Kapitel 1: Das Treffen der Schatten

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Es war eine stürmische Dezember Nacht. Über Schloss Zwielicht, dort wo die Schattenfürstin über das Volk der Obsidianer herrschte, zogen dunkle Schneesturmwolken über den pechschwarzen Nachthimmel. Der eiskalte Wind peitschte durch die schneebedeckten Gassen der Stadt Ascathan und über die Mauern des Schlosses, welches sich wie ein Ungetüm aus schwarzem Fels über der Stadt erhob. Niemand war in dieser Nacht außerhalb seines Hauses. Sonst wäre man wohl, wegen des Sturms und der eisigen Kälte, umgekommen. Es wurde immer später und man konnte zusehen, wie die Lichter im Schloss langsam nacheinander erloschen und wie Gespenster in der Dunkelheit verschwanden. Die obsidianischen Wachen befanden sich in den Wachtürmen und schickten ab und an Krähen über ein Fenster in die kalte Schwärze hinaus, um Nachrichten in andere Teile der riesigen Stadt oder des Landes zu überbringen.

Lange nach Mitternacht war es, als sich im hohen Nordturm des Schlosses fünf Männer und Frauen versammelten. Einer nach dem anderen trat in den luxuriös ausgestatteten Raum. Prächtige, mit samtenen, dunklen Stoff bezogene Stühle standen um einen mächtigen Tisch herum. Auf ihm lagen ein riesiger Stapel Bücher, einige Pergament Blätter und ein Fass voll mit schwarzer Tinte, aus dem eine blutrote Feder herausragte. Schwere dunkelblaue Vorhänge bedeckten große Fenster, die beinahe bis zum Boden runter reichten.

Die fünf Personen begrüßten sich und setzten sich allesamt an den Tisch. Sie blickten einander wartend an. Es kam nicht oft vor, dass ihre Herrin sie warten ließ. Sie musste wohl noch einige wichtigere Dinge zu erledigen haben, bevor sie sich der Versammlung des hohen Rats anschließen konnte. Schließlich war sie die Herrscherin von Obsidia, dem Schattenreich. Die Herrschaften warteten lange und einige von ihnen blickten alle paar Minuten verstohlen auf die riesige schwarze Standuhr. Die anderen ließen ihre Augen über die Gemälde der vorherigen Schattenfürsten schweifen. 

Allesamt hatten etwas Furchteinflößendes an sich und schienen die Besucher mit ihren beinahe in allen dunklen Farbtönen leuchtenden Augen zu beobachten. Ihre Blicke bohrten sich förmlich in die Mitglieder des Rates, wodurch sich die Fünf immer unwohler in diesem Raum fühlten. Ganz besonders starrte sie das Gemälde ihrer jetzigen Herrscherin an. Es war kurz nach ihrer Krönung entstanden, die schon viele lange Jahre zurücklag. Sie war eine wunderschöne Frau mit langen, pechschwarzen Haaren, beinahe schneeweißer Haut und dunklen, saphirfarbenen Augen. Ihr Name war Malice. Zu dieser Zeit war die Schattenfürstin eine der mächtigsten Magierinnen des ganzen Kontinents Insha. Sie beherrschte viele Zauber, einige waren von der ganz dunklen Sorte, und wiederum waren andere sogar so komplex, dass ein normaler Obsidianer sein ganzes Leben dafür gebraucht hätte, um sie zu beherrschen. 

Mit ihrer Macht hatten sie es sogar vor wenigen Wochen geschafft einen Teil des Königreichs Ellanon einzunehmen und sogar Harrow, den König des Menschenvolkes zu vernichten. Obwohl diese ein Bündnis mit den starken Elfen gehabt hatten. Das Elfenheer eilte den Menschen zwar zur Hilfe, konnte aber nichts mehr gegen die verheerenden Kräfte der Obsidianer ausrichten, da sie alles, was sich ihnen in den Weg stellte, ohne Gnade zerstörten und niederbrannten. Unzählbar viele Menschen starben bei dem Angriff auf Ellindor, die Hauptstadt Ellanons. Ebenso ließen viele Krieger der Elfen in der Schlacht ihr Leben. Letztendlich gab es für die Hauptstadt keine Rettung mehr und sie musste aufgegeben werden. Der Elfenkönig rief seine Streitkräfte zurück nach Elysium. Die wenigen überlebenden Menschen flohen aus der Stadt gen Süden. Sie wollten in der Festungsstadt Forestina Zuflucht suchen. Die meisten erreichten dieses Ziel jedoch nicht, da sich einige Meilen vor der Stadt eine Truppe obsidianischer Attentäter versteckt hatte. Diese hatten den Auftrag, jeden der nach Forestina wollte, zu töten. Sie erfüllten ihre Aufgabe beinahe ohne Versagen. Nur eine kleine Anzahl von Überlebenden schaffte es an ihnen vorbei in die Stadt. Nachdem Ellindor eingenommen war, kehrte Malice nach Ascathan zurück. Jedoch war ihr Ziel noch nicht erreicht...

Kara - Das Herz der ElfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt