Kapitel 2

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Schweigend sah ich mich in dem großen Zimmer mit den beiden Doppelbetten um. Es kam mir so surreal vor. Ab heute sollte ich also hier wohnen.
"Wenn du willst, kannst du im rechten Bett unten schlafen. Oder willst du lieber ins obere Bett?", fragte Yeongin und sah mich, noch immer mit einem breiten Lächeln im Gesicht, fragend an. Mein Blick glitt wieder zu den Betten.
"Unten klingt gut", antwortete ich und lächelte schüchtern. Zufrieden klopfte der Ältere mir auf die Schulter und zog mich Richtung Bett. Während In sich mit mir auf das eine Bett sinken ließ, machte es sich Seungmin gegenüber von uns bequem. Entspannt lehnte sich der Dunkelhaarige neben mir zurück.
"Du brauchst nicht nervös zu sein", meinte er, "Du bist schließlich im besten Zimmer des Hauses gelandet."
Ich warf Yeongin einen kurzen Blick zu und erkannte erneut diesen schelmischen Ausdruck in seinem Blick. Seine lockere und freudige Art half mir meine Anspannung abzulegen und nun auch ein ehrliches Lächeln zustande zu bringen. Wie von der Tarantel gestochen, setzte der Schwarzhaarige sich wieder auf.
"Wir haben uns noch gar nicht richtig vorgestellt. Tut mir leid. Wie Chan schon erzählt hat, bin ich Yeongin. Du kannst mich gerne Innie nennen. Ich war 2 Jahre Trainee bevor ich in die Band kam. Vor dir war ich der Maknae in der Gruppe", stellte In sich vor. Nun machte Seungmin mit einem Räuspern auf sich aufmerksam.
"Und ich bin Seungmin. Ich bin seit 2017 bei JYP und war bis jetzt immer der Zweit- Jüngste der Gruppe", erklärte er und schenkte mir nun ein zufriedenes Lächeln. Nun war ich wohl an der Reihe. Ich faltete meine Hände und ließ sie in meinen Schoß fallen, bevor ich mich vorstellte.
"Mein Name ist Thinnakorn, aber nennt mich Ti. Ich bin seit 3 Jahren Trainee."
"Chan hat erwähnt, dass du aus Thailand kommst?", hakte der jüngere der Beiden nach. Ich nickte.
"Ja. Ich bin in Bangkok geboren. Da mein Vater aber ursprünglich aus Korea stammte, bestand er darauf, dass wir dorthin ziehen, als ich 8 Jahre alt war. Also sind wir nach Seoul gezogen."
"Hast du Geschwister?", mischte sich auch Seungmin wieder ein.
"Einen älteren Bruder. Er ist ebenfalls Trainee. Aber bei einem anderen Entertainment", erklärte ich und sah den Älteren an. Gerade wollte Yeongin wieder zu einer Frage ansetzen, ehrlich gesagt half mir ihre Neugierde mehr und mehr mich zu entspannen, als es an der Tür klopfte. Mein Blick wanderte zur Tür, die kurz darauf geöffnet wurde. Vorsichtig steckte Felix den Kopf durch die Tür.
"Jungs, ich soll nur kurz fragen, ob ihr mit Ramen zum Mittagessen einverstanden seid?", fragte er und schenkte mir ein kurzes, freundliches Lächeln. Ich nickte und auch meine Zimmergenossen schienen zu Nicken, denn mit einem einfachen: "Super", verließ der Ältere den Raum wieder.
"Wir sollten dir vielleicht auch etwas zu den anderen erzählen. Dann sind sie dir nicht völlig fremd", schlug In, der eindeutig aufgewecktere der Zwei, vor. Ohne meine Antwort abzuwarten, begann er zu erzählen.
"Fangen wir mit Chan an. Wie du weißt, ist er der Leader. Wenn du irgendwelche Probleme hast, kannst du immer zu ihm gehen. Er ist einer der verständnisvollsten Menschen die ich kenne. Und ihn regt beinahe nichts auf. Dann haben wir Minho. Er ist wirklich nett, auch wenn er manchmal distanziert wirkt. Also, mach dir keine Sorgen, wenn er nicht sofort auf dich zugeht. Manchmal ist er etwas eigen, aber er wird dich mögen. Dann kommt Changbinnie", der Dunkelhaarige grinste, "er ist wirklich ein netter Hyung. Außerdem ist er ziemlich lustig und man kann ihn hervorragend ärgern. Hyunjin wirkt hingegen oft ernst, aber auch mit ihm wirst du dich sicher schnell gut verstehen. Er ist sorgsam und wenn du Mal Hilfe bei den Choreos brauchst, kannst du ihn hervorragend um Hilfe bitten."
"Jisung ist ebenfalls jemand, der gerne Späße macht und er ist wirklich nett. Du wirst ihn sicher mögen. Und Felix... Der hat dich wahrscheinlich schon ins Herz geschlossen. Er ist sehr lieb und achtet auf die anderen. Außerdem kuschelt er liebend gerne. Ihn muss man einfach mögen", mischte sich Seungmin ein und lächelte breit. Das klang doch schon Mal beruhigend. Jetzt durfte ich nur nichts vermasseln. Natürlich gab es einige Dinge, die schieflaufen könnten. Ich durfte nicht zu zurückhaltend wirken, sonst würden sie anderen noch denken, dass ich nichts mit ihnen Zutun haben wollen würde. Aber zu direkt sollte ich auch nicht sein. Und... Weiter kam ich mit meinem Gedankenkarussell nicht.
"Ti? Du wirkst angespannt. Alles gut. Du musst dir wegen nichts Sorgen machen. Das ist der große Vorteil, wenn du der jüngste der Gruppe bist. Auch, wenn es keiner zugeben würde, hast du einen Bonus. Nicht unbedingt vor dem Management, aber vor den Jungs. Glaub mir, ich hab schon ein paar Mal Blödsinn gemacht und bin immer gut davon gekommen. Nicht wahr, Seungmin?."
Mit einem frechen Grinsen wandte sich der frühere Maknae seinem Mitbewohner zu. Dieser verdrehte grinsend die Augen.
"Das stimmt. Wie oft er mich geärgert hat und nicht einmal Ärger bekommen hat. Aber aus der Nummer bist du jetzt raus, Innie. Jetzt gelten andere Regeln", gab Seungmin zurück und lächelte triumphierend.
"Denkst du.", murmelte Innie und sah dann wieder zu mir, "Also, mach dir keine Sorgen."
Er klopfte mir auf die Schulter und erhob sich dann vom Bett.
"Wir sollten nachschauen, ob die anderen schon was zu Essen bestellt haben. Ich verhungere."
Mit einem Grinsen stand ich ebenfalls auf und folgte Yeongin aus dem Zimmer, nachdem auch Seungmin aufgestanden war.

Es war ungewohnt mit ausnahmslos älteren Jungs am Tisch zu sitzen. Wenn ich mit den anderen Trainees gegessen hatte, war die Stimmung anders. Manche waren jünger als ich gewesen, nur wenige älter. Von daher hatten wir uns ganz ungezwungen verhalten können. Doch nun hatte ich das Gefühl, dass ich mir nicht den kleinsten Fehler erlauben durfte. Schweigend aß ich von den Ramen, die vor mir auf dem Tisch standen und warf hin und wieder einen Blick zu Yeongin. Chan, Felix und Hyunjin unterhielten sich über etwas, von dem ich nur die Hälfte mitbekam, die anderen schwiegen ebenfalls. Zumindest, bis Changbin die Stille unterbrach.
"Und Ti, haben die Beiden dich schon zu Tode gequatscht?", fragte er und deutete dabei auf meine Zimmernachbarn. Ich hob den Blick und schüttelte mit einem Lächeln den Kopf.
"Nein, alles gut. Ich mag ihre Gesellschaft", brachte ich unsicher hervor, was Changbin aber noch zufriedener aussehen ließ.
"Wir sind ja auch nicht du. Bei dir würden ihm sicher schon die Ohren bluten", gab Yeongin grinsend zurück, wofür er von Binnie einen bösen Blick kassierte. Doch ohne weiter darauf einzugehen, sah er mich wieder an.
"Du bist seit drei Jahren Trainee, richtig?"
Ich nickte erneut und biss mir kurz auf die Lippe, unsicher, ob ich etwas hinzufügen sollte. Doch der Ältere kam mir mit einer weiteren Frage zuvor.
"Dann hast du mit 14 Jahren also angefangen? Und deine Eltern? Haben die dich von Anfang an unterstützt?"
Sobald meine Eltern erwähnt wurden, versteifte ich mich. Ich sah kurz auf die halbvolle Schüssel vor mir und setzte dann zu einer Antwort an.
"Meine Mutter hat mich dazu gebracht, es als Trainee zu versuchen. Es war Glück, dass man mich aufgenommen hatte. Sie war immer sehr unterstützend, ja. Mein Vater hatte auch nie etwas dagegen. Solange meine Noten sich hielten, war er damit einverstanden", erklärte ich.
"Wohnst du momentan bei deinen Eltern?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich hab bei meinen Großeltern gelebt, bin aber dann in den Trainee-Dorm gezogen, damit ich ihnen keine Last bin. Mein Vater ist immer viel auf Reisen, wegen der Arbeit."
Im Augenwinkel sah ich den besorgten Ausdruck in Changbins Gesicht und spürte, wie er die eine Frage stellen wollte, die mir noch heute den Magen umdrehte. Ich ließ den Blick wieder auf die Schüssel wandern und aß weiter, auch wenn mir mein Appetit vergangen war. Die Stimmung wurde noch merkwürdiger und mit jeder Sekunde unangenehmer. Dann ergriff Bang Chan das Wort.
"Ti? Wir wollen dir gleich die Studios zeigen. Danach zeige ich dir den Zeitplan. Ist das in Ordnung für dich?"
Ich hob den Blick und nickte.
"Natürlich."
"Gut, dann esst auf Jungs und dann gehen wir."

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