Ryan hat nicht gelogen als er gesagt hat, das er mir ein tolles Weihnachten schenkt. Er hat sich wirklich Mühe gegeben um zu vermeiden das ich mich irgendwie traurig fühle.
Nach einem Arbeitstag kam ich abends heim und auf einmal strahlen mir Lichterketten in den verschiedensten Farben entgegen und ein riesiger Weihnachtsbaum steht im Wohnzimmer. Er hat mir wirklich das ganze Weihnachtspaket geschenkt, doch mir hätte auch nur er selbst als Gesellschaft gereicht. Mehr brauche ich nicht... aber die Sachen waren natürlich nochmal ein großer Extrapunkt.
Ich verbringe Weihnachten definitiv mit der richtigen Person.
„Andrew und Kai wünschen uns frohe Weihnachten." Ich lache und halte Ryan mein Handy entgegen. „Mit den breitesten Lächeln."
Sein Mundwinkel zuckt während er mir durch die Haare fährt. „Andrew grinst wie ein Idiot. Schreib das genauso zurück."
Lächelnd haue ich ihm auf die Brust. „Langsam glaube ich das diese gemeinen Dinge eigentlich gar nicht so gemeint sind. Insgeheim seid ihr wahrscheinlich die besten Freunde."
Er macht Würgegeräusch. „Ich habe dich akustisch nicht verstanden. Wie war das?"
Ich verdrehe die Augen und stopfe ihm einen Keks in den Mund. „Ach, halt die Klappe."
Mit funkelnden Augen isst er und meint dann „Das ist aber nicht nett. Wolltest du nicht positive Energie an Weihnachten haben?"
„Du machst es mir nicht gerade leicht, du Miesepeter." Amüsiert betrachte ich ihn.
„Bring mich doch dazu nettere Dinge zu sagen." Schelmisch grinst er.
Ich setze mich auf und sage „Dein Wortschatz beinhaltet nur Schimpfwörter und provozierende Bemerkungen."
Er lässt die Worte in sich sinken. „Hm, da widerspreche ich dir jetzt nicht."
Lächelnd tippe ich ihm auf die Nase. „Wow, du willst nicht mit mir diskutieren? Was ein schönes Weihnachtsgeschenk."
Neckend erwidert er „Ich bin ein so guter und braver Junge, oder? Bekomme ich dafür auch etwas?"
Ehrlich frage ich „Was wünscht du dir denn?"
Ich kann mir nur vorstellen wie er sich während der Feiertage fühlen muss. Er wollte zwar das ich mich nicht traurig fühle, aber ich denke das alles war auch für ihn gedacht. Normalerweise wäre er jetzt bei seiner Familie und würde es sich gut gehen lassen, stattdessen wird er nur wieder daran erinnert das er nie wieder mit ihnen Weihnachten feiern kann. Nie wieder irgendetwas mit ihnen machen kann.
Der einzige Unterschied ist, das er dieses Jahr nicht alleine ist.
Ich bin zwar kein Ersatz für seine Eltern aber ich kann ihm wenigstens etwas davon geben. So wie er mir eine schöne Zeit beschert, beschere ich ihm eine. Doch trotzdem weiß ich das er am liebsten von seinen Eltern in den Arm genommen werden möchte und er ihnen sagen kann wie sehr er sie liebt. Mein Herz zieht sich zusammen bei dem Gedanken das er nie wieder die Möglichkeit dazu hat.
Ich frage mich ob ich Glück habe diese Art von Schmerz nicht empfinden zu müssen. Ich habe zwar bevor sich meine Eltern scheiden haben lassen Weihnachten und all das gefeiert und es war auch ganz nett, doch es war nicht das was man sich unter einem schönen Fest vorstellt. Die Wärme hat gefehlt. Die Freude. Die Entspannung. Das Miteinander. Die Liebe. Man merkt an dem Endresultat das es vorherbestimmt war das unsere Familie ein Desaster wird.
Ich vermisse nichts von damals.
Aber manchmal wünsche ich mir doch nur ein einziges Mal ein richtiges Weihnachtsfest mit der Familie zu haben, auch wenn ich weiß das dieser Wunsch niemals in Erfüllung gehen wird.
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Suddenly You Were Here
Ficção AdolescenteDen Koffer packen, in den Zug steigen und nie wieder zurückblicken, dass ist Sam Eastwood's Plan. In einer Kleinstadt in Virginia ein neues Leben starten und endlich den Traum nachgehen, den sie schon seit Jahren hat. Ein Studium in völliger Freihei...