Samstag, 06.07.2002
„Lass mich Rose sehen." Mein Mann steht schon wieder vor der Tür. Doch diesmal werde ich ihn nicht hereinlassen. Nicht nach all dem, was er angerichtet hat. Ich kann meine Tochter nicht auch noch verlieren.
„Sie ist bei meiner Freundin", gebe ich zurück. Ich schaue in das verzweifelte Gesicht des Mannes, den ich über alles und jeden geliebt habe. Doch alles, was ich jetzt in ihm sehe, ist ein verantwortungsloser Vater und Ehemann.
„Du kannst sie nicht ewig vor mir verstecken!", brüllt James mich an und stemmt die Hände gegen den Türrahmen. „Irgendwann wird sie wissen wollen, wer ihr Vater ist."
„Lass das meine Sorge sein."
Samstag, 25.07.2020
Mädchen. Ist das wirklich die richtige Bezeichnung für eine weibliche Person am Anfang ihrer Zwanziger? Betrifft das nicht eher die Leute unter zwanzig? Oder Schülerinnen? Wäre es daher nicht korrekt, eine Dreiundzwanzigjährige als Frau zu betiteln? Gerne auch junge Frau. Ich weiß noch wie meine Mama mich immer gelobt hat. „Braves Mädchen", hat sie gesagt, wenn ich eine Aufgabe erfüllt habe, die sie mir aufgetragen hat. „Ein hübsches Mädchen hast du da", hatten die Nachbarn manchmal auch zu ihr gesagt. Damals ist mir nicht bewusst gewesen, dass es einen Unterschied zwischen einer Frau und einem Mädchen gibt. Doch jetzt wo ich erwachsen bin, – also eine Frau – fasse ich es beleidigend auf, als etwas anderes gesehen zu werden.
Seit dem Vorfall im Fitnessstudio kann ich an nichts anderes mehr denken, als an Jordans Worte. „Ich bin nur ein frustrierter Mann, der in den letzten Wochen nichts anderes getan hat, als zu arbeiten. Und du bist nur ein hübsches Mädchen mit einem hübschen Hinterteil." Dabei nervt mich zum einen, dass er in einem Atemzug eine unsichtbare Grenze zwischen uns gezogen hat. Er ist ein Mann und ich bin nur ein Mädchen. Ein Kind. Seine Ansicht hilft mir also nicht besonders die Unsicherheiten loszuwerden, die seit langer Zeit in meinem Kopf nisten. Was macht ihn zu einem Mann, das mir fehlt, um eine richtige Frau zu sein? Ich habe einen gesunden Zyklus und habe alle körperlichen und psychosozialen Entwicklungen durchlebt, die während der Pubertät anstehen. Zur Schule gehe ich nicht mehr, habe sogar zwei Jobs und kochen und putzen kann ich auch. Spricht das nicht alles für das Erwachsenendasein? Oder kann man es erst so nennen, wenn man sich laut Papier den Dreißigern nähert?
Zum anderen bringt mich der letzte Satz zur Weißglut. Er sieht mich als ein Objekt. Ich bin nur ein Mädchen mit einem hübschen Hinterteil? Dass ich nicht lache. Als ich Pamela davon erzählt habe, hat sie gelacht und gemeint, ich solle es als Kompliment nehmen. Zugegebenermaßen ist es das ja auch, da ich meinen Hintern selber nicht sonderlich schön finde. Nichtsdestotrotz gibt es ihm nicht das Recht mich und meinen Körper so zu sexualisieren. Ich habe schließlich auch nicht gesagt, dass es mich angemacht hat, mich an ihm zu reiben, weil er etwas Großes in der Hose zu haben scheint. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, hat es mich ja wirklich etwas angemacht, aber das sage ich ihm schließlich nicht. Das würde seinem übergroßen Ego nur noch mehr gefallen. Außerdem will ich ihn nicht nur auf seinen Körper reduzieren, wie er es bei mir tut.
„Warum ziehst du so ein Gesicht?", fragt Amber und schmeißt sich auf Nicolas' Bett, das ich gerade frisch bezogen habe. Nachdenklich scanne ich ihren Körper zum zigsten Mal auf und ab. Sie ist groß, hat ein schönes, erwachsenes Gesicht und ist sicherlich auch älter als ich.
„Sag mal", murmele ich und spiele mit dem Kabel des Staubsaugers. „Wie alt bist du eigentlich?"
Verwirrt runzelt sie die Stirn. „Siebenundzwanzig. Warum?"
„Würdest du dich als Frau bezeichnen?", bohre ich weiter nach und umgehe dabei ihre Frage.
Amber lacht. „Sagen diese prachtvollen Brüste etwas anderes?" Demonstrativ zieht sie sich ihr Top herunter, um besagte prachtvolle Brüste zu präsentieren. Ich beiße mir auf die Unterlippe und wende kopfschüttelnd den Blick ab. „Das letzte Mal, als ich geguckt habe, hatte ich auch keinen Penis zwischen den Beinen."
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Blue Rose - Band 1
RomanceRose ist Zwölf, als sie den ersten Brief von dem mysteriösen Blue Rose bekommt. Sie weiß nicht, wer hinter diesem Pseudonym steckt, der behauptet, ihre tote Mutter gekannt zu haben. Aber mit der Zeit lernt sie ihm zu vertrauen. Jahrelang halten sie...