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Es war 15:15 Uhr als Tendou auf die Uhr sah. Seine Schicht hatte erst vor etwas mehr als einer Stunde angefangen. Die Zeit verging wie im Flug, denn es gab viel zu wenige Krankenschwestern und Pfleger und es gab viel zu tun.

Schnell ging Tendou durch den Gang, mit einigen Akten unter dem Arm, die er zu einem Arzt bringen sollte, als er an einer Familie vorbeikam, die etwas verloren wirkte. Eine relativ junge Mutter, die ihren Sohn an der Hand hielt und ein für die Frau etwas alt aussehender Mann. Als Tendou gerade an ihnen vorbei ging wurde er an der Schulter gepackt und durch den plötzlichen Stopp wäre er fast umgekippt. Der ältere Herr sah ziemlich wütend aus und hatte sich den Rothaarigen geschnappt. „Sagen sie, wie lange müssen wir noch warten? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!" fuhr er Tendou an. Dieser Blickte von dem Mann zu der Frau, zu dem Jungen, der ein paar blaue Flecken hatte und immer wieder schniefte, und dann wieder zurück zu dem Mann. „Haben sie sich schon angemeldet? Da sind sie hier nämlich falsch, sie müssen..." „Einen Scheiß muss ich! Man schickt uns von einem Ende dieses verdammten Krankenhauses zum anderen und keiner kann uns weiterhelfen!"

Tendou seufzte. Gut das er viel Geduld hatte und öfter mit wütenden Patienten umgehen musste. Vor allem Eltern, die sich um ihre Kinder sorgten, neigen dazu, schnell die Fassung zu verlieren und Tendou verstand das, weshalb er ruhig blieb. Er ging in die Hocke und beugte sich noch etwas um auf Augenhöhe mit dem Jungen zu sein. „Ich werde sehen, dass ich so schnell wie möglich einen Arzt finde, der sich das ansieht." Er strich dem Jungen die Haare aus dem Gesicht und sah auch dort blaue Flecken. „Was ist denn passiert?" fragte er den Jungen mit sanfter Stimme, doch dieser sah nur zu Boden und antwortete nicht. Stattdessen antwortete der Vater. „Der Idiot ist... mit dem Fahrrad gestürzt und jetzt hört er nicht auf zu heulen, weil ihm sein Arm so weh tut."

Der Rothaarige bemühte sich zu überhören, dass der Mann seinen Sohn gerade Idiot genannt hatte und versuchte ruhig zu bleiben. Immer noch hatte Tendou eine gute Intuition, was Menschen betraf und hier war er sich ziemlich sicher, dass der Junge nicht vom Fahrrad gefallen war, sondern das der Vater des Jungen etwas damit zu tun hatte. Aber in so einem Fall musste man vorsichtig sein.

Tendou stand wieder auf und wandte sich der Mutter des Jungen zu, die auch sehr still zu sein schien. „Ich bringe ihren Sohn in ein Behandlungszimmer, der Arzt wird gleich da sein. Sie können hier warten." Er deutete auf ein paar Stühle, die an der Wand aufgestellt wurden.

Schon schaltete sich der Vater wieder ein. „Ich werde doch hier nicht warten! Ich werde mit reingehen!" Der Mann schien sich aufzuplustern um größer zu wirken, war aber trotzdem fast einen ganzen Kopf kleiner als Tendou. Dieser hob beschwichtigend die Arme nach oben. „Schon in Ordnung, sie können bei der Untersuchung natürlich dabei sein. Ich werde den Jungen nur schon einmal vorbereiten und die Schürfwunden sauber machen und sie kommen dann mit rein, wenn der Arzt da ist. In Ordnung?"

Tendou wusste, dass die Eltern in so einem Fall eigentlich die ganze Zeit bei ihrem Kind bleiben konnten, aber wenn sein Bauchgefühl stimmte, wollte er den Jungen von seinem Vater trennen. So konnte er den Jungen in Ruhe fragen, was passiert war.

Nach einer kurzen Diskussion stimmte der Vater zu doch bevor Tendou den Jungen mitnehmen konnte, beugte sich der ältere Herr nochmal hinunter, legte seinem Sohn die Hände auf die Schultern und flüsterte ihm zu. „Wenn man dich fragt, sagst du einfach die Wahrheit, du bist vom Fahrrad gefallen, richtig?" Der Junge nickte und ging dann mit Tendou in eines der Zimmer.

Dort hob Tendou den Jungen hoch und setzte ihn auf eine Liege, die Akten immer noch unter den Arm geklemmt. „So, ich heißte Satori, wie heißt du?" Der Junge antwortete nicht. „Du brauchst keine Angst haben, wir helfen dir, ok?" Der Junge nickte vorsichtig. „Ich muss kurz Bescheid sagen, dass du hier bist, damit der Arzt kommt, ich bin sofort wieder da, ok?" Der Junge nickte wieder und Tendou verschwand kurz, aber nicht durch die Tür durch die sie gekommen waren, sondern durch eine an der Seite des Zimmers, die mit einem Raum verbunden war, in dem sich andere Pfleger und Krankenschwestern befanden. Dort erklärte er kurz was los war und seinen Verdacht und eine der Schwestern telefonierte sofort mit dem Jugendamt, dass sie jemanden vorbeischicken sollten um die Sache zu prüfen. Ebenso wurde ein Arzt informiert.

Ich will nur dich (Ushiten)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt