Die nächsten Tage hing ich nach jeder Tanzprobe eine halbe Stunde dran. Auch das Gesangstraining ging ich hin und wieder für mich alleine durch, um die anderen zu überzeugen. Und wie es aussah, waren sie mit meinen Leistungen zufrieden. Zumindest Schienen es die meisten zu sein, was mich mit einem unfassbaren Stolz erfüllte. Nur Minho verhielt sich noch immer nicht so, als würde ihn meine Anwesenheit erfreuen. In der ganzen ersten Woche, wechselten wir nur eine handvoll Worte, dessen Ursprung reine Höflichkeit war. Ansonsten mied der Ältere mich. Und zugegeben, zehrte es mehr und mehr an meinen Nerven. Ich wollte nicht der Liebling aller sein. Gewiss nicht. Aber ich wollte nicht, dass jemand mich ansah, als würde er mich hassen. Vor allem, wenn ich nichts dafür konnte. Ich versuchte ihm Platz zu geben, das änderte die Situation nicht. Als ich auf ihn zuging, wies er mich zurück. Ohne nur einmal in Erwägung zu ziehen, zumindest schien es so, mich kennenzulernen. Mich. Ti. Nicht als neues Mitglied... sondern als Freund. Der 22-Jährige gab mir nicht einmal die Chance, seine Meinung über mich zu ändern. Und das tat weh. Trotzdem versuchte ich mein Bestes, ihn irgendwie von mir zu überzeugen. Bei jeder Probe gab ich Alles, was er nicht einmal beachtete. Auch, wenn es mir hin und wieder so erschien, als würde es sinnlos sein, sich nur für eine Person so ins Zeug zu legen, tat ich es. Wieder und wieder.
Die anderen der Gruppe waren zu einem Essen eingeladen. Zwar hätte ich mitkommen dürfen, aber wir alle wussten, dass das nur unnötige Fragen aufwerfen würde. Bis jetzt hatte der Manager darauf bestanden, dass ich, solange ich in der Probezeit war, von keinem der Jungs erwähnt wurde. Keines unserer gemeinsamen Fotos durfte gepostet werden und auch jeglichen Mitarbeitern war es untersagt, private Informationen weiterzugeben. Schließlich war alles noch unklar. Noch war ich kein Teil von Stray Kids. Bis jetzt war ich nur ein einfacher JYP- Trainee. Und ich hätte niemals etwas dagegen sagen wollen. Letztendlich hatte ich eine Chance, die die wenigstens Trainees hatten.
Die Zeit alleine verbrachte ich mit einer zusätzlichen Tanzprobe. Chan hatte mir am Nachmittag eine neue Choreographie gezeigt, die wir in den nächsten Tagen lernen sollten. Und da ich nicht wieder zurückfallen wollte, hatte ich beschlossen, frühzeitig mit einer Solo-Probe zu beginnen. Dazu sah ich mir wieder und wieder die geplanten Tanzschritte an, die Hyunjin in diesem Clip präsentierte. Es gab bis jetzt nur einen Tanzschritt, der mir ziemliche Schwierigkeiten bereitete. Die Drehung und der Ausfallschritt, der darauf folgte, waren schneller geplant, als dass ich sie ausführen konnte. Frustrierend.
Wieder und wieder wiederholte ich die Bewegungen, die bei Hyunjin so geschmeidig und leichtfertig aussahen. Doch mein Gleichgewicht verließ mich, sobald mein linker Fuß den Boden berührte. Mit einem frustrierten Seufzen fuhr ich mir durch die Haare. Gut. Ich sollte nicht frustriert sein. Es war die erste Probe für diese Choreo. Außerdem würde ich den Schritt in den nächsten Tagen sicher umsetzen können...
Erneut entfuhr mir ein Seufzen. Nein! Ich würde es an diesem Tag noch lernen.
Angespornt von dem Gedanken, Minho zu beweisen, dass ich alles dafür tat, damit ich in die Gruppe aufgenommen wurde, wiederholte ich den Schritt erneut. Und für einen kurzen Moment glaubte ich auch, dass ich es jetzt schaffen würde... Zumindest bis ich mich vertrat. Mein linker Fuß kam falsch auf und knickte zur Seite. Mit einem Zischen ließ ich mich auf den Boden sinken und umfasste meinen Knöchel, in der Hoffnung, dass der stechende Schmerz, der durch meinen Fuß jagte, dadurch gelindert werden würde. Verdammter Mist. Für einige Minuten saß ich in dieser Position da. Der Schmerz pulsierte und zog von meinen Zehenspitzen bis in die Waden. Dann hörte ich Stimmen vor der Tür. Ich blinzelte die Tränen, die sich in meinen Augen gesammelt hatten, fort und erhob mich langsam. Dabei stützte ich mich auf den Lautsprecher, über die die Musik für die Proben abgespielt wurde. Die anderen durften nichts davon erfahren. Ich wäre nicht der erste Trainee, der durch so einen Unfall, seine Chance in eine Band zu kommen zunichte machen würde. Wenn ich zu dem nächsten Comeback nicht einsatzfähig war, würde mich das Management einfach wieder rausnehmen. Ich hatte ja nicht einmal einen Vertrag.
Ich wollte in diese Gruppe. Mehr als alles andere. So eine gute Chemie wie mit den Jungs, würde ich in einer anderen Band nicht so schnell aufbauen können.
"Ti?", riss mich Changbins Stimme aus den Gedanken. Ich wandte den Blick zur Tür. Der Ältere kam mit einem Lächeln auf mich zu.
"Hast du die ganze Zeit geübt?"
Ich nickte langsam.
"Übernimm dich bloß nicht. Das reicht für heute. Lass uns was Essen gehen, okay?"
Der Braunhaarige legte mir einen Arm um die Schulter und drückte mich kurz an sich.
"Weißt du, ich kann es kaum erwarten, wenn wir dich endlich mit zu solchen Treffen nehmen können. Und wenn du endlich die anderen Idols kennenlernen wirst. Ich freue mich wirklich schon drauf, wenn du endlich deinen Vertrag bei uns bekommst und unser offizielle Maknae wirst", sprach der 21- Jährige mit einem zufriedenen Lächeln weiter. Der Satz war wie ein Schlag in die Magengrube. Wie sehr wollte ich einen Satz wie diesen hören... Nur hätte der Zeitpunkt nicht unpassender sein können.
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Be a part of SKZ // Stray Kids (SKZ; OC)
Fanfiction"Du kennst meine Meinung, Chan. Aber viel kann meine Stimme jetzt sowieso nicht mehr ausrichten. Die Anderen haben sich entschieden. Also bleibt mir nichts übrig, als ihre Entscheidung zu respektieren. Das heißt aber nicht, dass ich mich darauf sofo...