6.Kapitel

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Mein einsamer Freund

"Heute werden zwei Schüler ihre Berufe wählen. Sie mussten die harte Entscheidung treffe, mit welcher ihrer Fähigkeiten sie dem Stamm dienen wollen" rief der Führer der Lyncas von seinen Felsen herab. Rabe und Bach waren diese zwei Schüler. Sie waren schon ausgewachsene Füchse, das sah man daran dass sie entgültig kein blau mehr in ihren Augen hatten. So hatte sich der Stamm in der Versammlungsmitte getroffen. Die beiden Schüler standen in der Mitte, währen der Stamm in einem Kreis um sie herum stand. "Möget ihr eure Ausbildung gut machen" sagte er und wand sich dann zuerst an Bach. "Bach, mit welcher Fähigkeit von dir willst du deinem Stamm nützlich sein?" Bach trat vor. "Ich schenke dem Stamm meine Fähigkeit Hilfsbereit zu sein, mit meinen Ideen für neues im Dorf, könnte ich dem Stamm mehr Sicherheit bieten" erklährte sie. "Ich möchte Wächterin werden, damit ich dem Stamm ein Zuhause geben kann das sicher und geborgen ist, damit Welpen auch in Zukunft ruhig schlafen können." Bernstein war begeistert von Bachs rede, anderen schien es gleich zu gehen. "Deine Begeisterung für diesen Beruf scheint gross zu sein, so soll dein Wunsch erfüllt werden. Nordlicht wird dich alles lehren was eine Wächterin können muss" sprach Feuerseele. Bach nickte glücklich und trat zurück. Daraufhin trat Rabe vor. "Meine Stärke ist mein Kampfgeist. Ich möchte Soldat werden, ich möchte den Stamm beschützen und verteidigen, damit die Schwachen sicher sind." Feuerseele musterte ihn aus schmalen Augen. "Ich bin mir nicht sicher ob so ein hoher Rang für dich geeignet ist." Rabe legte die Ohren flach an und schaute wütend zu ihm hinauf. Im Stamm wurde es ruhig. "Warum sollte ich das nicht sein?" Feuerseele sah ihm in die Augen. "Weil du auf der anderen Seite stehst, nicht auf der des Mondes." Rabe verdrängte sich wohl ein knurren. "Woher willst du das wissen? Oder hast du angst das ich zu stark für euch werde, wenn ich Soldat werde?" fragte Rabe. Feuerseele kniff die Augen zusammen. "Gut, ich erfülle dir deinen Wunsch" fuhr der Anführer mit Misstrauen in der Stimme fort. "Berglöwe wird dir alles beibringen." Rabe nickte. "Somit seid ihr offizielle Lernende der Lyncas! Lernt gut, damit ihr eure Namen wirklich verdient." Der Stamm jubelten und ging hin um die neuen Lernenden zu beglückwünschen. Rabe zwängte sich aber schnell aus der Menge. Und es schien niemanden zu stöhren. Als Rabe sich frei gegraben hatte stand er Falke gegenüber. In der Woche die sie schon beim Stamm war, hatte es zwischen ihnen immer wieder streit gegeben. Bernstein ging unauffällig näher um zu lauschen. "Ich glaube dir nicht, und das tut auch niemand anderes wirklich." Falke knurrte. "Solange du nicht selbst sagst, dass du ein Sonnengläubiger bist, hast du vielleicht noch glück aber irgendwann kriege ich dich bei deinem Geständnis!" Rabe sah ihm unerschrocken in die Augen. "Du kannst glauben was du willst, nur lass mich lieber in ruhe. Und ich bin kein Sonnengläubiger nur weil ihr das denkt" schnaubte Rabe. Falke trat drohend näher. "Kleiner Rabe, du wirst nie etwas beweisen können, du wirst auch nie ein starker Soldat werden, liegt nunmal in deinen Genen, hm?" höhnte Falke. Rabes Blick wurde noch wütender. "Ein Soldat kämpft mit Ehre, und die hast du mit dieser Aktion schon lange nicht mehr" knurrte Rabe. Falke holte aus und schlug Rabe auf die Schnauze. "Dann zeig mir lieber dass, das nicht wahr ist was ich sage." Nun wurde sein Blick feurig vor Zorn. Dann schnellte er vor und biss Falke in die Schulter. Falke riss sich los und rammte den schwarzen Fuchs zu Boden. Bevor Falke mit seinen Pfoten auf Rabes Flanke schlagen konnte, war der junge Fuchs zur Seite gerollt. Falke konnte ihn aber, während er sich auf die Pfoten kämpfte, am Nacken packen. Dann