Sobald wir auf dem Weg zum Tanzstudio waren, war die angespannte Stimmung wie verflogen. Auch mir ging es deutlich besser, was wahrscheinlich an Chans liebevoller Art lag. Den ganzen Weg über erzählte er mir, wann und wie oft wir trainierten, welche Geräte sich im Tanzstudio befanden und was die Gruppe momentan übte. Dabei warf er mir immer wieder ein Lächeln zu und stellte sicher, dass ich neben ihm lief. Es war schön, dass er mich nicht demonstrativ wie den Neuen behandelte.
Das Studio bot definitiv genug Platz für uns 9. Deckenhohe Spiegel bedeckten die Wand, die gegenüber der Tür lag. Hier und da waren Klebestreifen auf dem Boden zu sehen, die wahrscheinlich die Positionen der einzelnen Mitglieder, in ihrem zuletzt geprobten Song, markieren sollten.
"Und morgen wird hier deine erste Tanzprobe stattfinden", meinte Changbin und lächelte breit. Sichtlich nervös nickte ich. Ein kurzer Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich genauso unsicher aussah, wie ich mich fühlte. Das musste ich in den nächsten Tagen definitiv ändern, doch momentan übermannte mich meine Nervosität.
"Ich möchte Ti das Tonstudio zeigen", rief Felix, schob sich an Chan und mir vorbei zur Tür und deutete an, dass wir ihm folgen sollten. Lix aufgeweckte Art brachte mich zum Schmunzeln.
Auch das Tonstudio war größer, als ich erwartet hatte, doch hatte etwas gemütliches. Wie sehr freute ich mich schon darauf, hier das erste Mal etwas aufzunehmen. Es war ein Traum gewesen, den ich schon als Kind hatte. Und nun war ich so kurz davor, dass er wahr werden konnte.
Auf dem Rückweg zu unserem Dorm berichteten mir die Jungs, wo es das beste Essen gab, wo die schönsten Plätze waren um Inspiration zu finden und wo man am besten Videos drehen konnte. Dankbar nahm ich die Ratschläge entgegen und nickte immer wieder, bis wir schließlich die Wohnung erreichten.
"Und jetzt", meinte Chan, "geben wir ihm etwas Luft."
Dabei schob er Changbin und Felix demonstrativ zurück, die mittlerweile so nah neben mir standen, dass sich beinahe unsere Schultern berührten.
"Genau, macht Platz", mischte sich Jisung ein und legte mir einen Arm um die Schulter. Im Augenwinkel erkannte ich Chans Grinsen, mit dem er den Kopf schüttelte.
"In Ordnung. Wir sollten unsere freie Zeit noch für uns nutzen, bevor es morgen weiter nach Plan geht. Die nächsten Wochen werden wieder anstrengend, vergesst das nicht."
Bang Chans Vorschlag wurde mit eifrigem Nicken angenommen und es bildeten sich kleine Gruppen. Jisung trat zu Hyunjin und Changbin, während Felix sich zu Chan gesellte. Seungmin und Jeongin kamen zu mir zurück.
"Wollen wir zocken?", fragte Innie und sah mich fröhlich an. Ich nickte, erneut ein wenig unsicher.
"Super", kam es nun von Seungmin. Er machte sich bereits auf den Weg zum Wohnzimmer, als sich meine Aufmerksamkeit auf Minho legte. Offensichtlich hatte er sich zu keiner Gruppe gesellt. Meinem Mitbewohner, der jüngere der Zwei, entging mein Blick nicht.
"Soll ich ihn fragen, ob er mitmachen möchte?", fragte er und sah mich kurz an. Ohne meine Antwort abzuwarten, machte er sich auf den Weg zu seinem Bandmitglied. Ich hörte sie nicht, doch sah, wie sich Minhos Blick verfinsterte. Er warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er kopfschüttelnd zu Innie zurück sah. Dann verschwand er in einem der Zimmer. Mit einem Seufzen kehrte Jeongin zu mir zurück.
"Er hat schon was vor", murmelte er, wobei ich in seinem Gesicht deutlich erkannte, dass dies eine Lüge war. Doch es würde alles nur unangenehm machen, würde ich etwas sagen. Also nickte ich es nur ab. Ohne ein weiteres Wort und mit einem schmalen Lächeln, ergriff der Schwarzhaarige mein Handgelenk und zog mich zum Wohnzimmer, wo Seungmin bereits auf uns wartete.Dunkelheit erfüllte den Raum und das leise, gleichmäßige Atmen meiner Zimmergenossen waren das einzige, was mich daran erinnerte, dass ich nicht alleine war. Noch immer hellwach drehte ich mich auf die linke Seite. Ob ich diese Nacht überhaupt in den Schlaf finden würde, bezweifelte ich. Zu viele Dinge gingen mir durch den Kopf. Und dann war da noch dieses Gefühl. Diese Mischung aus Freude und Angst.
