Aufbruch ins Unbekannte
Es war der nächste Morgen seit ihrer gruseligen Entdeckung. Sie hatte Grossvater noch nichts fragen können. Sonne hatte sie nach ihrer Rückkehr sofort in den Bau gebracht, damit sie nun schlief. Heute Morgen war sie aber alleine mit Ahorn unterwegs um den Wald zu erkunden. Ihre Mutter und Borke waren zum Bach gegangen. Sie mussten Funke Wasser geben. Ahorn hatte darauf bestanden sie mit zu nehmen. Sonne hatte zum Glück zugestimmen. Sie mochte es sehr mit ihrem Grossvater auf Entdeckungsreise zu gehen. Es war auch eine gute gelegenheit ihn wegen diesem Ort aus zu fragen. Sie wollte alles wissen. Ahorn trottete Zielstrebig voran. Für dieses Alter, war er noch gut in Schuss. "Wo gehen wir eigentlich hin, Grossvater?" fragte sie. Er zuckte mit dem Ohr. "Das wirst du schon sehen." Sie mochte zwar überraschungen, aber dieses mal war sie zu neugierig. "Kannst du es mir nicht einfach sagen?" Er seufzte. "Zum westlichen Waldrand." Bernstein war noch niemals dort gewesen, heute würde sie es also. "Ich war gestern bei diesem komischen Ort" fing sie an als sie den richtigen Moment sah. "Welchen komischen Ort meinst du den, Kleine?" fragte er. "Der mit diesen blutigen Steinen, auf der Insel." Ahorn verlangsamte seine Schritte und trottete neben ihr her. "Wie ich vermutet hatte" sagte er eher zu sich selbst. Bernstein faszinierte es immer wieder, wie er Sachen schon vorraussehen konnte. "Was ist dieser Ort den, er sah etwas... beängstigend aus" sagte Bernstein. "Es ist etwas Religiöses, aber dir das zu erklären ist nicht meine Aufgabe" sprach ihr Grossvater. Sie hasste es wenn er etwas erklärte, aber man dann doch keine richtige Antwort bekam. Sie wusste auch das nachbohren nichts brachte, also blieb sie stumm. Endlich glaubte sie, den Waldrand zwischen den Bäumen ausmachen zu können. Sie liebte den Wald nicht so sehr wie die Freiheit auf einer Wiese zu stehen und über alles blicken zu können. Wiesen waren bunt und von den Sonnenstrahlen war es immer so warm. Ahorn kam wenige Schritte nachdem sie den Wald hinter sich hatten zum stehen und setzte sich dann. Sie setzte sich eng neben ihren Grossvater hin. Er schaute sie liebevoll an. "Bernstein, beantworte mir eine Frage, wer bist du?" fragte er dann und blickte dabei zur Wiese. Bernstein verwirrte die Frage. "Ich bin Bernstein, das weisst du doch." Grossvater sah sie an. "Ja, ich weiss es, die Frage ist nur, ob du es so gut weisst wie ich" erklärte er. "Wie meinst du das? Niemand sollte mich doch besser kennen als ich, ich bin wer ich sein will" sagte Bernstein und sah ihn verwirrt an. Ahorn lächelte. "Dies sind sehr weise Worte von dir. Aber bei dieser Frage zählt nicht nur das. Du weisst nicht welches Blut in dir fliesst, dies ist auch eine wichtige Frage deiner Identität." Bernstein verstand was er meinte doch das wusste sie doch. "Ich habe dein Blut und das von Mutter." Grossvater nickte. "Das stimmt schon, doch das ist nur eine der wenigen Antworten die du geben könntest" erklärte er und sah ihr dabei immer in die Augen. Bernstein erkannte das Wissen und die viele Erfahrung darin. "Bernstein, da draussen" er deutete auf die Landschaft vor ihnen. "Da ist unsere Geschichte, deine Identität, deine Heimat und deine Antworten. Sie warten auf dich, seit du geboren bist. Dein Schicksal ruft dich" flossen die Wörter aus ihm heraus. "Wer bin ich..." murmelte sie. "Wer will ich sein und was ist in der Vergangenheit passiert, dass mich zu der macht die, ich bin..." sprach sie nun deutlicher und wand den Blick nicht von der Landschaft ab. Grossvater lächelte stolz. "Du begreifst sehr schnell für dein Alter..." Plötzlich stellte sie sich so viele Fragen. Nun schienen plötzlich um sie herum lauter Geheimnisse im Nebel zu liegen. "Grossvater, ich muss los, um