schüttelte er ihn, seine Zähne tief in den Nacken seines Gegners geschlagen. Rabe versuchte sich frei zu winden, doch Falke war kräftiger als er. Bernstein wollte gerade dazwischen, doch da rammte ein hellgrauer Fuchs Falke, der daraufhin Rabe jaulend los liess. "Schluss ihr Beiden!" Rabe blieb nach Luft ringend liegen. Falke trat knurrend zu Rabe. "Du wirst nie stärker als ich" flüssterte der braune Lernende. Rabe sah mit verengten Augen zu ihm auf. "Tut mir Leid, Silberreiher, aber Rabe hat mich provoziert." Silberreiher wand sich an Rabe. "Dann hat er das von dir ordentlich zurück bekommen. Geht es dir gut, Rabe?" fragte der Soldat. Rabe stand mühsam auf und wand sich ab. "Ich werde es euch zeigen, ich werde mir meinen Respekt noch verdienen!" rief er. Daraufhin rannte er aus dem Dorf, die Böschung hinauf. Bernstein legte die Ohren besorgt an. Warum behandelten sie Rabe so? Es hatte mit den Sonnengläubigen zutun. Denn dies wurde zu oft erwähn, als dass es nicht damit zutun hätte. Und deswegen war er alleine. Niemand den ihn mochte. Nein, ich bin jetzt da. Bernstein rannte an Falke und Silberreiher vorbei, Rabe hinterher. Farne und Sträucher peitschten an ihrer Flanke entlang als sie Rabe folgte. Sein Geruch verriet Bernstein seinen Pfad. Nachdem sie die Strecke durch den Wald hinter sich hatte, wusste sie wo er hin steuerte. Natürlich die Insel der ewigen Ruhe. Wohin sonst wenn nicht dort hin wo seine Eltern auf ihn warteten. Die Grillen erfüllten die Wiese wie immer mit einem Ruhigen Klang.
Doch sie hatte gerade besseres zutun, als den Gräuschen der Wiese zu lauschen. Ihr Pfoten donnerten über den trockenen Boden. Und als sie schliesslich bei der Brücke zur Insel angekommen war, verlangsamte sie ihre Schritte. Bernstein sprang geschickt über den Stamm. Der Baumstamm war immernoch zwischen den Felsen verkeilt während das Wasser darunter hindurch floss. Sie zwängte sich durch das Gebüsch, das den Pfad überwucherte. Wieder war es diese gruselige Atmosphäre die Bernstein erschaudern liess. So viele Steine.... So viele Tote... Die Füchsin trottete die Anhöhe hinauf zum Baum. Und auf der anderen Seite sah sie den schwarzen Fuchs. Er sass bei den zwei flachen Grabsteinen seiner Eltern. Langsam ging sie auf ihn zu. Rabe hob den Kopf erschrocken. "Rabe? Ich bins nur" beruhigte sie. Rabe wand sich wieder ab. "Was willst du?" fragte er mürrisch. "Ich habe den Vorfall mit Falke beobachtet. Ich dachte du könntest jetzt jemanden zum Reden gebrauchen" erklärte sie sanft. "Ich brauche niemanden, das habe ich noch nie." Bernstein kauerte sich hin. "Manchmal... ist es besser zu reden, als alles in sich hinein zu fressen. Aber der Stamm ist dafür ja nicht unbedingt für dich da." Rabe schaute auf seine Pfoten. "Nein, sind sie nicht, wieso auch..." brach er ab. Bernstein spürte das er fast weitergeredet hätte.  Rabe blickte auf die Gräber zurück. "Deswegen, möchte ich für dich da sein" versuchte sie auf zu muntern.  Rabe seufzte. "Magst du über etwas reden, dass dich beschäftigt?" fragte sie dann nach. "Nein, geht schon" antwortete er schroff. Bernstein wusste nicht was sie noch probieren konnte um ihm zu helfen. "Du weisst jetzt was mit meinen Eltern ist, was ist mit deinen?" fragte Rabe plötzlich. "Meine Mutter lebt mit meinem Grossvater und meinen Geschwistern hinter der Grenze. Und meinen Vater kenne ich nicht, streunende Füchse bleiben nicht bei ihren Welpen, sagte mir meine Mutter" erzählte sie und ihr Kopf schweifte zum westlichen Waldrand. Es kam ihr vor als hätte Ihr Grossvater sie schon seit ewigkeiten zu den Lyncas geschickt. Rabe folgte ihrem Blick. "Ich wollte sie heute noch besuchen, dann bist du mir dazwischen gekommen" sagte sie und sah ihn mit einem belustigten Lächeln an. Rabe verzog keine Miene. "Solange man Familie hat, sollte man sie nicht warten lassen, du weisst nur nicht wie schnell man sie alle verlieren kann..." Bernstein musste ihm recht geben. "Aber dich kann ich doch nicht einfach hier alleine lassen!" erklärte sie. "Ich bin oft alleine und eigentlich..." Bernstein unterbrach den Lernenden. "Genau, du könntest mit kommen. Dann bist du auch nicht mehr alleine" schlug sie freudig vor. "Ich?" fragte Rabe irritiert. Die Beiden sahen sich in die Augen. "Ja, meine Familie wird sich sicher freuen, dich kennen zu lernen" Rabe war verunsichert. "Du brauchst mal ein Bisschen Ablenkung, zum Stamm willst du ja eh nicht, oder etwa doch?" neckte sie. Rabe schüttelte schnell den Kopf. "Also, begleitest du mich?" fragte die weissrote Füchsin aufgeregt. Rabe brummte etwas vor sich hin und antwortete dann: Na gut..." Sie musste Rabe zwar fast voranschieben, doch sie wusste das ihm etwas Abwechslung gut tat. Sie balancierten über die Brücke zurück auf die Wiese und folgten dem Flusslauf hinab. Bernstein war schon ganz gespannt wie ihre Familie auf Rabe reagierte. Sie war froh, dass sie nun ihre Familie wieder sehen würde. "Warum gibt es eigentlich Grenzen bei uns?" fragte Bernstein. "Damit wir wissen was und wo unser zu Hause ist, diese Grenzen sind nur für uns nicht wirklich für andere" antwortete der schwarze Fuchs ihr. "Die meisten Füchse mögen es aber nicht wenn andere ihr Land betreten." Rabe schnaubte. "Das sind immer nicht Gläubige. Wir glauben daran, dass jeder Fleck auf dieser Welt für jeden geschaffen wurde, vom Mond natürlich. Uns steht es nicht zu dieses als unser eigenes zu beanspruchen. Jeder hat ein Recht auf diese Welt." Bernstein fand diese Sichtweise sehr Vorbildlich. Man konnte sich nicht einfach etwas nehmen. Es gehört nur dem Schöpfer allein. Sie erreichten nun den westlichen Waldrand. Die Wiese zog sich aber noch einen Streifen weiter aus dem Territorium heraus. Dort gab es kleine Felsen und Büsche. Deswegen hatte sie früher mit Borke dort Verstecken gespielt. Sie bogen langsam in den Wald ab und schlugen die Richtung des Baus ein. "Bist du sicher, dass ich mit soll? Ich kann auch hier warten" brummte Rabe. "Hast du etwa angst vor meiner Familie?" neckte sie und lächelte ihm zu. "Nein!" schnaubte er. "Na dann komm!" Sie trottete nun schneller voran. Der Wald war schattig und kühl, perfekt um der heissen Sonne zu entkommen. Dann sah sie zwischen den Bäumen die Erdhöhle. Als sie weiter auf die Lücke in den Bäumen zutrat wurde sie plötzlich von etwas umgeworfen. Der Fuchs nagelte sie am Boden fest. Erst dann sah sie ihrem Angreifer in die Augen. "Natürlich. Borke!" knurrte sie spielerisch. "Bernstein, du bist wieder da!" rief der dunkelbraune Fuchs fröhlich aus. Er liess sie aufstehe und beschnupperte sie dann zur begrüssung. "Ja ich bin zu Besuch hier" sagte die Schülerin. "Nur zu Besuch?" fragte ihr Bruder enttäuscht. Auf einmal trat Sonne aus dem Unterholz. Als Sonne sie bemerkte liess sie ihre Beute sofort fallen und sprang zu ihr. "Bernstein! Was machst du den? Zum Glück ist dir nichts passiert!" rief ihre Mutter aus. "Mama, mir gehts gut, ich kann mich auch schon alleine putzen!" brummte Bernstein belustigt. "Ahorn kam einfach ohne dich Heim und sagte, du würdest nach Antworten suchen!" knurrte sie ängstlich. "Das will ich auch, ich bin aber noch nicht weit gekommen" gestand Bernstein. "Das ist auch besser so! Du hast bei den Lyncas nichts zu suchen, die machen nur Ärger!" knurrte sie und sah zu Rabe. Rabe erwiederte ihren Blick verteidigend. "Du bleibst jetzt hier!" Bernstein wich bei diesen Worten von ihr. Dabei stand sie nun an Rabes Seite. "Nein." Ahorn war aus der Erdhöhle gekommen. "Ich sehe eine grosse Zukunft für Bernstein und die ist bei den Lyncas. Ahorn hatte Funke herausgetragen und trottete an Sonnes Seite. "Salve Saley" begrüsste Ahorn mit einem Zwinkern. "Salve Saley" antworteten ihm die beiden Lyncas. Bernstein drückte sich an ihn.
Sie war ja hier um ihre Familie zu sehen, nicht um zu streiten. Also ging sie zu ihrer Schwester. "Funke schau, ich bin wieder da!" rief sie. Funke sah, ohne ihren Kopf zu drehen zu ihr auf.  "Du bist echt gewachsen" stellte Bernstein fest. "Du und Borke aber auch" sagte Ahorn. Sie berührte Funkes Nase mit der Schnauze. "Wer ist eigentlich dein Begleiter?" fragte Borke und beschnupperte Rabe aus Distanz. "Das ist Rabe, er ist ein Freund von mir" Rabe blickte sie kurz an als sie das sagte. Ahorn musterte ihn kurz und legte die Ohren dann traurig an. "Corva..." hauchte eine heisere Stimme. Alle blickten Funke an. "Was sagst du, Kleines?" fragte Sonne fassungslos. "Corva" wiederholte Ahorn. "Es bedeutet Krähe, oder Rabe" erklärte der alte Fuchs erstaunt. Rabe stand auf und trottete näher. "Solcredo, vos..." sprach Funke. "Sie... spricht die Sprache der Ahnen" hauchte Ahornwald. "Loque, sintilla" sagte ihr Grossvater. Bernstein verstand kein einziges Wort. "Pote non..." flüsterte Funke und schloss die Augen. "Was hat sie gesagt?" fragte Sonne. "Sie stammelte etwas vom Sonnenglauben  und den Corvas, mehr konnte sie nicht sagen, ihr fehlte die Kraft. Sie muss sich jetzt ausruhen. Ich bin mir jetzt wenigstens sicher..." Bernstein war verwirrt. "Mit was, bist du dir sicher?" fragte sie. "Das Funke das Blut einer Wissenden hat. Sie weiss vielleicht sogar mehr als ich, junge Wissende sind wissender als ältere Wissende." Eine Wissende? Wissende gab es nur bei den Lyncas. "Wusste ich's doch. Wir sind Lyncas, oder?" warf Bernstein ein. Ahorn sah sie an. "Ja, aber dies ist nicht die ganze Wahrheit. Deswegen musst du gehen..." erklärte der Alte und deutete mit der Schnauze auf Rabe. Der schwarze Fuchs sah zu ihr. Sonne stellte sich dazwischen. "Nein, genug, sie bleibt hier! Hört auf die Vergangenheit auf zu wühlen!" flehte die hellrote Füchsin. "Mama, ich muss das tun" versuchte sie zu erklären. "Nein, musst du nicht. Warum kannst du nicht einfach wie Borke sein? Ohne diesen Unsinn im Kopf!" schrie ihre Mutter. Bernstein sah sie erstarrt an. "Sonne, du gehst zu weit" sagte Ahorn ruhig. "Nein Grossvater, schon okay, ich weiss ja, wo ich jetzt hingehöre" brummte Bernstein zu ihm. Der rotbraune Fuchs blickte sie an. Sie lief zu Rabe. "Komm, der Stamm wartet." Rabe sah ihr nach während sie an ihm vorbei in den Wald lief. "Wie... du meinst" stammelte er und folgte ihr. Sie gehörte nun zu den Lyncas. Daran konnte Sonne nichts ändern. Und wenn sie lieber nur einen Borke hätte, dann sollte sie doch nur Borke haben...


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