Nur Geschichten?
"Eure Grossmutter war eine ehrenhafte Füchsin und eine gutherzige noch dazu." Bernstein lauscht immer gerne den Geschichten von Früher, die ihr Grossvater immer erzählte. Manchmal konnte sie aber nicht glauben das sie wirklich wahr waren. Sie klangen so fremd, als wäre das Leben dieser Füchse wie aus einer anderen Welt. "Warum ist sie eigentlich gestorben?" fragte ihr Bruder Borke. Grossvaters Blick wurde traurig. "Wenn ihr älter seid erzähle ich sie euch, aber jetzt seid ihr noch zu jung dafür..." erklärte er. "Das sind wir doch schon fast!" klagte der braune Welpe. "Ja, du vergisst das ständig" wand Bernstein ein. Grossvater schmunzelte. "Ihr habt ja recht" stimmte er zu. Er machte eine kurze Pause und fuhr dann zögernd fort: Die Wahrheit ist nur, dass ich noch nicht bereit bin darüber zu reden... es ist keine schöne Geschichte." Bernstein spürte seine Trauer förmlich. Deshalb wollte sie ihn ablenken, damit er wieder auf fröhliche Gedanken kam. Der warme, frische Duft der Abendluft kam ihr gerade recht. "Grossvater kommst du mit raus, zum spielen?" fragte sie. Sein Blick hellte etwas auf. "Aber natürlich." Er stand auf. "Funke braucht eh etwas frische Luft" seufzte er. Ihre Schwester war dauernd krank und schwach. Seit Bernstein die Augen geöffnet hatte, war ihre Schwester immer krank gewesen und hatte sich nie bewegt ausser zum fressen und trinken. Gesprochen hatte sie auch noch nie wirklich. Manchmal, wenn sie genug Kraft hatte sagte sie schwach: Irgendwann kann ich weissen Schnee sehen." Sie war als wäre sie leblos, nur irgendwas hielt sie noch am Leben. Niemand befürchtete das sie jemals den Winter erleben würde um Schnee zu sehen, doch wer würde ihr schon die Hoffnung rauben wollen? Ihr Grossvater nahm die Kleine behutsam auf und trug sie aus der Erdhöhle. Bernstein und Borke waren schon vorgegangen. Die Höhle war so eng, die Weite des Waldes tat ihr gut. Die goldenen Sonnenstrahlen schmückten den Wald. Sie liebte den Sommer einfach schon jetzt. Plötzlich raschelte es im Gebüsch, als sie sich gerade auf einen Angiff von Borke vorbereitete. Ihre Mutter trat heraus. Sie hatte ein grosses Kaninchen im Maul. "Wer hat hunger?" fragte sie undeutlich. Dann liess sie das Kaninchen fallen. "Ich!" riefen sie zusammen mit ihrem Bruder. Schon sprang sie auf das Kaninchen zu und fing an zu fressen. Ihre Mutter setzte sich neben Ahorn. "Wie geht es Funke?" fragte sie. Grossvater schüttelte den Kopf. "Unverändert." Mutters Blick ruhte auf Funke. "Danke das du auf die Drei aufgepasst hast." Ahorn schaute zu ihnen während sie assen. "Dafür musst du dich doch schon lange nicht mehr bedanken, Sonne. Du bist meine Tochter, ihr seid meine Familie." Als sie mit fressen fertig war blickte sie Richtung Sonnenstrahlen die durch den Wald drangen. Sie ging darauf zu. Letztes Mal war der Fluss die Grenze, heute fühlte sie sich bereit für mehr. "Bernstein, geh nicht weiter als zum Fluss, ich will dich nicht heraus fischen müssen, okay?" rief ihre Mutter herüber. "Sonne, du solltest sie gehen lassen, irgendwann wird sie eh dort hin" besänftigte Ahorn ruhig. "Aber sie sollen sie nicht finden." Ahorn sah sie ernst aber noch immer mit Gelassenheit an. "Irgendwann werden sie aufeinandertreffen und du weisst das ich recht habe." Sonne wand den Blick nicht ab. "Aber wir wollten sie schützen, darauf waren wir uns einig!" wand Sonne ein. "Vertraust du mir etwa nicht?" fragte Ahorn und sah seine Tochter an. Bernstein sah ihre Mutter fragend an. Sonne sah zu Boden und sagte nichts mehr. Ihr Grossvater wand sich an sie. "Geh nur so weit wie du willst, Hauptsache du findest heil zurück" mahnte er. Bernstein nickte ihm dankbar zu. Dann sprang sie los in den Wald. Sie hatte schon viel frühere Grenzen immer wieder überquert. Jeden Tag ging es aufs neue los in fremde Gegenden. Den Fluss würde sie aber nicht überqueren. Ihr langes, weissrote Fell sollte nicht nass werden. Als es das letzte mal geregnet hatte, klebte ihr Pelz unangenehm an ihrem Körper. Aber eine Insel hatte damals ihr Interesse geweckt, vielleicht fand sie einen Weg, trocken hinüber zu gelangen. Als sie den Waldrand erreichte rannte sie über die Wiese, die erfüllt vom Klang der Grillen war. Der Fluss rauschte dazu angenehm. Der Fluss schlängelte sich zwischen vielen Kieselinseln und Ufern. Die Insel war schon in Sicht. Bernstein freute sich schon sie zu erkunden. Ohne mit der Wimper zu zucken übertrat sie ihre Grenze und lief dem Fluss entlang, zur Insel. Sie liebte es wenn sich das plätschern des Flusses mit dem zirpen der Grillen mischte. Und auch wenn es Nacht wurde, zirpten die Grillen weiter, weil es immernoch warm blieb. Nach einer gefühlt sehr langen Strecke, erreichte Bernstein die Insel. Bevor der Fluss wieder von der Insel zusammen führte, roch sie einen fremden Geruch. Bernstein wusste das dies ein fremdes Revier sein musste, wie es Grossvater einmal erklärt hatte. Doch ihre Neugier war so stark das jegliches Gefühl von Vorsicht verschwunden war. So trat sie auch über diese Grenze und schaute sich nach einem Weg auf die Insel um. Zu ihrem Erstaunen fand sie einen umgefallenen Baum der zwischen einpaar Felsen, die aus dem Wasser ragten daran gehindert wurde davongespült zu werden. Er hatte sich wohl so verkeilt das diese Brücke felsenfest ihren Dienst tun konnte. Fuchsgeruch auf dem Stamm war daher vorhersehbar. Der Stamm war so breit, dass es leicht war hinüber zu gehen. Auf der Insel waren Bäume, sie erwartete ein kleines Wäldchen. Doch als sie durch ein Gebüsch kroch, erblickte sie eine grosse Lichtung, umrandet von dichten Bäumen. Auf dem höchsten Punkt des Hügels wuchsen zwei Bäume neben einander. Und am Boden waren zu ihrem überraschen Steine. Flache Steine musterten den Boden gleichmässig. Bernstein hatte so etwas noch nie gesehen. Es roch schwach nach Blut, junge und alte Düfte. Sie trat zum ersten Stein vor, der ihr am nächsten war. Auf dem Stein waren igendwelche Zeichen gemalt. Wer immer das auch war, Bernstein hatte nicht das interessen den jenigen zu finden, hatte dies mit Blut gemalt. Bernstein erschauderte. Wessen Blut das wohl war? Blut von Beute? Oder eher von Füchsen!? Bernstein wusste nicht was diese Steine zu bedeuten hatten. Es waren so viele Steine und alle Steine mit Blut markiert. Kein Symbol war gleich. Sie hatte sich noch nie so unwohl gefühlt. Bernstein hatte die Ohren angelegt und lief weiter um die Steine herum. Regelmässig mussten hier Füchse herkommen, es roch stark danach. Wer würde auf die Idee kommen freiwillig hier her zu kommen!? Auf einem Stein erkannte sie Feuer und Wellensymbole wie auf dem Fluss oder auf irgendeinem Gewässer. Sie kam am höchsten Punkt der Insel an und schaute auf der anderen Seite des Hügels hinunter. Noch mehr Steine. Plötzlich konnte sie bei den Bäumen eine Bewegung warnehmen. Bernstein erschrack und duckte sich rasch. Sie konnte sehen wie die schwarze Gestallt sofort den Kopf zu ihr drehte. Es war ein Fuchs, kein Zweifel. Doch sie hatte Angst. Diese Füchse mussten einfach grausam und böse sein. Der Fuchs sprang dann aber sofort in ein Gebüsch und war verschwunden. Bernstein wollte so schnell wie möglich weg von hier. Angst kribbelte ihr im Nacken. Dazu brach auch noch die Dämmerung an. Sie fürchtete das der Fuchs ihr im dunkeln auflauern könnte. Sie drehte sich um und rannte hastig zurück zur Baumbrücke. Grashüpfer sprangen in die Höhe als sie durch das Gras rannte. Normalerweise, hätte sie ihnen nachgejagt. Doch jetzt wollte sie nur nach Hause. Der Himmel war dunkelrot wie Blut. Sie hätte es, bevor sie die Steine gesehen hatte vielleicht schön gefunden. Doch jetzt erinnerte sie der Himmel immer an das Blut auf den Steinen. Doch irgendwie hatte sie die schwache Erinnerung daran, dass Grossvater von so etwas einmal gesprochen hatte. Sie war sich nicht sicher ob er dies wirklich einmal erzählt hatte. Vielleicht sollte sie ihn fragen. Grossvater könnte ihr sicher mehr darüber sagen. Er wusste einfach alles.

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Legends Of The Sun
AventuraDies ist die Geschichte von Bernstein, einer jungen Füchsin die die Spuren ihrer Familie zurückverfolgen will. Doch dabei trifft sie auf viele Geheimnisse und Sünden, die beglichen werden müssen. Es ist ihr Schicksal all dies heraus zu finden. Wohin...