Was gibt es schöneres als einen Zeichenkurs in der letzten Stunde für diesen Tag zu belegen?
Stimmt, nichts.
Ich sitze vor einem großen Fenster mit Ausblick auf dem Campus. Ich skizziere die Aussicht bestimmt schon seit gut einer halben Stunde, doch das Endresultat wird es wert sein.
Und wenn ich dann erst mit dem Farbenspiel beginne!
Wie gesagt, es gibt nichts schöneres gerade.
Der fetteste Pluspunkt ist auch noch das Ryan neben mir sitzt und in seiner eigenen kleinen Künstlerwelt versunken ist.
Er sieht wirklich wie ein Künstler aus.
Seine Leinwand ist riesig. Ich weiß nicht genau was sein Ziel ist, aber ich bin jetzt schon beeindruckt von dem was er da tut. Jeden Strich oder Farbklecks den er macht, ist mit äußerster Präzision gewählt. So konzentriert und gleichzeitig gelassen habe ich ihn noch nie gesehen.
Kunst ist wirklich sein sicherer Hafen.
Mein Blick wandert zu seinem Gesicht, welches ein kleines aber sanftes Lächeln schmückt. Hinter seinem Ohr hat er einen Kohlestift geklemmt, während er in seiner Hand einen Bleistift und einen Pinsel hält. Sein Hemd ist bis zum Ellbogen hochgeschoben und sein Unterarm ist leicht mit Farbe bespritzt.
Er selbst ist ein Kunstwerk für sich.
Er ist das schönste was ich je gesehen habe.
Als würde er meinen Blick auf sich spüren dreht er seinen Kopf zu mir und hebt neckend eine Augenbraue. Grinsend beiße ich mir auf die Lippe und wende schnell den Blick ab.
Summend wende ich mich wieder meiner Arbeit zu, höre aber sofort wieder auf als sich ein gewisser Jemand daneben stellt und sich an das Fensterbrett lehnt.
Mit verschränkten Armen.
Möge Gott mir beistehen.
„Beobachtest du mich etwa?"
Ich lehne mich zurück und lächele. „Nein. Und du mich?"
Amüsiert funkelt er mich an. „Nein."
Ich spiele provokativ mit meiner Haarsträhne. „Was machst du dann hier?"
Seine Augen wandern über mein Gesicht. „Sehen wie weit du bist. Tatsächlich bist du weiter als ich gedacht habe."
Empört meine ich „Hey! Was denkst du denn von mir?"
Er zuckt mit den Schultern. „Vom ganzen Starren dachte ich das du noch nicht einmal eine Linie gezeichnet hast."
Ich deute auf meine Leinwand. „Tja, wie du siehst bin ich multitaskingfähig."
„Also gibst du zu, das du mich wie ein sabbernder Hund angestarrt hast?" fragt er neckend.
Ich haue ihn mit meinem Pinsel. „Du bist so blöd. Außerdem habe ich gar nicht dich, sondern deine Arbeit angesehen."
„Ach, wirklich?"
„Ja."
Er legt den Kopf schief, worauf ihm ein paar Haare in die Stirn fallen. „Und was sagst du?"
Kurz starre ich sein perfektes Gesicht an, bevor ich sage „Es drückt Ryan aus."
Sein Blick wechselt von mir zu seinem Gemälde. „Mehr Details."
Kurz überlege ich. „Ich weiß nicht. Es spiegelt irgendwie deine Seele wider."
„Inwiefern?"
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Suddenly You Were Here
JugendliteraturDen Koffer packen, in den Zug steigen und nie wieder zurückblicken, dass ist Sam Eastwood's Plan. In einer Kleinstadt in Virginia ein neues Leben starten und endlich den Traum nachgehen, den sie schon seit Jahren hat. Ein Studium in völliger Freihei...