heraus zu finden was passiert ist... wer ich wirklich bin" erklärte sie ihm und sah ihn wieder an. Er nickte immer noch mit Stolz erfüllt. "Deine Antworten musst du dir selbst erarbeiten, ich könnte dir alles sagen, du verstehst es noch nicht, aber es ist wichtig das du das alleine herausfindest. Vertrau mir" versuchte er zu erklären. Wenn Ahorn sagte das es einen Grund hatte, musste es einen Grund geben, das wusste sie genau. "Ich würde dir immer vertrauen, nur wo finde ich sie dann? Ahorn deutete mit einer Kopfbewegung auf den Waldrand im Norden. Der Waldrand krümmte sich nähmlich vom Westlichen Teil bis zu einer langen Strecke hin zum Osten. Der Südliche Teil der Gegend war vom Fluss abgeschnitten. Dahinter folgten Grashügel und Wiesen. Die Berge ragten stolz und gewaltig hinter dem nördlichen Waldrand hervor und mündeten irgendwo weit hinten in ein Tal. "Dort hin?" fragte sie. Ahorn nickte. "Ja, es führt nicht tief in den Wald, dort liegt ein Dorf, von einem Fuchsstamm." Bernsteins Blick war wie gefesselt auf den Wald dort gerichtet. "Sie nennen sich Lycas, manche kennen unsere Geschichte noch" erklärte er. "Ich soll sie einfach fragen gehen?" Fragte sie ungläubig. "Du sollst bei ihnen Leben, eine richtige Lynca werden." Bernstein sah ihn an. "Ich soll euch verlassen!?" fragte sie empört. "wir sind doch direkt neben an, die Lyncas werden sich gut um dich kümmern, sie sind nett, wenn man auch nett zu ihnen ist" ermutigte Ahorn. "Aber... Mutter, Funke und Borke, ich kann sie doch nich alleine lassen" sagte sie entschlossen. "Du weisst das es wichtig ist, ihnen wird es gut gehen, dafür sorge ich" versicherte ihr Grossvater und blickte sie bittend an. "Du tust das nicht nur für mich, denk auch an dich, du hast ein recht auf die wahrheit, egal was Sonne immer sagt." Sie dachte an die dringlichkeit die in seiner Stimme war, ausserdem musste sie herausfinden was damals passiert war. Bernstein gab nach. "Du hast recht, ich werde gehen, nur... ihr werdet mir fehlen." Ahorns sah sie mitfühlend an. "Wir dich auch..." sagte der Rotfuchs. Sie drückte sich kurz an ihn. "Danke... für alles. Und sag den drei das ich so bald wie möglich zu Besuch komme." Nun war sie ganz aufgeregt. "Geh und erfülle das, wozu du bestimmt bist" sagte er und leckte ihr dann kurz über den Kopf. Sie wich von ihm und machte sich auf den Weg. "Bis bald!" rief sie noch. "Bis bald, meine Kleine, und wähle deine Entscheidungen gut!" rief er. Wärend sie lief, spürte sie das trockene Gras unter ihren Pfoten. Es war so trocken das kein Tau daran haftete. Aber so würde sie wenigstens keine nassen Pfoten bekommen. Die Grillen zirpten wärend sie am Waldrand immer weiter lief, näher und näher ans Ziel. Doch als sie fast da war raschelte es vor ihr in einem Gebüsch. Ein weisser Pelz blitzte auf und rannte in den Wald. Bernstein wusste sofort das es jemand aus diesem Stamm sein musste. Vielleicht könnte sie dieser Jemand zum Dorf führen. Also beschloss sie hinterher zu rennen. Blätter und Zweige peitschten ihr ins Gesicht. Den weissen Pelz liess sie aber nicht aus den Augen. Er war leicht aus zu machen. Ihre Pfoten trommelten über den Waldboden. Bernstein wusste, dass sie zu klein war um mit zu halten, aber sie konnte wenigstens so lange wie möglich dran bleiben. Der Fuchs sprang elegant über einen Baumstamm. Bernstein kroch so, klein wie sie war unter ihm hindurch. Sie rang langsam nach Luft. Ihre Lungen schienen ihr viel zu klein. Doch sie zwang sich weiter zu rennen. Bald schon kam sie aber zum stehen. Sie konnte einfach nicht mehr. Als ihr Atem sich langsam beruhigt hatte, schnüffelte sie am Boden um den Geruch des Fuchses auf zu nehmen. Bernstein konnte aus den Gerüchen lesen das es sich um eine Füchsin handelte. Sie folgte dem Geruch, bis sie auf einer Lichtung stehen blieb. Mitten auf der Lichtung stand die Füchsin. Ihr weisses Fell leuchtete von den Sonnenstrahlen das durch die Bäume drang. Ihre hellblauen Augen wichen nicht von Bernstein weg. Doch ihr Blick war sanft und sah freundlich aus. "Bist... du vom Stamm der Lyncas?" fragte Bernstein zögernd. Ihr fiel der Name gerade noch ein. "Ja, warum fragst du und wo kommst du her?" fragte die weisse Füchsin. "Ich suche euch, ich will so leben wie ihr" erklärte sie. In den Augen der Füchsin leuchtete etwas auf. "Ich spüre das viel Weisheit in dir ruht. Wie ist dein Name?" fragte die Füchsin. "Ich bin Bernstein" erklärte sie. "Man nennt mich Sternenhimmel, Schamanin der Lyncas" stellte die Füchsin sich vor. "Bringst du mich zu deinem Stamm?" fragte Bernstein unsicher. "Sicher, unsere Höhlen sind gleich da vorne" erklärte Sternenhimmel und deutete hinter sich in den Wald. Sternenhimmel drehte sich um und lief einpaar Schritte, wo sie dann ihren Kopf zu ihr drehte. Bernstein folgte ihr sofort. Dann liefen sie gemeinsam, Seite an Seite. "Wer hat dir von uns erzählt, Liebes?" Bernstein schaute gerade aus. "Mein Grossvater." Sternenhimmel zuckte mit dem Ohr. "Dann seid ihr Streuener?" fragte Sternenhimmel. "Ich denke schon."Sternenhimmel war für einen kurzen Moment still. Bernstein genoss das rauschen der Blätter im Wind. "Wieviel weisst du den von uns?" Bernstein überlegte kurz. "Das ihr viel anders Lebt als wir und ihr mir viel beibringen würdet" antwortete Bernstein. "Das ist wirklich nicht viel, aber es ist wahr." Bernstein sah schon das sich der Wald bald zu einer grossen Lichtung auftat. "Warum bist du eigentlich vor mir weggelaufen?" fragte sie verwirrt. "Es kommen viele Streuner in die Gegend, die uns manchmal böses wollen. Unsere Soldaten kümmern sich zum Glück immer schnell um sie." Als sie aus den Bäumen traten lag eine grosse Senke vor ihnen. An den steilsten Ebenen wurden Erdhöhlen gegraben. Füchse liefen wie in einem Bienennest herum. Etwa in der Mitte lag ein Felsen und ein kleiner Teich bei den Höhlen ganz am Ende des Dorfes. "Ihr seid wirklich viele..." staunte Bernstein. Sternenhimmel lächelte und rutschte die Böschung zu ihrem Stamm hinab. Bernstein schliderte den trockenen Boden hinunter. Staub wirbelte dabei auf. Sternenhimmel wartete geduldig. Der Stamm bemerkte sie langsam und viele drehten den Kopf neugierig zu ihr. Ein strahlend roter Fuchs erhob sich auf dem Felsen in der Mitte und sprang hinab. Er blieb vor Sternenhimmel und Bernstein stehen. "Du bringst besuch?" fragte er. Die Schamanin nickte. "Sie würde sich uns gerne anschliessen." Bernstein sah den roten scheu an. "Bernstein, das ist unser Führer, Feuerseele." Sie nickte höflich. "Ich bin Bernstein" stellte sie sich vor. Feuerseelen zuckte mit dem Ohr. Sein musternder Blick verunsicherte sie. Langsam versammelte sich der Stamm um sie und blickte sie auch an. "Du bist bei uns herzlich willkommen, Bernstein." Der Anführer sprang auf einen niedrigeren Felsen, neben dem grossen. "Wir Lyncas nehmen dich gerne auf, Salve Saley, Bernstein" sagte er. "Salve Saley, Bernstein" begrüsste sie der Stamm. "Deine Augen sind zwar noch blau, aber du scheinst alt genug zu sein, um deine Grundausbildung zu machen." Feuerseele wand sich an eine schwarze Füchsin. "Neumond, du hast sicher noch Platz für einen Schüler, oder?" fragte Feuerseele. Die Füchsin nickte. "Immer her damit" antwortete Neumond. Feuerseele lächelte und wand sich wieder an sie. "Neumond wird dir alles Grundlegende wie Jagen oder Kämpfen beibringen." Bernstein nickte. "Bevor du aber mit deiner Ausbildung beginnst, möchte ich aber noch, dass dein Blut reingewaschen wird" erklärte der Führer und sah zu Sternenhimmel. "Du bereitest alles vor, Stern?" fragte er. Die Schamanin