschluchzen. Er soll mich nicht so aufgelöst sehen. Ich will vor ihm nicht schwach wirken. Behutsam fährt er durch meine Nackenhaare und drückt mich an sich „Was auch immer diese Panikattacke ausgelöst hat, wir schaffen das zusammen. Ich weiß, dass es dir seit Wochen nicht gut geht und egal, was es ist, egal, was dich beschäftigt, ich bin für dich da. Für immer"

Gewitter im Kopf OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt