Ich war nur einen Schritt entfernt. Einen letzten Schritt um endlich meinen Traum zu leben. Der zu sein, der ich immer sein wollte.
"Ti? Keine Angst, du schaffst das", ertönte Changbins Stimme hinter mir.
Ich nickte langsam, den Blick starr auf die Bühne gerichtet.
"Okay, macht euch bereit", wies Chan uns an. Ich atmete tief durch.
"Und...los."
Ich folgte Innie auf die Bühne, nervöser als je zuvor in meinem Leben. Meinen Blick richtete ich zu dem Älteren, zu ängstlich um ins Publikum zu schauen. Doch als Hyunjin sich neben mich stellte und mir eine Hand auf die Schulter legte, schaffte ich es endlich in die Menge zu schauen. Die Halle war voll. Irgendwo in der ersten Reihe entdeckte ich einen Mann mit Kamera. Unser Manager hatte bereits erwähnt, dass jemand vom Fernsehen da sein würde. Chans Stimme erreichte mein Ohr.
"1...2..."
Und eine Begrüßung folgte. Die ohnehin schon jubelnden Fans wurden für einen Moment lauter, ehe Chan einen Schritt vor trat. Zugegeben hörte ich ihm nur bedingt zu. Meine Aufmerksamkeit lag bei den Menschen vor mir. Sämtliche Augenpaare waren auf mich gerichtet und ich musste gestehen, dass mich eine Welle von Stolz durchströmte. Meine Aufmerksamkeit legte sich wieder auf den Leader, als dieser meinen Namen erwähnte. Er sah mich auffordernd an, woraufhin ich einen Schritt vor machte. Ich verbeugte mich, murmelte eine Begrüßung und stellte mich dann, so ruhig wie möglich, vor. Die Fans klatschten, riefen, jubelten. Und ich fühlte mich wie benebelt. Das Adrenalin schoss durch meine Venen. Verdammt, ich würde diese Leute stolz machen. Ich würde mein Bestes geben. Mein Bestes für Stays.Jisung hatte Recht. Kaum ging unsere Show los, war jegliche Panik verflogen. Ich vergaß keine Textzeile, verpasste keinen Einsatz und auch meine Stimme brach nicht. Alles lief reibungslos. Die Performances durfte ich nur von meinem Sitzplatz auf dem Hocker aus verfolgen, doch das störte mich nicht im geringsten. Auch wenn mich bereits darauf freute bald endlich selber performen zu dürfen.
Als wir die Bühne verließen, waren noch immer die Rufe der Fans zu hören. Meine Hände zitterten, was dem Adrenalin zuzuschreiben war, dass noch immer durch meinen Körper pumpte.
"Du warst großartig", ertönte es plötzlich hinter mir und Innie legte die Hände auf meine Schulter.
"Ihr ward der Wahnsinn! Eure Performances waren perfekt. Es ist... Ich danke euch, dass ich mit euch performen darf", antwortete ich.
"Das Kompliment können wir nur zurückgeben. Du bist einer der meist gefassten und talentiertesten Trainees die ich kenne", lobte Chan, der zu uns getreten war.
Mit einem breiten Grinsen sah ich zu Boden. Ich hörte Changbin und Jisung, die ebenfalls zu uns aufholten.
"Ich glaube, das war der beste Auftritt den wir je abgeliefert haben", meinte Changbin und wuschelte mir durchs Haar. Hätte er das vor dem Auftritt gemacht, hätte der Stylist sicher nie wieder mit ihm geredet.
"Stray Kids, ich bin stolz auf uns alle. Wir haben großartige Arbeit abgeliefert", rief Chan, sodass uns auch Felix und Seungmin hören konnten, die vor uns liefen. Ein zustimmenes Gemurmel ertönte, während wir uns auf dem Weg in die Garderobe machten. Kaum waren wir dort angekommen, änderte sich die Stimmung.
"Ich war bei dem Chorus von Hellevator viel zu langsam", murrte Minho als er sich auf einen der Stühle sinken ließ.
"Das ist nicht aufgefallen, wirklich", versicherte Hyunjin seinen Freund und setzte sich auf die kleine Couch.
"Ich hab einen Ton bei Astronaut verhauen", kam es nun von Seungmin, der sich mit frustrierten Blick auf den Boden neben Hyunjin sinken ließ.
