09; Linus

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,,Lass mich die Pilze besser zubereiten."

,,Wieso? Mache ich etwa etwas falsch?"

,,Naja, du machst es dir etwas schwerer als es sein müsste, das ist alles. Lass es mich dir zeigen. Du bist zwar ein begnadeter Koch, aber Pilze sind nunmal mein Fachgebiet."

Ohne meine Antwort abzuwarten, schiebt sich Amelie zwischen mich und den Herd. Dafür schlüpft sie unter meinem Arm durch und drückt mich dann mit ihrem Hintern leicht zurück, wahrscheinlich damit sie nicht ganz so eingequetscht wird, aber wenn sie mich schon von der Pfanne trennen muss, kann ich ihr doch wenigstens auf die Pelle rücken. Daher lasse ich mich nicht beirren, lege den Löffel beiseite und kessel sie mit meinen Armen und meinem Körper ein. Sie zeigt keinerlei Regung, während sie die Zwiebeln anbrät und das Brettchen mit den Pilzen zur Hand nimmt, dann kann ich mein Engagement wohl noch steigern. Grinsend streiche ich ihre Haare auf ihre linke Schulter und widme mich ihrer rechten Seite. Zuerst puste ich bloß gegen ihre Haut, wodurch sich sofort eine gut sichtbare Gänsehaut abzeichnet, dann lege ich meine Lippen hauchzart an die Stelle, wo ihr Hals in ihre Schulter übergeht. Die Gänsehaut wird noch stärker und sie hört auf, die Pilze zu halbieren. Erfreut über ihre Reaktion lächel an ihrer Haut, was ein leichtes Zittern durch ihren Körper schickt. Ich liebe ihre Reaktion auf mich.

,,Linus."

,,Was denn?"

,,Lass das. Ich kann mich so nicht konzentrieren und schneide mich am Ende noch."

,,Ich könnte die Pilze auch schneiden, wenn du mir sagst wie."

,,Nein, um die Pilze kümmere ich mich schon selbst."

,,Dann solltest du dich nicht auch beklagen."

Ich will ihren Hals weiter liebkosen, doch sie dreht sich weg und stemmt scheinbar wütend ihre Hände in die Seite. Offensichtlich soll ich sie gerade nicht berühren oder vielmehr liebkosen.

,,Du sollst damit aufhören."

,,Womit?"

,,Damit mich an all unsere Nächte, die wir anfangs noch hatten, zu erinnern. So kann ich mich einfach nicht konzentrieren."

,,Ach, du denkst daran, wie wir Sex hatten, wenn ich dich auf diese Art und Weise küsse?"

,,Ich denke daran, wie es sich angefühlt hat, sich dir endlich hinzugeben, ich habe es damals so herbeigesehnt, dass ich noch immer vor Sehnsucht regelrecht weinen könnte und wenn ich jetzt in deine Augen blicke, die mich so dunkel, voller Lust und Verlangen mustern, werden meine Beine regelrecht zu Pudding und all diese wilden Emotionen erwachen."

Kaum hat sie diese Worte ausgesprochen, beißt sie sich verlegen auf ihre Unterlippe. Sie hat sich immer schon schwergetan mit soetwas, errötet noch immer jedes Mal, wenn meine Finger unter ihren BH wandern und ich kann nicht anders als zu grinsen. Sicherlich bereut sie diese Worte gerade, aber mich machen sie einfach nur stolz. Es liegt sicherlich auch an dieser Zeit, in der man viel offener miteinander umgehen kann, aber etwas vergleichbares hat sie wenn überhaupt so selten gesagt, dass ich mich schier nicht daran erinnern könnte. Mit stolzer Brust beuge ich mich zu ihr herüber. Sie mustert jede meiner bedachten Bewegungen und ihre Pupillen weiten sich, als meine Lippen beinahe ihre streifen, doch mein Ziel ist ihr Ohr.

,,Ich kann auch nicht aufhören, daran zu denken, wie du meinen Namen in dieser Nacht zu den Sternen geschrien hast. Ich könnte genau jetzt noch jedes Detail dieser Nacht benennen und glaube mir, ich träume oft davon."

,,Aurelius."

Aus geweiteten Augen und mit geröteten Wangen haucht sie meinen ganzen Namen, meinen echten Namen, als wäre er das schönste Wort, das sie kennt. Ich könnte regelrecht über sie herfallen, aber meine Vernunft bekommt den letzten Rest Selbstbeherrschung zwischen die Finger und hält mich zurück. Ich darf nicht alles ins Chaos stürzen. Ich darf sie weder auf die Lippen küssen noch so lieben, wie in jener Nacht. Um mich diesem Entschluss näher zu bringen, reiße ich mich regelrecht von ihrem Anblick los und mache einige Schritte in Richtung der Küchentür. Mir ist heiß und ich bin definitiv erregt, sie ist es auch, aber daran darf ich nicht denken, dann ist es zu spät.

,,Ich bin dann jetzt kurz duschen."

,,Und was ist mit mir?"

,,Was soll mit dir sein?"

,,Du fixt mich an und hörst dann auf. Was soll ich jetzt machen?"

,,Keine Ahnung. Ich würde dir ja rein theoretisch gern anbieten, dass du mitkommen kannst, aber du musst leider die Pfanne mit den Pilzen bewachen. Also, lass bloß nichts aus den Augen und werde kreativ."

,,Du kannst manchmal ein richtiges Arschloch sein."

,,Wenn du schon den Kochlöffel nach mir wirfst, solltest du mich wenigstens knapp verfehlen und nicht so weit daneben zielen."

,,Pass auf, sonst werfe ich als nächstes die Messer nach dir. Damit treffe ich bestimmt."

,,Nein, du willst mir doch gar nicht wehtun."

,,Doch, gerade schon und jetzt geh schon duschen, sonst passiert noch ein Unglück."

,,Ganz wie du wünschst."

AbstandsliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt