Sonntag, 02.08.2020
Pamela ist entsetzt, als ich ihr am Abend von meinem Gespräch mit Jordan erzähle. „Du willst mir nicht ernsthaft sagen, dass du nicht verstanden hast, was er dir damit sagen wollte."
„Ich meine es ernst", gebe ich schulterzuckend zurück. „Er zieht mich doch nur auf." Unsicher über meine eigenen Worte, werfe ich die Decke über meinen Kopf um meinen verwirrten Gesichtsausdruck zu verbergen. Tut er das wirklich?, frage ich mich selbst.
„Rose", seufzt meine beste Freundin und klingt, als könne sie nicht glauben, wie hirnlos ich eigentlich bin. „Ich wusste ja, dass du schwer von Begriff bist, aber jetzt gehst du zu weit."
„Hey", schimpfe ich und komme unter der Decke hervor, um nach ihr zu schlagen. Meine Faust kollidiert mit ihrem Oberarm, den sie sich daraufhin mit der anderen Hand reibt. „Was glaubst du denn, was er mir sagen wollte? Alles, was mir durch den Kopf geht, macht keinen Sinn. Die einzig realistische Erklärung ist, dass er ein Vollidiot ist, der mich nur auf den Arm nehmen will..."
„Ich glaube", sagt sie laut, noch bevor ich meinen Satz beendet habe. „Dass er auf dich steht." Laut lache ich auf, als hätte sie einen urkomischen Witz erzählt. Dabei ist mir dieser Gedanke auch bereits gekommen. Ich meine, es gibt immerhin genug Hinweise, oder nicht? Dass er sich rührend um mich gekümmert hat, muss nicht unbedingt bedeuten, dass er auf mich steht. Aber was ist mit der Erektion, die er gehabt hat, als er mir Selbstverteidigungstricks beigebracht hat? Man könnte sagen, dass er ein einfacher Mann ist und dass es das Testosteron gewesen ist, das aus ihm gesprochen hat. Aber komischerweise reicht allein diese Erklärung aus, damit mein Unterleib sich zusammenzieht und ein Kribbeln zwischen meinen Beinen entsteht. Ist körperliche Begierde nicht etwas, was mit positiven Gefühlen einhergeht? Es kann also gar nicht sein, dass er mich komplett verachtet. Und was ist mit den ganzen Vorhaltungen, die er vorgebracht hat. Dass er mir mehr Sympathie zeigen würde, wenn nicht ständig ein anderer Mann an mir hängen würde. Dass er keinen Spaß an diesem Abend gehabt hat und viele mehr. Ihm sind Dinge aufgefallen, die ich versucht habe zu verstecken und mir selbst nicht einmal bewusst gewesen sind. Aber er hat sie bemerkt, was bedeutet, dass er mir seine Aufmerksamkeit schenkt und ich nicht wie Luft für ihn bin. So sehr mich der Gedanke, dass er mich auf diese Weise mögen könnte, auch erfüllt, komme ich nicht drumherum, an all die Anzeichen zu denken, die mich vom Gegenteil überzeugen. Allem voran nehmen seine unfreundlichen Worte und Taten den größten Platz in meinem Kopf ein. „Du brauchst nicht so tun, als wäre das nicht offensichtlich, Rose." Ich will meiner Freundin gerade antworten, als unsere Mitbewohner plötzlich ins Wohnzimmer kommen. Beide haben Snacks und Getränke in den Armen für unseren gemeinsamen Filmeabend.
„Was ist offensichtlich?", will Chris wissen, als er sich neben seine Freundin setzt. Ordentlich stellt er die Sachen auf den kleinen Tisch vor uns und öffnet bereits das erste Bier.
„Würde mich auch interessieren", mischt Matt sich ein und nimmt neben mir Platz. Hilfesuchend sehe ich zu Pamela. Das schelmische Grinsen auf ihren Lippen sagt mir, dass sie keinerlei Interesse daran hat, mich zu unterstützen.
„Ihr seid doch Männer", beginnt sie und lehnt sich etwas vor, um Chris und seinem Bruder ins Gesicht sehen zu können.
„Das weißt du doch, Baby", lacht Chris neben ihr und deutet sich demonstrativ auf den Schritt. Matt, Pamela und ich schütteln nur den Kopf. „Was hat es zu bedeuten, wenn ein Mann einer Frau sagt, dass er nicht möchte, dass sie ständig etwas mit anderen Kerlen macht?" Ich will dazwischenrufen, dass es nicht direkt das ist, was er gesagt hat. Aber nach längerem Überlegen muss ich mir eingestehen, dass er es indirekt gesagt hat.
„Er ist jelly", kommt es prompt von Chris. „Jealous. Was denn sonst?"
„Interessant", murmelt Pamela und wirft mir dabei einen vielsagenden Blick zu. Den Jungs scheint er nicht zu entgehen, denn plötzlich tritt ein fragender Ausdruck in ihre Gesichter. „Und was ist, wenn er sagt, dass sie ihm ihre Gefühle nicht dadurch zeigen soll, indem sie ihn eifersüchtig macht, sondern auf eine andere Art?"
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Blue Rose - Band 1
RomansaRose ist Zwölf, als sie den ersten Brief von dem mysteriösen Blue Rose bekommt. Sie weiß nicht, wer hinter diesem Pseudonym steckt, der behauptet, ihre tote Mutter gekannt zu haben. Aber mit der Zeit lernt sie ihm zu vertrauen. Jahrelang halten sie...