Sie erwiderte den Kuss, bevor sie überhaupt richtig mitbekam, was gerade passierte. Ihr Geist fühlte sich benebelt an. Dieser zögernde Kuss schien ihr alle Sinne zu rauben und sie gleichzeitig zu schärfen. Es rauschte in Eleas Ohren. Eigentlich war es mucksmäuschenstill hier draußen, aber für sie wurde jedes Flüstern, mochte es noch so leise sein, zu einem lauten Ruf herangewachsen. Aber plötzlich spürte sie ein kurzes Pieken, gefolgt von unglaublich lauten Geräuschen, die in ihren Ohren schmerzten und ihren Geist wieder aufweckten. Sofort beendete sie den Kuss, trat einen Schritt nach hinten und starrte erstaunt in Dahmons leuchtende, graue Augen, in die wieder dieses komische Funkeln trat, wie an jenem Nachmittag, als Elea ihm das Medaillon ihrer leiblichen Eltern gezeigt hatte. Aber diesmal leuchtete es viel stärker und angsteinflößender als damals. Zudem glitzerte der Ohrring an seinem rechten Ohr in einem starken, dunkelvioletten Ton, obwohl an diesen Ort beinahe kein Licht zu sehen war. „D-Dahmon ... ich ... Was ...?" Sie versuchte irgendwelche logisch klingenden Wörter zu einem sinnvollen Satz zusammenzureimen, was aber nicht wirklich funktionierte, da ihr Verstand wie ausgeschaltet war. Er antwortete nicht darauf. Stattdessen legte sich auf einmal ein düsteres Grinsen auf die blassen Wangen des Jungen und er begann lauthals zu lachen. Es war ein Lachen, das Elea noch in ihren Alpträumen verfolgen würde. Während er das tat, konnte sie nichts anderes tun, als ihn einfach nur irritiert anzuglotzen. Als Dahmon sich wieder eingekriegt hatte, sagte er mit einem dunklen Unterton in seiner Stimme, den sie noch nie zuvor bei ihm gehört hatte: „Wusste ich's doch. Ich habe zwar bereits geahnt, dass mehr hinter dir steckt, als die unschuldige Jägerstochter, die du vorgibst zu sein, Elea. Aber dass du so leicht zu durchschauen bist, hätte ich niemals gedacht." Er lachte wieder. Elea verstand nicht, was auf einmal mit ihm los war. Erst hatte er sie geküsst und jetzt das? Er fuhr fort: „Aber egal... Dann würde ich sagen, meine Mission ist erfüllt." Sie blinzelte mehrmals hintereinander, um sich zu vergewissern, dass sie dies alles gerade nicht träumte. Ihr Herz klopfte laut, während sie sich im Geiste unzählbar viele Fragen stellte, zu viele Fragen, auf die es keine Antworten gab. „W-Was redest du da, Dahmon? Welche Mission?" fragte sie stotternd und verwirrt. Seine beinahe schwarzen Augen richteten sich auf das Mädchen. Sie schienen sie durchbohren zu wollen. „Naja, sie ist fast erfüllt. Ich habe herausgefunden, wer du in Wahrheit bist. Und nun, da ich deine wahre Identität kenne, muss ich, wohl oder übel, dafür sorgen, dass du ihr nicht in die Quere kommen kannst." „Ihr? Was redest du da für wirres Zeug?!" „Oh, richtig. Wenn ich nun dein kleines Geheimnis kenne, solltest du meines auch erfahren, oder?" Böse grinsend trat er näher und flüsterte ihr ins Ohr: „Elea, ich bin ein wirklich ein Vampir, oder wie ich mich und mein Volk lieber nenne Obsidianer. Die Schattenfürstin Malice hat mir aufgetragen, dafür zu sorgen, dass du ihre Pläne nicht vereiteln kannst. Und mein Auftrag war es von Anfang an, dich ausfindig zu machen und zu töten!" „Was?!" rief sie geschockt und trat einige Schritte nach hinten. „Nein, das ... das kann nicht sein!" protestierend schüttelte Elea den Kopf. „Du ... aber wieso? Das glaube ich einfach nicht..." gab sie zitternd von sich. „Warum tust du das? Ich dachte, wir wären Freunde!" „Freunde?" lachte Dahmon lauthals. Er machte sich keinerlei Mühe, den Spott in seiner Stimme zu verstecken. „Du hast ernsthaft geglaubt, wir wären Freunde? Na, na, da ist aber jemand sehr naiv. Ich habe mich nur mit dir und den anderen angefreundet, um nicht aufzufallen, während ich meiner Aufgabe nachging. Und nach nicht mal einer Woche, habe ich sie auch schon fast erfüllt. Jetzt muss ich dich nur noch töten!"
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Kara - Das Herz der Elfen
FantasíaDer Ewige Krieg tobt auf dem Kontinent Insha. Schon seit Anbeginn der Zeit kämpfen Menschen, Elfen und Obsidianer gegeneinander. Mitten in diesem Krieg wächst Kara in einem kleinen Jägerdorf tief in den Wäldern auf. Eines Tages wird ihre Heimat plöt...