Kapitel 5

132 12 5
                                    

María's Sicht

"Du bist wunderschön...", flüsterte er während er mit seinem Zeigefinger über meine Wange strich.

"Ich würde dich sehr gerne besser kennen lernen, María."

Harry's Stimme klang sanft und ein bisschen rau. Er schaute mir tief in die Augen. Ich stand wie angewurzelt da. Ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte. Harry war ganz nah an mich herangetreten und schaute mich von oben, da er gut einen Kopf größer war als ich, mit seinen wunderbaren grünen Augen an.
Man hörte das leise plätschern der Themse neben uns und das rascheln der Blätter, wenn der Wind sie leicht durch die Luft wirbelte.

"María?"

"Harry?"

Das war erste Wort was ich seit einer Ewigkeit herausbrachte.
Er ging noch ein bisschen näher an mich heran.
War das überhaupt noch möglich? Und sah mich noch fester an. Ich war wie gefesselt von seinem Blick. Plötzlich beugte er sich zu mir hinunter und nun waren seine Lippen nur noch ein paar Zentimeter von meinen Entfernt. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu entspannen.
Ich spürte Harry's Atem schon auf meiner Haut und wusste dass seine Lippen meine bald berühren würden...

"Biiiip Biiip Biiip Biiip..."

Ich riss die Augen auf und saß sofort senkrecht in meinem Bett.
Nach ein paar Sekunden, als ich mich orientiert hatte, entspannte ich mich wieder und starrte stumm auf unsere Zimmertüre. Ich blendete das Piepen meines Weckers aus.

Das war so ein schöner Traum gewesen...Ich will wieder zurück!
'Tja María, das Leben ist nunmal kein Traum!' ,meldete sich eine kleine Stimme in meinem Kopf und ich wusste auch, dass se recht hatte. Das Leben war wirklich nicht wie im Traum...

"María, mach endlich den verdammten Wecker aus!"

Céline's Stimme klang müde, genervt und dumpf, wegen des Polsters, den sie sich auf ihr Gesicht drückte. Ich vermutete mal wegen des Lärms.
Ich lies mich zurück in meinen Polster fallen, streckte meine Hand aus und drückte auf meinen Wecker. Sofort kehrte eine angenehme Stille ein und ich hörte wie Céline sich in ihrem Bett umdrehte und einen zufriedenen Seufzer ausstieß. Dann kam ein leises Schnarchen von dem Bett neben mir. Ich wusste, dass sie wieder eingeschlafen war und musste lächeln.

Dann wendete ich mich wieder meinem Selbstgespräch in meinem Kopf zu.
Also.
Ja, genau das Leben war nicht wie im Traum. Und genau deshalb bin ich ja auch gestern vor Harry weggerannt. Aber ich hätte nicht wegrennen sollen. Oder hab ich eh das Richtige gemacht? Ach, keine Ahnung.
Am liebsten wäre ich jetzt wirklich wieder in meinen Traum zurück gekehrt. Aber wegen diesem doofen Wecker bin ich aufgewacht.

Wieso hatte ich ihn nochmal gestellt? Aja, weil Celiné und ich heute in der Früh joggen gehen wollten. Naja daraus würde wohl nichts mehr werden. Ich schaute auf meinen Wecker, es war gerade einmal 8:00 Uhr am Vormittag. An einem Samstag. So früh wachte ich normalerweise nie auf. Na toll, danke Wecker.

Aber einschlafen würde ich jetzt sowieso nicht mehr können, obwohl ich nur knapp fünf Stunden geschlafen hatte. Also hob ich meine Füße aus meinem Bett und stand auf. Ich ging zu meinem Schreibtisch und schnappte mir mein Handy und meine Kopfhörer.

Ich bin einfach ein Musik-Mensch, wenn man das so sagen kann. Ich liebe Musik über alles und höre natürlich auch viel Musik und zwar zu jeder Tageszeit. Außerdem lebte ich schon immer nach dem Motto:

'Kopfhörer rein. Musik an. Welt aus.'

Und das 'Welt aus.' könnte ich im Moment wirklich gut gebrauchen.

Als ich wieder bequem in meinem Bett saß steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und hörte 'More Than This' von One Direction. Ich hatte auf 'Lied wiederholen' gedrückt und deshalb würde es jetzt eine ganze Weile laufen.
Als Harry den Refrain sang lief mir eine warme Gänsehaut den gesamten Rücken hinunter. Ich schloss die Augen und gab mich voll und ganz dem Lied hin.
Es passte gerade richtig gut zu meinen Gefühlen.
Aber ich hatte mir versprochen nicht mehr wegen Harry zu weinen und ich wollte dieses Versprechen nicht wegen eines Liedes brechen, deshalb versuchte ich stark zu bleiben.

