Jemand rüttelte sanft an meiner Schulter. Ich hob den Kopf von der Schreibtischplatte und blickte auf zu Mom, die einen luftigen Pyjama und ihren Morgenmantel trug. Müde blinzelte ich sie an. Sie hatte das Zimmerlicht einschalten müssen, da es draußen schon komplett dunkel war. Mit einem kleinen Lächeln zog sie etwas von meiner Wange, was sich als knallgrünes Post-It entpuppte.
"Warst du die ganze Zeit am Lernen?", fragte sie und setzte sich auf die Wäschekiste neben dem Schreibtisch.
Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht und nickte. Mom, Dad und Mo waren nur eine gute halbe Stunde nach mir Zuhause angekommen. Ich hatte gesagt, dass ich noch für Mathe lernen musste, dabei hatte ich alles schon seit Tagen gelernt.
"Ich musste ein bisschen runterkommen. Risa und ich haben uns ein bisschen gestritten. Also ich habe mich ein bisschen mit ihr gestritten, sie hat sich nur Sorgen gemacht. Unbegründet. Glaube ich jedenfalls. Ich weiß nicht", erzählte ich und legte den Kopf zurück auf die Tischplatte.
Ich dachte an Julians und Risas Überfürsorglichkeit und an die Nachricht, die Taehyung mir später geschickt hatte.
"Lag es an deinem Kostüm für heute?"
Wieder nickte ich und ersparte mir eine Antwort. Mom presste die Lippen zusammen und schnaubte.
"Ich weiß, dass Risa es nur gut meint. Aber ich finde es auch nicht falsch, dass du dich gewehrt hast, denn ich weiß auch, dass du keinen Beschützer brauchst. Nicht mehr. Ich weiß, dass du weißt, was du tust und für wen du das tust, nämlich in diesem Fall nur für dich selbst. Erklär es ihr und nimm es dir nicht so zu Herzen. Sie wird das verstehen, so wie du ihre Sorge verstehst."Ich lächelte dankbar, denn Moms ruhige Worte waren genau das, was ich brauchte. Aber dann dachte ich an Julian.
"Was ist mit Jul? Er ist Taehyung angegangen, weil er mir seine Jacke gegeben hat."
Mom schüttelte etwas belustigt den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Du weißt, dass Julian sich gerne in bestimmte Dinge reinsteigert. Weißt du noch, als Jesper sich mit einem Mädchen geprügelt hat, das zwei Jahre älter war als er?"
"Wie könnte ich mich nicht daran erinnern? Das Mädchen hätte ihn im Fluss ertränkt, wäre Julian nicht eingeschritten."
"Ja, das war ein böser Kampf und die beiden waren erst neun und elf. Aber damals hat Jesper dieses Mädchen immer und immer wieder abweisen müssen und irgendwann wurde aus Zuneigung Wut. Also ist es eskaliert."
"Mom, ich kenne die Geschichte."
Sie nickte und lächelte, obwohl das keine Geschichte zum Lächeln war.
"Dann weißt du ja auch, dass Julian alles getan hätte, um seinen Bruder zu retten und dass er seitdem jede mögliche Gefahr von allen fernhalten will, die er liebt. Er will dich nur vor etwas beschützen, was vermutlich nicht einmal auftritt und in solchen Momenten solltest du ihm einfach zeigen, dass du alles unter Kontrolle hast."
Leichter gesagt, als getan. Wie hätte ich denn Julian klarmachen sollen, dass alles okay ist, wenn er nicht einmal genau hinsieht? Er hätte von vornerein nicht so harsch sein müssen. Er hatte ja nicht einmal gewusst, was passiert war.
"Rede einfach so bald es geht mit Risa und Julian und geh jetzt schlafen. Und hör bitte auf zu lernen, du hast schon die ganze letzte Woche in jeder freien Minute gelernt."Mom erhob sich und strich mir durchs Haar. An der Tür blieb sie noch einmal stehen.
"Gute Nacht, Solin."
"Gute Nacht, Mom. Danke."
Sie hob den Daumen und grinste mich an. Da fiel mir noch ein, dass ich eigentlich noch mit ihr über diese ganze Guillaume-Sache reden wollte.
"Mom", sagte ich schnell, bevor sie den Raum verlassen konnte. Sie sah mich mit fragendem Blick an, aber ich konnte auch die Besorgnis sehen, die darin mit schwebte.
Zügig setzte ich ein heiteres Lächeln auf und machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Schon gut, ist nicht so wichtig. Lass uns morgen darüber reden."
"Okay", sagte sie leise und schloss langsam die Tür hinter sich, während sie darauf wartete, dass ich doch noch mit der Sprache rausrückte.
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Jin In The Bottle 2 || park jimin
Fanfiction|Part 2| Kim Solin weiß noch gar nicht wie sorglos, behütet und einfach ihr Leben ist, trotz des neuen Schülers aus ihrer Nebenklasse, der sie fälschlicherweise für einen Jungen hält. Erst, als eine antike blaue Flasche auftaucht und mit ihr ein un...