Zugegeben hatte ich die Jungs noch nie so gesehen. Klar waren auch sie mal verunsichert, aber dass sie sich selbst fertig machten war ein ganz anderes Thema. Mir waren ihre Fehler nicht einmal aufgefallen.
"Ich fand ihr ward wirklich beeindruckend. Mir ist kein Fehler aufgefallen. Und unseren Zuschauern genauso wenig", beschwichtigte ich meine Gruppe.
"Danke, Maknae", murmelte Minnie.
Lächelnd legte Felix mir einen Arm um die Schulter.
"Ti hat Recht. Jetzt sollten wir erstmal stolz auf uns sein und unser gelungenes Comeback feiern. Ab morgen arbeiten wir an unseren Fehlern und Unsicherheiten!"
"Ja, Lix hat Recht. Lasst uns was Essen gehen", mischte sich Changbin ein.
"Wir sollten lieber was bestellen. Ich bin ziemlich fertig", gab Chan zurück, während er einen kurzen Blick auf mein Bein warf. Für diesen Vorschlag war ich ihm auch wirklich dankbar, denn langsam aber sicher machte mir mein Bein wieder zu schaffen.
"Großartig. Dann sollten wir uns beeilen. Ich verhungere nämlich", sagte Innie mit einem breiten Grinsen, wodurch er wie ein frecher, kleiner Junge wirkte.Chan stellte das gerade eingelieferte Essen auf den Wohnzimmertisch, während Changbin, Innie und ich uns vor das Sofa setzten. Hyunjin, Jisung und Minho ließen sich hinter uns auf der Couch nieder. Felix, Seungmin und Chan hatten sich für das andere Sofa entschieden.
"Film oder Serie?"
Felix sah fragend in die Runde, die Fernbedienung in der Hand.
"Serie."
"Serie."
"Film."
"Definitiv Film."
"Filmabend."
"Okay, stopp, so wird das nicht. Handzeichen wer einen Film sehen will", beruhigte Felix die Gruppe.
Ich und 4 andere der Gruppe meldeten sich.
"Schon überstimmt. Also, welchen Film gucken wir?", kam es frech von Jeongin.
"Dann wenigstens ein Action- Film", murrte Seungmin, der überstimmt worden war.
Wir einigten uns auf einen amerikanischen Klassiker, den ich bisher noch nie gesehen hatte. Zwar sprach mich dieses ganze Genre nicht wirklich an -viel zu viel Blut- aber den Jungs schien er zu gefallen. Also war auch ich zufrieden. Doch meine Gedanken wanderten wieder und wieder zum Auftritt zurück. Zu den Fans, die wegen uns gekommen waren. Nur wegen uns. Sie hatten wegen uns geschrien, gelacht, vor Freude geweint. Das war doch verrückt.
Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass unser Auftritt bereits ausgestrahlt worden ist. Ich schnappte mir so beiläufig wie möglich mein Handy und gab #StrayKidsComeback auf Twitter ein. Twitter war überflutet mit Beiträgen zu unserem Comeback. Mit einem schmalen Grinsen überflog ich die ersten Tweets.
'Wahnsinns- Comeback'
'SKZ-Comeback. Ich hab sie so vermisst'
'Was war das für eine Show?! Hyunjin und Minho... Ahhh.'
Und dann stieß ich auf den ersten Tweet, der mich nervös werden ließ.
'Der neue Maknae ist wirklich süß'
Unbewusst spannte ich mich an, während ich weiter nach unten scrollte.
'Endlich wissen wir wen Stray Kids dazu geholt hat'
'Wieso konnte der Kleine nicht performen? War er verletzt? Ich hoffe, dass er schnell wieder fit ist'
'Ist es zu früh um sich schon in den neuen Maknae verliebt zu haben?'
Und dann traf ich auf den ersten Tweet, der mir Bauchschmerzen bereitete.
'Auf den Kleinen haben wir gewartet? Der macht die ganze Gruppe kaputt'
Ich scrollte weiter.
'Hat der Neue zu wenig Talent, dass man ihn nicht mal hat performen lassen?'
'Kann dieser Maknae bitte sofort wieder die Gruppe verlassen?'
'Der Neue kann nicht mal singen. Wieso tut sich SKZ das an?'
Ich erhob mich von meinem Platz und murmelte: "Ich muss kurz ins Bad."
Dann verließ ich das Wohnzimmer. Im Bad ließ ich mich langsam zu Boden sinken und heftete meinen Blick auf den schwarzen Bildschirm meines Handys. Es sollte mich nicht so fertig machen. Diese Aussagen sollten mich nicht treffen. Doch das taten sie. Schließlich war es das erste Mal, dass ich über mich las.
Meine Augen brannten, meine Augenbraue begann zu jucken und ich gab mein Bestes nicht los zu weinen. Mit geringem Erfolg.
"Ti?"
Leise klopfte es an der Tür. Jisung.
Ich rappelte mich auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Langsam öffnete ich die Tür, doch sah den Boden an.
"Entschuldige, ich hab das Bad blockiert", murmelte ich.
"Deswegen bin ich nicht hier. Du sahst... Nicht okay aus, als du gegangen bist. Was ist los? Hey, warte... Hast du geweint? Ti, ist was passiert?"
Seine Hände legten sich auf meine Schultern.
"Ich...", Ich wollte ihn nicht anlügen, "Es ist dumm. Ich hab auf Twitter nur ein paar Kommentare zu unserem Comeback gelesen."
Jisung schien mir nicht folgen zu können.
"Kann ich... Die sehen?"
Ich zögerte, ehe ich ihm das Handy reichte.
Er nahm eine Hand von meiner Schulter und las schweigend die Tweets, die ich mir kurz zuvor angesehen hatte.
"Oh, Ti. Das ist... Höre nicht drauf, verstanden? So viele Leute schwärmen von dir, also lass dich bloß nicht von diesen dummen Kommentaren runterziehen."
"Welchen Kommentaren?", ertönte Minhos Stimme hinter Jisung.
Wortlos reichte er dem Älteren das Handy, der sofort zu lesen begann. Dann sah er zu mir.
"Mhh und dabei bist du gar nicht das größte Problem. Ich meine, Changbins Rap klingt wie eine rostige Gießkanne auf die man draufschlägt. Und Felix ganzes Auftreten lässt uns wie einen Kindergarten aussehen. Und Jisung... dein... Kann man es überhaupt Gesang nennen... lässt sämtliche Fans taub werden. Mich sollte man am Besten aus der Gruppe werfen. Dann bleibt wenigstens etwas Gutes."
Fassungslos sah ich Minho an. Hatte er den Verstand verloren. Ich sah zu Han, der leise zu lachen begann. Witzig fand ich das allerdings nicht.
"Wieso sagst du so etwas? Das ist doch gar nicht wahr."
"Ich habe nur das gesagt, was man auf Twitter über uns sagt."
Nun wurde mein Blick mitleidig. Wie konnte jemand so etwas behaupten? Das war einfach nur böse.
"Hey,Ti, Jisung hat Recht. Diese Kommentare sind von Wichtigtuern. Kein Fan wurde sowas sagen. Wir alle durften uns sowas schon anhören. Und jeder war bei dem ersten Mal ziemlich verletzt. Drei Tage lang habe ich wirklich überlegt, ob diese Person nicht Recht hat. Aber Chan und Hyunjin haben mir das schnell wieder ausgeredet. Und nun reden wir dir aus auf so einen Stuss zu hören!"
Ich brachte ein schmales Lächeln zustanden.
Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck legte Jisung mir einen Arm um die Schulter und schob mich Richtung Wohnzimmer.
"Na komm, jetzt sehen wir uns mal alle neuen Tweets an. Ich bin mir sicher, es wird auch was sinnvolles dabei sein", meinte der Ältere lächelnd.
Minho lief vor und rief ins Wohnzimmer: "Planänderung. Chan, öffne Twitter. Die ersten Comeback-Beiträge sind online."
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Be a part of SKZ // Stray Kids (SKZ; OC)
Hayran Kurgu"Du kennst meine Meinung, Chan. Aber viel kann meine Stimme jetzt sowieso nicht mehr ausrichten. Die Anderen haben sich entschieden. Also bleibt mir nichts übrig, als ihre Entscheidung zu respektieren. Das heißt aber nicht, dass ich mich darauf sofo...