Einundzwanzigstens

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Mir hätte klar sein müssen, dass Jonah unorganisiert genug war, während der Visite reinzuplatzen. Ich saß aufrecht in meinem Bett, als er an der Tür klopfte und hereinkam ohne eine Antwort abzuwarten. Überrascht blickte er den Arzt an und auch dieser zog die Augenbrauen hoch.

Ich konnte ein lächeln nicht unterdrücken. »Tut mir leid, ich komme einfach später nochmal«, murmelte er und war schon dabei die Tür wieder zu schließen als ich ihn zurückhielt: »Warte!«

Jonahs Kiefer spannte sich an, den Türgriff noch immer umklammernd, sah er zu mir. Wartete.

»Möchtest du dich nicht setzen? Wir sind gleich fertig.«

Jonah sah zu Dr. Iyer, der sich um ein freundliches Lächeln bemühte. Unsicher kam er in den Raum und schloss die Tür hinter sich, ließ sich stumm auf dem Stuhl neben meinem Bett nieder, auf dem gestern noch Emma den Abend verbracht hatte.

»Wie bereits gesagt, Miss Marlow, die Ergebnisse sehen gut aus, wir sind sehr zuversichtlich.«

»Danke.« Ich konnte seinen Worten noch immer nicht glauben, konnte nicht fassen, dass es tatsächlich gute Neuigkeiten über meine schmerzende Brust gab. Die frischen Bandagen drückten gegen die Wunden und ich traute mich kaum richtig Luft zu holen.

»Rufen Sie ihre Eltern an, verkünden Sie ihnen die Nachrichten. Morgen früh können Sie sicherlich nach Hause gehen, sobald wir Ihren Ernährungsplan durchgegangen sind.« Mit einem letzten Lächeln in meine und einem Nicken in Jonahs Richtung verließ Dr. Iyer schließlich das Zimmer und ließ uns mit den Neuigkeiten zurück.

Ich griff nach Jonahs Hand. »Kannst du es glauben?«

»Jetzt wird gefeiert was?«, murmelte er mit einem schmalen Lächeln und lehnte seine Wange gegen unsere Hände. Mit meiner freien Hand strich ich ihm durch die dunklen Haare, den Nacken.

»Was willst du zuerst machen?«, fragte ich ihn.

»Es ist deine Party«, entgegnete er ohne den Kopf zu heben. Ich gab ihm einen Stoß und er richtete sich auf, küsste mich, stürmisch und weniger zögerlich als am Sonntag. Herz machte einen Satz, als ich mit den Fingern über seine Wange strich, mich an ihn klammerte. Der Kuss war verzweifelt, verloren. Ich löste mich von seinen Lippen, versuchte meinen Atem zu beruhigen, meinen Herzschlag, die aufkeimende Euphorie. »Gut, was hältst du von Kaffee?«

»Wenn ich in Jogginghose zu unserem Date erscheinen kann?«

»Dabei habe ich mir so viel Mühe für mein Outfit gemacht.«

Ich lachte und ließ mir von ihm aus dem Bett helfen. »Apropos Date – «, begann ich, während Jonah unsere Finger miteinander verschränkte. »Wollen wir irgendwann mal so wirklich ausgehen? Nur für uns Feiern?«

»Schwebt dir was bestimmtes vor?«

»Du holst mich ab, wir gehen zusammen essen, du erzählst mir deine tiefsten Geheimnisse und ich dir meine und dann bezahle ich und du bringst mich wieder nach Hause – ganz jugendfrei.«

»Ganz Jugendfrei«, lachte er und küsste mich erneut. Ich mochte sein Lachen, sein lächeln, sein ganzes Gesicht, wenn er zufrieden aussah, wenn er entspannt aussah. »Also – Kaffee?«

»Gerne.«

»Ich gehe übrigens auch gerne mit dir auf ein Date.«

Weil Dr. Iyer kein offizielles »Okay« gegeben hatte und ich nicht sonderlich scharf darauf war, das Krankenhausgelände zu verlassen, ließen wir uns in der Cafeteria für die Besucher nieder und tranken Filterkaffee und Tee aus To-Go-Bechern. Ich genoss den Fensterplatz und die durchscheinende Sonne, die mir die Haut wärmte.

A Pain That I'm Used ToWo Geschichten leben. Entdecke jetzt