Kapitel 6: Die Wintersonnenwende

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Im Gasthaus war nichts anderes als totales Chaos am Werk. Tische und Stühle wurden wie verrückt durch den Saal geschoben. Aus der Küche riefen die Köche aufgeregt, man solle noch mehr Zutaten beschaffen. Generell hetzten alle wie wild gewordene Hennen durch die Gegend und rannten dabei manchmal versehentlich jemanden um. Lianna und Marys Mutter hatten die Freunde gebeten, die Schneeblumen, die sie gestern im Wald gepflückt hatten, in die kleinen Vasen auf den Tischen zu stecken und noch einige von den übriggebliebenen, schneeweißen und hellblauen Blüten auf den Tischen zu verteilen. Danach sollten sie noch die Kerzen anzünden, die bereits auf jedem Tisch standen. Als Elea bei dem Tisch ankam, an dem normalerweise immer Annikas Gruppe Platz nahm, überlegte sie erst, gar keine oder nur ein paar Blumen in die Vase zu stopfen und es einfach darauf zu schieben, dass es nicht genug waren, um sie ganz voll zu machen. Das Mädchen entschied sich dann aber doch dafür das Glas wie jedes anderes zu befüllen, weil sie sich schon verstellen konnte, was Lianna dazu sagen würde. Als die Arbeit schließlich getan war, gingen Elea und Mary zum Haus der Freundin, um sich dort etwas herauszuputzen – naja, der eigentliche Grund war, dass sie auf Frieda aufpassen mussten, bis die Speisen fürs Fest fertig zubereitet waren.

Elea drückte dem kleinen, vierjährigen Mädchen einige ihrer Lieblingsspielzeuge in die Hand, damit sie etwas beschäftigt war. Währenddessen holte Mary gerade Bürsten, Haarbänder und Schmuck aus ihrem Zimmer. Vorher waren sie noch schnell bei Elea vorbeigekommen, damit sie eines ihrer schöneren Kleider und auch etwas Haarschmuck mitnehmen konnte. Elea drehte sich zum Flur um, als sie Marys Schritte hörte. Ihre Freundin kam voll bepackt zurück. Sie balancierte ein Schmuckkästchen und eine Dose voller Haarbänder auf ihren Händen, auf ihre Arme hatte sie einige Kleider, Mäntel und Strumpfhosen gelegt. ,, Warte, ich helfe dir!" rief Elea kichernd. Sie nahm ihrer Freundin eine Schachtel und zwei der vielen Kleider ab. Frieda, die gerade mit einem in die Jahre gekommenen Teddybären spielte, schaute zu ihrer großen Schwester und auf ihrem Gesicht bildete sich ein breites, kindliches Lächeln. ,, Mary Verkleiden spielt? Ich auch!" meinte sie und sprang lachend auf. ,, Ja, Frieda, du musst dich noch einen kleinen Moment gedulden. Dich machen wir aber auch noch hübsch" versprach Mary ihr, damit sie wieder mit ihren Puppen spielen ging. Die Freundin wusste nicht recht, welches Kleid sie tragen sollte. Mit Eleas Hilfe entschied sie sich dann aber für ein dunkelgrünes mit Blümchenmuster. Elea zog sich ein dunkelrotes an und flocht Frieda die kurzen, roten Haare zu zwei Zöpfchen, während Mary versuchte ihre Löwenmähne zu bändigen. ,, Ach, verdammt! Ich hasse meine Haare. Man kann die nie richtig kämmen.", fluchte Mary. ,, Ich wünschte, ich hätte so langes, schwarzes Haar wie du, Elea. Ich bin echt ein bisschen neidisch auf dich, muss ich sagen" gab sie verlegen zu. ,, Was? Aber ich finde meine Haare jetzt auch nicht so schön. Weißt du, wie oft im Monat wir die schneiden müssen, damit die nicht bis zum Boden gehen?" Mary zuckte mit den Achseln. ,, Drei, Vier mal. Und dann auch so ein Stück." Sie zeigte ihr mit den Händen einen Abstand von ungefähr 10 Zentimetern und Marys Augen wurden groß. Elea wusste auch gar nicht, warum ihre Haare so schnell wuchsen. Manchmal wachte sie auf und ihre Haare gingen ihr auf einmal fast bis zum Hintern, obwohl sie am Vorabend viel, viel kürzer gewesen waren. Jedenfalls half Elea ihrer Freundin mit den Haaren und band sie zu einem schönen Dutt, um den sie noch eine geflochtene Strähne wickelte. Mary machte der Schwarzhaarigen eine halboffene Frisur und flocht einige der Strähnen. Als Mary ihre Freundin fragte, ob sie noch Schmuck oder eine Kette von ihr haben wollte, lehnte sie ab. Elea reichte ihr Medaillon, sie brauchte keine Ohrringe oder dergleichen, aber Mary machte ihr trotzdem noch eine Spange ins Haar, die mit einem funkelnden Edelstein geschmückt war.

Kara - Das Herz der ElfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt