Nachdem ich Stunden auf ihn gewartet und dann von Kai einen Anruf bekommen habe, das ich so schnell es geht in's Krankenhaus gehen soll, ist nicht das was ich an einem Freitagabend im Sinn hatte.
Kai meinte das es besser wäre wenn ich anstatt er ihn holen würde. Und da gebe ich ihm recht. Kai behandelt Ryan wie eine Glasfigur und überdenkt jedes Wort das er zu ihm sagt, ich aber nicht.
Mir reicht es.
Er brauchte nicht einmal sagen warum Ryan im Krankenhaus ist. Wahrscheinlich hat er sich wieder volllaufen lassen und das offensichtlich zu viel. Er tut mir nicht mehr leid und Mitgefühl kann ich auch nicht mehr aufbringen. Es hatte keinen Grund das er es macht. Er hätte einfach mit mir heimgehen sollen und das war's.
Stattdessen hat er es wieder verbockt.
Inzwischen kann ich mich nicht mehr darüber ärgern, sondern nur noch enttäuscht den Kopf schütteln. Ehrlich gesagt hat mich der Anruf nicht überrascht. Nachdem er nach ein paar Stunden immer noch nicht da war, konnte ich mir schon denken was er macht. Eigentlich bin ich nicht die Person, die Menschen zur Wahl stellt, doch bei ihm muss es anscheinend sein.
Er muss endlich begreifen das es so nicht geht. Wenn er dachte das vor ein paar Stunden zwischen uns nichts gut war, will er mir sobald ich ihn abhole lieber nicht in's Gesicht blicken. Er hat mich mehrfach fast verloren und heute ist die letzte Chance die er bekommt um mir zu beweisen das er eine weitere verdient.
Ich will so sehr das es klappt, vor allem weil ich schon so viel in unsere Beziehung investiert habe, doch wenn es immer so weiter geht will ich es nicht.
Er muss eine Entscheidung treffen.
Mit grimmigen Gesicht laufe ich den Gang entlang in dem mir eine Krankenschwester gesagt hat wo er liegt. Vor seiner Tür bleibe ich stehen und atme nochmal tief ein, bevor ich die Türklinke nach unten drücke und das Zimmer betrete.
Ryan sitzt mit dem Rücken zu mir und sieht aus dem Fenster. Seine Haltung drückt schon sein Wohlbefinden aus:
Er fühlt sich beschissen.
Doch im Moment ist mir das egal. Er ist selbst Schuld.
„Kai?"
Anscheinend weiß er nicht das ich ihn abhole. „Das hättest du wohl gerne."
Sein Kopf zuckt zu mir, worauf er sich eine Hand daran hält. „Sam?"
Ich stolziere zu ihm und stelle mich mit verschränkten Armen vor ihn und sehe auf ihn herab. „Tut dein Köpfchen weh? Wie viele Gläser hast du denn zu viel getrunken, mein armer Junge? Soll ich dir vielleicht noch eine Aspirin bringen?"
Er presst seine Lippen zusammen. „Du bist sauer."
Aufgebracht rufe ich „Darauf kannst du wetten, Ryan! Was zum Teufel soll das? Die Frage ist ernst gemeint. Willst du mich komplett verarschen?"
Er lässt nur den Kopf hängen und spielt mit seinen Fingern. Mit der Nummer kommt er nicht davon. Nicht mehr.
„Hast du zu deiner Verteidigung nichts zu sagen? Gar nichts?"
Angespannt fragt er „Können wir bitte gehen?"
„Nein. Wir reden hier und jetzt."
„Bitte. Ich kann hier nicht sein."
Ich weiß nicht ob das ein Ablenkungsmanöver ist oder er es ernst meint. Ich glaube ihm nichts mehr. Er hat mein Vertrauen ein weiteres Mal gebrochen. Ob ich ihn wohl jemals ohne Sorgen irgendwo hingehen lassen kann?
„Umso schneller du mir erzählst was der Scheiß hier soll, desto früher können wir gehen. Oder denkst du ich bin gerne hier? Denkst du das, Ryan?"
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Suddenly You Were Here
Teen FictionDen Koffer packen, in den Zug steigen und nie wieder zurückblicken, dass ist Sam Eastwood's Plan. In einer Kleinstadt in Virginia ein neues Leben starten und endlich den Traum nachgehen, den sie schon seit Jahren hat. Ein Studium in völliger Freihei...