Mit einem leisen Seufzen setzte ich mich auf. Meine wirren Gedanken ließen mich einfach nicht zur Ruhe kommen. So still wie möglich erhob ich mich von meinem Bett und schlich zur Tür. So schnell wie möglich schlüpfte ich aus dem Zimmer, darauf bedacht, keinen der anderen Zwei zu wecken. Als dies geschafft war, wandte ich mich dem Flur zu. Auch hier war es stockfinster und nur das Licht, was zwischen dem Türspalt der Küchentür in den Flur fiel, half mir mich zu orientieren. Einen Schritt nach dem anderen stolperte ich durch die Finsternis, bis ich endlich die Küche erreicht hatte. Mit einem leisen Klopfen schob ich sie weiter auf, um selber den Raum betreten zu können. Zu meiner Überraschung saßen Changbin und Felix am Küchentisch, offensichtlich bis gerade in ein Gespräch vertieft.
"Oh, hey Ti, alles in Ordnung?"
Fragend drehte sich Felix zu mir, wobei erneut dieses beruhigende Lächeln auf seinen Lippen lag, dass meine Nervosität deutlich milderte.
"Ich... wollte nur etwas zu trinken holen", murmelte ich, wobei ich unentschlossen im Zimmer stand. Sollte ich mir einfach etwas aus dem Kühlschrank nehmen? Oder sollte ich einen der Jungs fragen? Gott, wie konnte man nur so unsicher sein.
Felix Stimme holte mich wieder aus meinem Gedanken.
"Hier, Ti", meinte er und hielt mir eine Wasserflasche entgegen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er sich von seinem Platz erhoben hatte.
"Danke, Hyung", antwortete ich schnell und nahm die Flasche an mich.
"Kannst du auch nicht schlafen?", kam es nun aus dem hinteren Teil der Küche. Mein Blick wanderte zu Changbin. Zögernd schüttelte ich den Kopf.
"Dann setze dich ruhig zu uns. Lix hat nichts dagegen, oder?"
Der Blonde schüttelte den Kopf und klopfte mir kurz auf die Schulter, bevor er zum Küchentisch zurück marschierte. Er setzte sich an den Rand der Sitzbank und deutete an, dass ich mich zu ihm setzen sollte. Dieser stummen Aufforderung kam ich augenblicklich nach. Obwohl die beiden mir nicht einen Grund gaben unruhig zu sein, begann mein Herz wieder zu rasen, als ich mich zu ihnen gesellte.
"In meiner ersten Nacht hier konnte ich auch nicht schlafen", eröffnete Binnie das Gespräch und warf mir ein freundliches Lächeln zu.
"Ich auch nicht. Ich war damals so nervös. Es ist etwas anderes sich mit seiner Band eine Wohnung zu teilen, anstatt mit anderen Trainees. Man hat das Gefühl, man muss sich erwachsen verhalten", pflichtete Felix seinem Freund bei, wobei er mir vollkommen aus der Seele sprach. Er hatte es auf den Punkt getroffen. Wahrscheinlich war es das Gefühl von Verständnis, dass ich mir nach seiner Aussage erhoffte, weshalb ich mich nun auch einbrachte.
"Ja. Ich... Es ist vollkommen anders, als mit den anderen Trainees. Ich meine, ihr alle seid wirklich nett zu mir und ihr... Ihr setzt mich nicht Mal unter Druck, aber...", ich versuchte die richtigen Worte zu finden, ohne die Jungs in irgendeiner Weise zu verletzen, als Changbin mich unterbrach.
"Aber es ist nicht einfach einfach die Nervosität abzulegen, richtig? Ich weiß wie es dir geht. Ich war am Anfang so nervös und das, obwohl die anderen nicht mal deutlich älter waren. Und trotzdem habe ich mir bei jedem Fehler beinahe in die Hose gemacht. Das wird sich aber legen. Gib dem ganzen Zeit. Und mach dir keine Sorgen, weder ich, noch Felix, noch sonst jemand der Gruppe wird das nicht verstehen können. Wir alle waren mal neu irgendwo, waren die jüngsten."
Binnie unterstrich seine Aussage mit einem Lächeln. Ein Lächeln, dass mich ebenfalls zum lächeln brachte. Ich wusste nicht welcher Teil der Antwort es war, der meine innere Unruhe für einen Moment dämpfte.
"Danke, Hyungs", antwortete ich und sah erst Changbin, dann Felix an, die zu schmunzeln begannen.
"Dafür musst du dich nicht bedanken, Ti, Freunde helfen sich doch."
Für einen Moment sah ich den deutlich aufgeregten Jungen der Beiden schweigend an, bevor ich lächelnd zur Tischplatte sah.
Freunde? Wie konnte so ein einfaches, kleines Wort, so einen Unterschied machen. Aber Freunde... Freunde hatte etwas mit Akzeptanz zu tun... mit Vertrauen.
Meine Sorgen, die mich den Abend wachgehalten hatten, schienen immer geringer zu werden. Dafür machte sich dieser hoffnungsvolle Gedanke in meinem Kopf breit. Der Gedanke, dass ich mein Ziel erreichen konnte. Der Gedanke, dass diese Band der Platz war, wo ich hingehörte.
----------Hier ist ein neues Kapitel.
Was sagt ihr dazu? Ich würde mich über euer Feedback freuen 💜
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Be a part of SKZ // Stray Kids (SKZ; OC)
Fanfiction"Du kennst meine Meinung, Chan. Aber viel kann meine Stimme jetzt sowieso nicht mehr ausrichten. Die Anderen haben sich entschieden. Also bleibt mir nichts übrig, als ihre Entscheidung zu respektieren. Das heißt aber nicht, dass ich mich darauf sofo...