'I've never had the words to say,
But now I'm askin' you to stay
For a little while inside my arms,
And as you close your eyes tonight,
I pray that you will see the light,
That's shining from the stars above.'

Als Zayn die Bridge mit seiner wunderbaren hohen Stimme sang brach der Damm und eine einzelne Tränen rann unter meinem geschlossen Augenlied hindurch und meine Wange hinunter. Sie hinterließ eine kleine brennende Spur, die sich über meine ganze Wange zog. Auf diese klitzekleinen Träne folgte aber sofort noch eine. Und dann wieder eine.
Langsam aber sicher begann ich wirklich zu weinen.
Wieso war ich nur vor ihm weggerannt?
Jetzt werde ich ihn nie wieder sehen.
Nie wieder!
Aber ich will ihn wieder sehen.
Und wieder berühren...

Die Tränen rannen nur so meine Wange hinunter während immer noch 'More Than This' in meinen Ohren zu hören war. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen. Ich fühlte mich so elend.
Aber ich hatte doch gesagt dass ich nicht mehr weinen würde. Nicht wegen ihm.

So María, jetzt reicht's!

Mit einem Ruck riss ich die Kopfhörer aus meinen Ohren und öffnete meine Augen. Dann wischte ich mir mit meinen kalten Händen über die Wangen, bis sie wieder halbwegs trocken waren. Ich stand auf, schmiss mein Handy auf mein Bett und ignoriert dabei die Tatsache, dass das Lied immer noch lief.
Ich schlich leise aus unserem Zimmer, um Céline nicht aufzuwecken und ging ins Badezimmer. Ich verschloss die Türe hinter mir und sah als erstes einmal in den Spiegel.

Ich sah wirklich schrecklich aus. Ich hatte knallrote Augen wegen den ganzen Tränenausbrüchen, die ich in den letzten vierundzwanzig Stunden gehabt hatte.
Dann hatte ich tiefe Ringe unter den Augen, ich denke mal wegen des Schlafmangels und zur Krönung hatte ich noch total zerzauste Haare.
Ich wandte meinen Blick von dem Spiegel ab und schaute ins Waschbecken, dann machte ich den Wasserhahn an und wusch mir mit eiskaltem Wasser das Gesicht. Als ich mich ein wenig besser fühlte sah ich wieder auf.
Mein Aussehen hatte sich aber nicht so wirklich verbessert. Aber war ja auch egal, ich würde heute sowieso nicht mehr unser Haus verlassen.
Also schaute ich wieder auf meine Hände, die am Rand des Waschbeckens lagen und dachte nach.
Und woran dachte ich wohl? Richtig. An ihn.

Ich wusste dass es sich nichts bringt andauernd an einen Jungen zu denken, der nicht einmal eine Sekunde an dich denkt. Aber ich konnte nicht anders ich musste immer an ihn denken.

Sofort begann ich wieder zu zittern und spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen.
Ich rutschte langsam an der Wand neben dem Waschbecken hinunter und saß jetzt am Boden. Langsam zog ich meine Knie an meine Brust und legte meinen Kopf auf sie. Ich machte mich so klein wie möglich.
Ich wusste nicht wieso. Aber es tat so weh. Es tat so weh nur an ihn zu denken und zu wissen, dass er nie an mich gedacht hat. Aber ich wollte nicht weinen. Nicht wegen ihm. Nicht wegen einem Jungen, der mich jetzt wahrscheinlich schon vergessen hatte...

Aber die Frage war eher was ich jetzt wirklich für ihn empfand.
Vielleicht bin ich wirklich in ihn verliebt. Es wäre zwar keine Schöne Sache, aber sich etwas vorzulügen ist noch schlimmer.
Ich bin kein Liebesexperte...Nein, ganz eindeutig nicht. Denn auch wenn ich früher irgendwelche 'Probleme' mit Jungs gehabt habe, war immer Céline die, die mir gute Tipps und Ratschläge gegeben hatte.
Aber diesmal war ich mur ziemlich sicher, und das muss was heißen!

Ich war verliebt. In Harry Styles. Na Super.

That Guy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt