(K)ein Kind? 1

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Sicht Tim
„Und? Was sagst du?" will ich am Abend wissen als ich mit Jan kuschelnd im Bett liege. Ich möchte wissen, was er zu unserem Tag mit Lars sagt. Wobei mir die Antwort eigentlich schon klar ist. Er kommt mit Kindern und vor allem mit Babys nicht gut klar. Deswegen hatten wir uns extra für einen Tag eins „ausgeliehen" um zu schauen, ob es wirklich so schlimm für ihn ist oder ob wir uns nicht doch vorstellen können, in Zukunft ein Kind zu adoptieren. Aber schon den ganzen Tag wirkt er alles andere als begeistert. „Soll ich ehrlich sein?" ich nicke: „Du sollst immer ehrlich zu mir sein" auch, wenn ich genau weiß, was er sagen wird. „Ich glaube, das ist nix für mich..." mein Herz bricht bei diesen Worten, auch wenn ich sie erwartet habe. Der Gedanke, mit Jan eine Familie zu gründen, war halt einfach zu schön. Niemals hätte ich mich so in diesen Traum reinsteigert dürfen. Mein Wunsch wird sich niemals erfüllen „Es tut mir leid, Tim" ich zucke nur mit den Schultern und setze mich auf „Ist schon ok. Ich komme schon damit klar" ohne ein weiteres Wort verlasse ich das Schlafzimmer und laufe ins Wohnzimmer. Ich krame die Zigarettenpackung aus der untersten Schublade des Regals und trete auf den Balkon unserer Wohnung. Ich habe ewig nicht geraucht und auch nur Jan weiß, dass ich es überhaupt mal getan habe. Lange vor unserer Hochzeit habe ich ihm versprochen, dass ich damit aufhöre- und ich habe es ja auch geschafft- doch gerade ist der Schmerz zu groß. Ich kann ihn nicht anders verarbeiten, auch wenn ich weiß, dass es der falsche Weg ist. Genießerisch nehme ich den ersten Zug seit über einem Jahr und fühle mich sofort befreiter. Auf einmal ist alles so leicht, wie früher als ich richtig süchtig war. Langsam lasse ich den Rauch zwischen meinen Lippen hindurch entweichen und folge ihn mit meinen Augen in die Dunkelheit der Nacht. Zufrieden seufze ich und lehne mich an das Geländer des Balkons. Ich denke an den Traum, der mich schon mein ganzes Leben lang begleitet: Ich will Kinder und dass alle in unserem Umfeld momentan Eltern werden, macht es nicht gerade besser. Es ist jedes Mal ein Stich in meinem Herzen, wenn sie glücklich von ihrem Nachwuchs erzählen und es mich daran erinnert, dass ich niemals in der gleichen Position sein werde. Auch meine Mutter schwärmt immer davon, wie gut sie es sich vorstellen kann, dass wir mal ein Kind adoptieren. Es fällt mir schwer, ihr zu eröffnen, dass dies niemals der Fall sein wird. Warum kann mein Leben nicht perfekt sein?

Mich würde mal interessieren, was eure Lieblingnamen sind oder wie ihr euer Kind nennen würdet :)

Gewitter im Kopf OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt