5. Kapitel

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Der zurückgebliebene Bruder

Bernstein trottete mit Neumond und Bach zu den Füchsen, die schon auf sie warteten. Ein muskulöser, weisser Fuchs stand, als Anführer der Gruppe, ganz vorne. Er musste Winternacht sein, mit seinem grau, gesprenkelten Rücken, passte der Name zu ihm. Ein weiterer Fuchs mit braunem Pelz, stand neben Falke und plauderte mit dem jungen Fuchs. Bach und sie waren zwar jetzt noch die kleinsten in der Truppe, doch wie würde es wohl in einem Monat oder mehr aussehen? "Bernstein, Bach ihr kommt ja auch mit" rief Falke freudig zu ihnen, als er sie sah. "Ja, wieder einmal jagen tut mir sicher gut" erklärte Bach und kam vor Falke zum stehen. Bernstein kam sich irgendwie albern vor noch nie gejagt zu haben. Doch sie wollte es jetzt lieber nachholen, als darüber nach zu denken. Falke sah sie mit seinen gelben Augen an. "Das hier ist übrigens Winternacht, er ist Soldat" erklärte der Lernende. Windernacht warf ihr einen kurzen Blick von der Seite zu. Sein Kopf hatte er hoch erhoben mit Narben an der schnautze. "Seh ich" sagte sie und nickte ihm zur begrüssung höflich zu. Daraufhin lächelte er kurz belustigt. "Und das ist Dornenbusch, er ist mein Vater, er ist ein Wächter." Falke ähnelte Dornenbusch wirklich sehr. "Salve Saley, Bernstein" begrüsste der Wächter freundlich. "Salve... Saley" sagte sie zögernd. "Du sprichst es richtig aus, du kannst dich schon ruhig trauen. Wir beissen nicht wenn du es falsch aussprichst" ermutigte Falke. Bernstein sah ihn dankbar an. "Also, gehen wir?" fragte Neumond. "Sicher doch" antwortete Falkes Vater.  Winternacht nickte nur stumm. Er sah fast so grimmig aus wie Rabe. So marschierte die Gruppe los, die Böschung hinauf. Der Boden fühlte sich hart und trocken an. Auch die Pflanzen schriehen förmlich nach Wasser. Doch Regen war immer noch keiner in Sicht. Der Himmel war zwischen den Baumlücken blau wie eh und je. Bernstein machte sich Sorgen um den Fluss. Grossvater hatte vorprophezeit, dass wenn es noch wärmer würde, der Fluss ganz austrocknen würde. Der Blutsteich war auch nicht gerade tief gewesen. "Bernstein und ich kommen euch gleich nach, ihr könnt schon mal voraus" erklärte Neumond. Winternacht nickte und führte die Truppe weiter. "Hast du schon erfahrung in der Jagd gemacht" fragte Neumond. Bernstein zögerte. "Nein, leider nicht" gab sie zu. "Keine Sorge, du wärst ohnehin zu jung dafür gewesen. Aber jetzt ist es der richtige Zeitpunkt für dich, es zu lernen." Bernstein fühlte sich schon besser. "Also, schau genau zu. In dieser Haltung wirst du dich die ganze Zeit über Bewegen." Neumond duckte sich tief hinunter. Alles von ihr schien sich so flach wie möglich zu Boden zu drücken. Und trotzdem berührten nur ihre Beine den Boden. Bernstein gab sich mühe es ihr so gut wie möglich nach zu machen. "So richtig?" fragte sie. Neumond richtete sich auf und musterte sie von allen Seiten. "Du könntest noch etwas tiefer runter. Du willst nicht gesehen werden, behalt das immer in Gedanken." Die weissrote Füchsin duckte sich noch tiefer. "Genauso. Und jetzt versuch vorwärts zu schleichen. Achte auf das was vor dir liegt." Bernstein schlich vorwärts und konzentrierte sich immer nur auf den Boden. Steine oder Zweige sah sie immer sofort und umging sie. "Nicht schlecht, aber vergiss nicht das du auch deine Beute im Auge behalten musst. Aber schleichen kannst du schon mal" lobte die schwarze Füchsin. Bernstein hatte keine Probleme damit. Als sie mit Borke verstecken gespielt hatte, war sie oft geschlichen um ihren Bruder zu erschrecken. Manchmal hatten sie auch gespielt, dass jemand von ihnen der Mensch war der ihre Erdhöhle nicht entdecken durfte. Neumond riss sie wieder aus ihren erinnerungen. "Wenn du nahe genug an der Beute dran bist, kannst du den Sprung wagen." Neumond katapultierte sich fast senkrecht in die Höhe, den Kopf immer auf das Ziel gerichtet. Dann landete sie mit den Pfoten auf einer Wurzel von einem grossen Baum. "Jetzt du." Bernstein machte es ihr wieder nach. Sie machte akles richtig, nur konnte sie sich nicht so kräftig abstossen wie Neumond. Sie landete direkt auf der Wurzel. "Zum jagen wird man dich schon gebrauchen können, Kleine!" lobte ihre Lehrerin. "Du bist bereit, schnell den anderen nach. Aber schleichen, sonst weiss jede Beute, dass wir hier sind." Bernstein nickte. Sie war stolz das sie alles über das Jagen so schnell und leicht erlernen konnte. Die Beiden hatten die Anderen schnell eingeholt. Sie waren gerade dabei einen Hasen ein zu kreisen, damit er ihnen ja nicht entwischte. Falke kauerte auf der Seite des Waldrandes, während Dornenbusch und Winternacht die anderen Seiten besetzten. Der Hase fing langsam an, nervös von einer Seite zur anderen zu blicken. Neumond und sie waren ein gutes Stück hinter Falke. Der schlich nun langsam ohne Ton durchs Gras. Die Geräusche die er von sich gab, klangen wie der Wind. Doch als Falke schon fast bei ihm war, sprintete der Hase plötzlich los. Er rannte direkt an Falke vorbei durch die Lücke auf Bernstein zu. Instinktiev verübte sie ihren Jagdsprung. Sie schoss in die Luft. Der Hase blieb geschockt stehen und wollte umkehren. Doch da landete Bernstein schon auf dem Tier.  Doch was sollte sie jetzt tun? Der Hase war fast so gross wie sie selbst. Neumond eilte ihr zu Hilfe und tötete das Beutetier. Bernstein liess ab als er ruhig wurde. "Gut gemacht!" rief Dornenbusch. "Danke, wo ist den Bach" fragte sie. "Sie hat Mäuse gerochen, bevor wir den Hasen entdeckt haben. Sie wird sicher gleich da sein" antwortete Winternacht. Der Soldat gab zum ersten mal einen Ton von sich. Da raschelte es auch schon ihm Gras und Bach trat mit zwei Mäusen im Maul heraus. "Gut gemacht Bach, du wirst sicher schon bald deine Grundausbildung beenden können" lobte die Ausbildnerin sie. Bachs Augen strahlten bei den Worten. "Dann muss ich schnell überlegen was ich lernen will!" rief sie aufgeregt aus. Dornenbusch schmunzelte. Falke schnupperte etwas abseits von ihnen am Boden. Bernstein trottete zu ihm. " Was ist denn?" fragte sie nach. Falke hob den Kopf. "Besucher, auf unserem Gebiet." Sie roch die fremden Füchse auch. "Und was tut ihr Lyncas, wenn ihr Eindringlinge findet?" fragte Bernstein. "Wir suchen sie, reden mit ihnen und bitten sie zu gehen. Falls sie nicht friedlich sind, müssen wir Soldaten gewalt anwenden" erklärte der braune Fuchs ihr. Bernstein legte die Ohren an. Falke berührte mit seinem Schweif ihre Flanke. "Dafür sind Soldaten da,  wir beschützen unseren Stamm, egal wieviel es kostet, beschützen die, die sich nicht zur wehr setzten können und ich werde auch dich beschützen." Falke schlich voran, der Spur nach. "Sollten wir das nicht den Anderen melden?" Falke blieb stehen. "Die können uns riechen, also ist das kein problem, mit denen werde ich schon fertig." Bernstein schaute kurz zu ihrer Truppe zurück. Dann schlich sie hinter Falke her. Die Spur roch noch frisch, die Pfotenabdrücke in weiten abständen. "Die zwei waren wohl in Eile. Vielleicht weil sie uns gehört haben?" vermutete sie. Falke sah sie beeindruckt an. "Nicht schlecht, du scheinst eine gute Spurenleserin zu sein. Die Beiden sind hier wohl vorbei gekommen als wir gerade aus dem Wald kamen." Bernstein wurde ganz verlegen bei seinem Lob. Die Spur führte sie in den Wald und weiter Richtung Westgebirge. Die Vögel sangen laut und in fröhlichen Tönen vor sich hin. Plötzlich konnten sie zwischen dem gezwitscher Stimmen ausmachen. "Wir sollten nicht hier sein, du weisst wie solche Fuchsgruppen auf Fremde reagieren!" sagte eine beunruhigte, Weibliche Stimme. "Wir müssen hier habee durch dieses Tal!" erklärte ein Männlicher Fuchs ihr. Falke richtete sich auf und ging langsam zu ihnen. Bernstein folgte ihm rasch. War das eine gute Idee? "Lasst uns in Ruhe" jaulte das Männchen. Beide hatten dünne, rote Pelze. "Wir wollen nur reden" vwrsicherte Falke. "Wir haben euch nichts getan!" Falke wollte etwas näher treten, doch da knurrte der Rüde laut. "Wir wollen euch nichts tun" versuchte der braune ihnen zu erklähren und trat einen Schritt vor. Doch da holte der Fuchs schon aus. Falke duckte sich schnell und rammte ihn mit seinem Kopf in die Brust. Der Fremde stolperte zurück. Falke richtete sich wieder auf. Er schnaubte und kniff die Augen zusammen. "Wer ein Friedliche ermahnung ablehnt, soll die Folgen spüren." Der Fuchs schüttelte sich. Der Gegner blickte Falke zornig an. Dann rannte er auf den Soldaten zu. Falke stellte sich kampfbereit hin. Der Fuchs sprang und wollte seine Zähne in Falkes Nacken schlagen. Doch der junge Fuchs rollte sich mit Leichtigkeit ausser Reichweite und stürzte sich auf den Angreifer. Er biss ihm in die Schulter und verpasste ihm einpaar Schläge auf die Schnauze. Der Fremde jaulte zornig auf. Die Füchsin stürzte sich plötzlich auch auf Bernstein, die hilflos sich zu wehren versuchte. Die Füchsin war viel grösser als sie, ausserdem wollte sie niemandem verletzten. Falke packte seinen Gegner mit den Zähnrn am Nacken und schleuderte ihn an den nächsten Baum. Als er sah, dass der Fuchs für den Moment ausswr Gefecht war, stürmte er mit einem Jaulen auf sie zu. Er rammte die Füchsin von ihr runter. Die rote Füchsin schnappte nach ihm. Doch wieder duckte sich Falke, biss dem weibchen in ein Bein und zog es ihr unter den Pfoten weg. Die Füchsin stolperte knurrend zu Boden. Falke trottete mit festen Schritten zu ihr. "Verschwindet und wagt es nicht noch einmal meine Stammesgefährtin an zu rühren!" jaulte Falke und drückte der Füchsin mit der Pfote leicht auf die Kehle. Wollte er sie etwa töten? Ihr Freund stiess Falke von der Füchsin weg. "Wir gehen ja schon!" knurrte der. Er half seiner Freundin auf die nach Luft rang. Dann verschwanden die Beiden.  Falke blickte ihnen hinterher. "So kämpfen möchte ich auch. Du hast nicht einen Schlag abbekommen!" Falke sah sie an. Er zeigte ein verlegenes Lävheln über ihr Lob. "Lass und den Anderen berichten." Bernstein nickte. "Falke! Bernstein!" rief Dornenbusch der irgendwo in der nähe war. "Wir sind hier, keine Sorge." Dornenbusch trat darauf aus den Büschen. "Mondseelen, ich danke euch, ihnen ist nichts passiert!" Die Sorge in seinem Blick war nicht zu übersehen. "Übertreib nicht Dorn, er ist kein Welpe mehr" erinnerte ihn Neumond. Die Ausbildnerin trat mit Bach und Winternacht aus