4. Kapitel

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Erste Spuren

"Heute wirst du zu allererst einmal das Gebiet kennenlernen in dem wir Leben" erklärte Neumond. Bernstein nickte. "Bach und Rabe zeigen dir alles, ich bin gleich zum jagen eingeteilt worden, deswegen kann ich nicht mit euch kommen." Bach stellte die Ohren aufgeregt auf. "Seid aber bis Mittag zurück" mahnte Neumond. "Klar, machen wie." Neumond warf einen musternden Blick auf Rabe. "Hast du verstanden?" Rabe sah auf und schaute Neumond grimmig in die Augen. "Ja" brummte er genervt. Neumond schnaubte, drehte sich um und ging. Sie hörte ein kurzes knurren von Rabe. "Los, gehen wir, es gibt viel zu zeigen" brummte er. Bach und Bernstein folgten ihm. "Und jetzt, macht er einen auf Anführer" flüsterte Bach ihr ins Ohr. Rabe trottete wirklich mit erhobenem Kopf durch den Wald, aber es sah eher danach aus als ob er Aufmerksam sein wollte. Jedes Gräusch erkennen. Nach einem kurzen Marsch, hatten sie den Wald hinter sich gelassen. Sie kamen an dem Stück Waldrand vorbei, wo ihre Reise begonnen hatte. "Welches Blut fliesst in dir?" Einen kurzen Moment hatte sie vergessen, warum sie überhaupt hier war. Sie hatte nicht viele Hinweise zu ihrer Familie, doch die Spuren die sie hatte,  führten dazu, das ihre Wurzeln bei den Lyncas waren. Sie könnte die Lyncas fragen. Doch sie wollte zuerst mehr Hinweise sammeln. Sie wusste nicht warum ihre Familie zu Streunern wurde. Was wenn sie von den Lyncas verbannt wurden, wenn sie dann Fragen würde, könnte sie auch verbannt werden. Bernstein schüttelte den kopf. Warum dachte sie über so etwas nach? Aber sie konnte nicht alles alleine herausfinden. Sie brauchte  Füchse die sich an früher erinnern. Die Schüler  trotteten gemütlich am Waldrand entlang. Mit der heissen Sonne auf dem Pelz trotteten sie Richtung Fluss. "Gibt es eigentlich nur die Lyncas, oder auch andere Stämme die so leben wie wir?" fragte Bernstein. Vielleicht konnte sie so neue Hinweise sammeln. Bach machte schon das Mund auf um zu antworten, aber Rabe kam ihr zuvor: Nein, jedenfalls wüssten wir es nicht."  Bach sah verärgert zu Rabe nach vorne. "Siehst du was ich mit, Anführer sein meinte?" flüsterte Bach. "Meine Ohren sind noch ganz gut, Bach. Hast du noch etwas, was ich wissen müsste?" fragte Rabe schroff. "Nein, ihre Hochwohlgeboren." Bach schnaubte beleidigt. "Komisch das ihr die einzigen seid." Bernstein hoffte das ihre Frage von der Stimmung ablenkte. Als niemand etwas etwas dazu entgegnete, überlegte sie sich weitere Fragen, die sie weiterbringen könnten. "Gibt es euch schon lange?" Bach schaute auf ihren Weg. "Nein. Aber die Alten sagen, dass wir vor Menschen geflohen sind. So wurde es ewig weiter erzählt, bis zu unserer generation" erklärte Bach. Wärend sie zum Fluss liefen, vertieften sich ihre Gedanken immer mehr in die bisherigen Hinweise. Dabei dachte wieder an ihre Familie. Wie es ihnen wohl ohne sie erging? Das rauschen des Fluss erklang nun langsam. Bernstein hing an einem Gedanken fest. Ahorn war der einzige von ihnen der einen langen Namen hatte. Sonne hatte keinen Lyncanamen. Aber sie konnte sich nicht an Ahorns ganzen Namen erinnern. "Das hier ist der Fluss, er kenntzeichnet unsere Gebietsgrenze" sagte Bach. Bernstein schob ihre Überlegungen beiseite. "Ja, den kenne ich, wir leben nah dran" erzählte sie. "Und jetzt gehen wir zur Insel der ewigen Ruhe, aber die kennst du ja schon" erklärte Rabe. Warum wusste Rabe davon? Dann fiel es ihr wieder ein. Die schwarze Gestallt. Das war Rabe. "Das warst du?" fragte sie erstaunt. Er nickte nur stumm. "Wir Lyncas mögen es nicht, gesehen zu werden." Bernstein schauze zu Rabe der zurück blickte. "Hm... ach so" sagte sie leise. Plötzlich erinnerte sie sich wieder. "War im Stamm mal ein Fuchs namens Ahornwald?" Bach überlegte kurz. "Nein, nie gehört" sagte sie dann. "Warum?" fragte Rabe. "Wollte nur etwas prüfen." Die schöne Insel kam immer näher. "Frag doch mal die Stammesälteren, vielleicht wissen die was" riet ihr Bach freundlich. "Danke, werde ich mal." Bernstein scheute die Atmosphäre der Insel zwar immer noch. Aber es faszinierte sie auch irgendwie. "Auf der Insel sind sehr viele frische Steine, sind in letzter Zeit viele gestorben?" fragte Bernstein nach. Rabe schnaubte. "Die meisten sind aus dem letzten Herbst, vor unserer Geburt" antwortete Bach. "Dann wart ihr früher noch mehr" staunte sie. "Oh ja, im gegensatz zu früher sind wenige" erklärte ihr die braune Füchsin. "Hattet ihr mit einer Krankheit zu kämpfen, oder woran sind sie gestorben?" Bach schaute zu Boden. "Sie sind für den Mond gestorben, so zu sagen" erklärte Bach scheu. Bernstein sah sie an. "Wie meinst du das?." Rabe blieb stehen und drehte sich zu ihr um. "Kannst du jetzt mit deinen Fragen aufhören, es ist schon lästig genug hier her zu wandern, wegen dir! Also halt dein Mund, lass uns unsere Arbeit machen und nerv nicht! Kapiert?" grollte Rabe laut. Bernstein wich erschrocken zurück. Rabes blaugrüne Augen sahen sie wütend an. Doch sie erkannte auch einen Funken Schmerz darin. "Du musst sie doch nicht gleich so anschreien! Hat dir nie jemand etwas von Höflichkeit beigebracht? Ach ja stimmt... nein das konnte dir niemand beibringen" knurrte Bach ihn an. Rabe zeigte seine Zähne und knurrte bedrohlich. Er funkelte sie braune Schülerin an. "Sag noch ein einziges Wort, ausser das du es zurück nimmst und du wirst nicht einmal nach Hause humpeln können!" knurrte der schwarze Fuchs. Bernstein wäre am liebsten im Boden versunken. Bach sah ihn mit erhobenem Kopf und gelassenem Blick an. "Ist doch wahr, du hast nie gelernt was Respeckt bedeutet, was man normalerweise von seinen El..." Bach brach ihren Satz ab als Rabe ihr einen Schlag aufs Gesicht verpasste. Bach jaulte erschrocken auf. Seine Krallen hatten leichte spuren hinterlassen. Ein Bisschen Blut quoll hervor. Rabe drehte sich um und peitsche ihr den Schweif ins Gesicht. "Weiter, die Sonne ist schon weit oben" brummte Rabe und trottete voran. Bach spuckte. "Elender Flohsack!" knurrte sie leise. Rabe ignorrierte ihre Worte. "Hoffentlich wird Falke mal sein Lehrer, dann kann der Bursche was erleben!" grollte Bach leise. Bernstein stand immer noch da wie angewurzelt. Bach sah sie an. "Keine Sorge, der beruhigt sich schon wieder. Du darfst fragen so viel du willst, nur vielleicht lieber ausser Rabes Hörweite." Sie nickte stumm. Rabe war schon zur Baumbrücke gekommen. Bach und sie trafen kurz darauf auch dort ein. Bernstein folgte dem Trampelpfad zwischen den Büschen hindurch. Die Zweige peitschten ihr ins Gesicht. Vor ihr öffnete sich der Platz. Die vielen Steine lagen immer noch aufgereit auf der Insel. Das rotschwarze Blut auf den Steinen liess sie wieder erschaudern, wie bei ihrem ersten Besuch. "Weisst du eigentlich, warum wir anstelle des Bluts kein anderes Schreibmittel verwenden?" fragte Bach. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, wieso?" Bach wischte mit ihrem Schweif Staub von einem der Steine. "Blut fliesst durch unsere Adern, hält uns am Leben. So zu sagen ist es das Elixir des Lebens. Wir symbolisieren mit dem Blut, dass die Erinnerung an die Namen der verstorbenen  Lebendig bleiben sollen." Bernstein schaute auf die Steine. "Man darf das aber nicht zu oft machen, das sollte jedem klar sein. Und so oft muss man es nicht tun, wenn das Blut richtig antrocknen kann, haftet es sehr lange." Bernstein sah die Bedeutung des Bluts nun mit ganz anderen Augen. Sie liess ihren Blick über die vielen Steinen schweifen. "Was tut ihr wenn die Insel voll ist?" fragte sie. "Dann legen wir die Gräber am anderen Ende des Ufers an. Natürlich nur auf unserer Seite des Fluss." Bernstein sah durch eine Lücke zwischen den Bäumen auf das Land, welches die Lyncas nicht bewohnten. Eine saftig grüne Wiese dehnte sich dort aus. "Warum lebt ihr nicht dort? Dort sieht es sehr schön aus. Genügend Beute, ein Fluss, Hügel, gut geeignet um Höhlen zu graben." Bach trat an ihre Seite und musterte das Land ebenfalls. "Es geht nicht darum, wie schön es dort aussieht, es ist unheiliges Land, Land das den Glauben an den Mond nicht versteht, es ist unrein." Bernstein beäugte das Wiesenland. "Genaugenommen haben wir ja genug" sagte sie eher zu sich selbst. "Genau, eine gute Einstellung" gab ihr Bach recht. "Ich muss noch zu einem Grab und für jemanden beten, schau dich ruhig um." Bach drehte sich um und liess die weissrote Füchsin alleine. Bernstein beschloss Rabe zu suche. Sie wollte sich noch für die unangenehmen Fragen entschuldigen. Er sass wieder hinter der Anhöhe, bei den gleichen Steinen wie vor zwei Tagen, als sie diesen Ort gefunden hatte. Sie kam sich, seit sie bei den Lyncas lebte, schon viel erwachsener vor. Bernstein näherte sich langsam, doch Rabe schien sie gar nicht zu bemerken. Sie setzte sich mit genügend Abstand neben ihn. Es waren zwei, so machte sich in Bernstein ein ungutes Gefühl breit. Blumen lagen bei den Gräbern. Sie sahen generell sehr gepflegt aus. Es trauerte wohl nicht nur Rabe um die Zwei. "Um... wen trauerst du?" fragte sie zögernd. Rabe wand den Blick ab und blieb stumm. Sie erhoffte sich keine Antwort mehr als es eine ganze Weile still blieb. "Nicht wichtig" brummte er dann leise. "Oh tut mir leid... wieder diese Fragen" sagte sie und senkte beschämt den Kopf. Sie wollte sich doch genau dafür entschuldigen. Rabe entgegnete nichts dazu. Er hob seine Pfote und schnitt sich an einem scharfen Stein die Pfotenballe auf. Er verzog nur leicht das Gesicht. Dann malte er mit seinem Blut, dass aus der Wunde quoll, die Symbole nach. Bernstein fand, dass die Symbole noch gut sichtbar waren. "Meinst du nicht, dass da genug Blut dran war?" Rabe leckte sich die Pfote sauber. "Na und? Sie haben es verdient, ich bin es ihnen schuldig." Bernstein sah ihn besorgt an. "Aber deine Pfote..." erklärte sie, brach dann aber ab. Er würde eh nicht auf sie hören und es das nächste Mal wieder tun. Sie hatte tausend Fragen. Aber sie verkniff sie sich. Also versuchte sie eine nicht zu neugierige Frage. "Was bedeuten die Symbole?" Rabe seufzte. "Schwarzbär und Windschatten" erklärte er heiser. Bernstein erkannte in seinem Gesicht, dass er versuchte seine Trauer zu verstecken. Es tat ihr in der Seele weh, ihn nicht trösten zu können. "Tut mur leid... ich lass dich lieber wieder alleine." Rabe schüttelte den Kopf. "Nein, wir gehen weiter." Rabe stand auf. "Sonst sind wir nicht rechtzeitig zu Hause.

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