Gewitter im Kopf OS

Die Wahrheit Teil 5

Sicht Tim
„Tim? Kommst du? Jan ist da" höre ich meine Mutter von unten rufen und fahre mir ein letztes Mal durch die Haare. Ja, ich bin nervös, aber ich denke, das ist auch verständlich. Ich atme noch einmal tief durch bevor ich die Tür meines Schlafzimmers hinter mir schließe und die Treppe nach unten laufe. Bah! Ih! Wer hat denn den eingeladen? werde ich sofort freundlich von Gisela begrüßt und muss trotz meiner Anspannung grinsen. Vielleicht liegt das auch daran, dass Jan einfach total gut aussieht. Er trägt ein dunkelblaues Hemd und hat so wie ich die Ärmel ein Stück hochgekrempelt. Ich liebe es, wenn er Blau trägt. Es steht ihm wirklich ausgezeichnet. „Ja, tut mir leid. Ich wohne leider hier, nächstes mal bleibe ich weg" lache ich und bleibe auf der vorletzten Treppenstufe stehen. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihn begrüßen soll, weswegen ich es ihm überlasse. Kurz scheint er zu zögern, aber bemerkt dann wohl auch den verwunderten Blick meiner Mutter, sodass er schnell auf mich zu geht und mich umarmt. Für einen kurzen Augenblick ist alles so wie noch vor einer Woche und ich versuche, auszublenden, dass Jan eigentlich nicht mehr mein bester Freund ist. Beruhigt, dass er es vor meinen Verwandten wohl nicht zeigen will, sauge ich sein Parfüm ein und vergrabe meinen Kopf an seiner Schulter. Ich bin so erleichtert, dass er wieder bei mir ist. Er hat mir extrem gefehlt seit dem Besuch bei Sebastian. Klar, sonst vergeht schließlich kaum ein Tag, an dem wir uns nicht sehen. „Na, wie gehts?" will ich wissen als er sich von mir löst und streiche mein Hemd wieder glatt. „Ganz gut und dir?" ich zwinge mich zu einem Lächeln als ich bemerke, dass meine Mutter mich nachdenklich beobachtet „auch" lüge ich während wir auf die Terrasse gehen. Doch anders als sonst, lässt sich Jan nicht neben mir nieder, sondern beginnt, sich mit meinem Cousin zu unterhalten. Und erneut kommt dieser Schmerz in mir hoch und ich schließe für einen Moment meine Augen, damit dieses Bild aus meinem Kopf verschwindet. Der Tag wird anstrengend. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn er nicht aufgetaucht wäre.