dem Gestrüpp. Bach schüttelte sich Zweige aus dem Fell. "Hättrn wir nicht aussenrum gehen können?" fragte sie."Es waren zwei Streunende hier, sehr aggressirve Exemplare" berichtete Falke. "Und ihr habt sie wohl eefolgreich verjagd, gut gemacht mein Sohn." Falke senkte den Kopf verlegen. "Wir sollten sofort davon berichten, genug Beute haben wir ja auch" schlug Winternacht vor. Neumond stimmte ihm mit einem Nicken zu. "Die Soldaten sind dann informiert, damit sie wachsam sind." So folgten sie Winternacht zur verscharrten Beute. Er war ständig der Führer. Sie beeilte sich um neben Falke zu laufen."Gibt es eigentlich Berufe die mehr geschätzt werden?" fragte sie. Falke nickte. "Ja, das sieht man gut an dieswr Gruppe, Wissende und Soldaten werden sehr geschätzt, danach kommen Ausbildner und Schamanen und dann noch Wächter, Grundausbildende, Lernende und Schüler." Bernstein fand das nicht unnedingt gut. "Heisst das, dass die Lyncas bei Berufen parteiisch sind? Ist man zum Beispiel weniger wert als Wächter?" fragte sie. "Nein, jeder Beruf ist wichtig, das wissen wir alle, nur sind Soldaten beeindruckender mit dem was sie tun. Es ist auch viel schwerer ein Soldat zu werden, geschweige denn ein Wissender." Bernstein fand das nicht die beste erklärung. Lief es dann nicht aifs gleiche hinaus? "Was war eigentlich zwischen Rabe und Bach los? Ich hörte der Kratzer ist von ihm?" fragte Falke. Bernstrin nickte. "Sie haben gestritten, weil ich viele Sachrn gefragt habe, womit Rabe nicht einverstanden war." Falke legte die ohren verwirrt zurück. "So ein idiot, du darfst fragen was du willst, was wolltest du den fragen?" fragte er. "Ich hatte mich gefragt warum die meisten um die gleiche Zeit gestorben sind, die Gräber sind alle sehr neu, auf der Insel." Der Fuchs nickte. "Sie starben im Kampf. Die grösste Schlacht die es je gegeben hat, in der Geschichte von Sonne und Mond" erzählte der Soldatenschüler. "Welche Schlacht war das? Sie scheint sehr wichtig zu sein." Falke sah zu Boden. "Das ist siw auch. Damals gab es zwei Stämme verschiedenen Glaubens. Wir glauben an den Mond, sie an die Sonne und ihre Seelen, die Sonnenseelen." Bernstein hörte gespannt zu. "Wir lebten friedlich nebeneinander, das zeigt auch der Credo. In den alten Sagen, die die Stammesältesten gerne erzählen, heisst es, dass Sonne und Mond Brüder waren. Nur regiert jeder für sich, den Tag und die Nacht" erklärte er. "Warum habt ihr manchmal diese komischrn Wörter wie Credo?" fragte Bernstein. "Das ist die Sprache unserer Ahnen. Unsere Generation hat sie schon fast ganz verlernt, nur Wissende können sie von geburt auf." Sie hätte gerne die alte Sprache beherrscht. "Jedenfalls, erhielt Sternenhimmel einst eine Prophezeiung der Mondseelen.
Die Sonne muss vernichtet werden. Das sagten sie. Die Mondseelen lügen niemals und es gab immer einen Grund für ihre Befehle. Also, starteten die Lyncas einen Genozid" erklärte Falke. "Was... heisst das?" fragte die weisserote Füchsin. "Das sie das Sonnenvolk in einer Schlacht, ausgerottet haben. Ein Völkermord." Falke sah durch die Bäume zum Himmel. "Viele von uns starben, doch es war trotzdem ein erfolgreicher Tag für uns." Bernstein war entsetzt. Erfolgreich!? Viel zu viele waren gestorben und das Volk der Sonne erst! "Wie nannte sich der Stamm der Sonnengläubigen?" fragte Bernstein und zwang sich zur Ruhe. "Man nannte sie, Stamm der Corvas."

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