nickte. "Wie bei jeder Mondsegnung." Bernstein hätte gerne gewusst was bei so einer Mondsegnung genau passierte. "Einer der Schüler, wird dir alles zeigen bis zur Mondsegnung." Bernstein nickte wieder. Feuerseele sprang vom Felsen und und verschwand in einer Erdhöhle. Die Versammlung löste sich schnell auf. "Am besten, sprichst du jetzt mit Neumond, sie sagt dir wer dich rumführen kann" erklärte Sternenhimmel, die noch neben ihr stand. Sie schaute sich nach Neumond um. Die schwarze Füchsin sass bei zwei Füchsen die etwas älter waren als sie. Sie lief zögernd hin. "Bernstein da bist du ja" rief Neumond. Sie kam vor ihnen zum stehen. "Rabe wir dir alles zeigen, okay?" Bernstein nickte wieder stumm. Der schwarze Fuchs, der wohl Rabe sein musste brummte mürisch vor sich hin. "Bach, wir gehen raus jagen" befahl die schwarze Füchsin. Die beiden trotteten davon. Rabe und sie schauten sich an. Seine Augen waren auch noch blau aber sie hatten in der Mitte schon einen grünen Schimmer. Sein Fell schwarz wie die dunkelste Nacht, nur seine Schwanzspitze war weiss. "Komm..." sagte er und trottete voraus. Sie folgte ihm sofort. "Jeder hat seine Höhle wo er will. Nur die hohen Ränge wie Wissende sind beieinander." Sie hatte das schon gehört. Wissende... Woher? "Was sind Wissende?" fragte sie. "Wissende sind Auserwählte des Stammes, sie können vorausdenken was passieren könnte und wie es passieren könnte." Bernstein staunte. Das mussten weise Füchsen sein. Rabe ging weiter. "Lernende und Schüler teilen sich oft Baue, wenn man dann Ausgebildet ist darf man einen eigenen graben oder übernehmen" erklärte er. "Den Ratsfelsen kennst du ja." Rabe trottete hinüber zu den Bauen beim Teich. "Hier arbeitet Sternenhimmel, die Baue nebenan sind für die Patienten" erklärte er weiter mit seinem brummigen Ton. Rabe setzte sich ihn. "Es dauert noch bis die beiden wiederkommen." Bernstein überlegte. "Du könntest mir weiteres über eure Lebensart erzählen... fang einfach mit den Rängen an." Rabe schaute sie an. "Na gut, also... da wären die Welpen, ihre Namen enden immer mit blau, weil ihre Augen immer blau sind, wenn sie ihre erste Nacht erleben, steht bei ihnen die Mondsegnung an." Bernstein unterbrach ihn: Was passiert bei dieser Mondsegnung?" "Die Welpen werden dem Mond und den Mondseelen vorgestellt." Rabe schaute zum Himmel. "Man bittet darum, dass sie die Welpen beschützen, auf ihren Wegen. So wird besiegelt das du zu den Lyncas gehörst und ihr Blut hast." Bernstein verstand nun. Rabe fuhr fort: Die Kleinen bekommen von ihren Eltern bei der Zeremonie ein Gegenstand, das kann alles sein, eine Feder, einen Knochen, alles mögliche, um ihnen Glück zu bringen, wie ein Totem." Bernstein dachte an ihre Familie. "Wenn man Schüler wird, legt man den namen blau ab und beginnt die Grundausbildung. Nach der Grundausbildung lernst du einen Beruf" erzählte Rabe. "Welche gibt es den so?" fragte sie. "Es gibt Soldaten, Wächter, Schamanen und verschiedene Arten der Ausbildner." Bernstein überlegte was sie wohl werden würde. "Die Anderen sind schon zurück" verkündete Rabe. Neumond trottete voraus mit einem Hasen im Maul. Bach mit einer Maus. "Kaum sind wir draussen springt uns schon Beute entgegen!" prallte Bach. "Rabe, du kannst den zu den Stammesältesten bringen" befahl Neumond und legte den hasen vor Rabes Pfoten. Rabe brummte unzufrieden. Er nahm die Beute aber auf. "Nimm auch noch Bernstein mit, dann lernt sie sie kennen."
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Legends Of The Sun
AventuraDies ist die Geschichte von Bernstein, einer jungen Füchsin die die Spuren ihrer Familie zurückverfolgen will. Doch dabei trifft sie auf viele Geheimnisse und Sünden, die beglichen werden müssen. Es ist ihr Schicksal all dies heraus zu finden. Wohin...