Gewitter im Kopf OS

Die Wahrheit-Teil 9

Sicht Jan
Nachdenklich radle ich die spärlich beleuchtete Straße entlang. Meine Gedanken kreisen nur um Tim. Ich weiß, dass ich ihm weh tue, vielleicht hätte ich bei ihm schlafen sollen, so wie sonst auch. Aber wäre das wirklich richtig gewesen? Ich habe keine Gefühle für ihn. Ich will ihm doch nur helfen, dass sie schwächer werden und auf Abstand gehen. Außerdem bin ich seit gut zwei Wochen in einer festen Beziehung und mein Freund will mich gleich noch besuchen. Eigentlich wollte ich Tim schon längst etwas von Phillip erzählen, aber irgendwie hab ich es vergessen oder nicht gewusst, wie ich das tun sollte. Und jetzt würde ich es sowieso erstmal nicht machen. Ich würde ihn nur noch mehr verletzen. Er sah sowieso schon so fertig aus. Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Auch als er wiederkam- seine Mutter hat mir erzählt, dass er eine kleine Runde mit Henry gedreht hat- habe ich ihm deutlich angesehen, wie sehr ihn die ganze Situation beschäftigt. Seine Augen waren gerötet, fast so, als wenn er geweint hatte. Hätte ich mich anders verhalten sollen? Hätte ich mit ihm reden sollen? Nein, das wäre nicht richtig gewesen. Allein, dass ich weiß, wie lange er schon in mich verliebt ist, sorgt dafür, dass ich mir Vorwürfe mache. Ich hätte es ahnen müssen. Ich kenne meinen besten Freund doch eigentlich so gut. Mir hätte es auffallen müssen, dass ihn etwas bedrückt. Aber nein, ich war nur mit Phillip beschäftigt. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen als ich an ihn denke. Gleich sehe ich ihn endlich wieder! Drei Tage war er jetzt geschäftlich unterwegs und ich habe ihn wirklich vermisst. Vielleicht auch, weil das mit uns noch so frisch ist und wir die Abende davor immer zusammen verbracht haben. Ich sehe meinen Freund bereits vor dem Mehrfamilienhaus stehen, in dem ich wohne und direkt hebt sich meine Laune. Auf einen Schlag ist Tim aus meinem Kopf vertrieben und es gibt nur noch meinen Freund.