„Bitte was?", lache ich in das Telefon an meinem Ohr hinein.
Während Jazmin mir noch einmal von den seltsamen Tattoo-Wünschen ihres letzten Kunden berichtet, recke ich das Kinn noch ein Stück höher in die Sonne.
Es ist ein herrlich sonniger Novembertag, weshalb ich beschlossen habe, meine erste Tasse Kaffee dick eingemummelt in meine Winterjacke im Innenhof unseres Wohnkomplexes zu genießen.
„Ich glaube, das ist das seltsamste Tattoo gewesen, das ich je gestochen habe."
Das angewiderte Geräusch, das aus dem Hörer schallt, bringt mich noch mehr zum Glucksen und weckt Erinnerungen an meine Besuche im Art 4 Soul Ink, Jazmins Arbeitsplatz. In Pittsburgh bin ich mindestens einmal in der Woche nach der High-School mit Kaffee beladen zu ihr in den Laden gekommen und habe ihr beim Skizzieren zugeschaut, während wir über alles Mögliche gequatscht hatten. Dinge, die ich mit Landen nicht hatte besprechen können, weil er nun mal ein großer Bruder mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt ist, habe ich mit Jazmin besprochen.
Obwohl sie schon 24 ist, hat sie bis vor zwei Jahren mit uns zusammen im Heim gelebt und Helen unter die Arme gegriffen, bis sie ihre Ausbildung abgeschlossen hatte.
„Toppt es sogar das Kathy Perry-Porträt?", frage ich glucksend, als mir der fanatische Fan einfällt, den sie vor einigen Jahren tätowiert hat.
Jazmin stöhnt angeekelt auf, als hätte sie diesen Kunden aus ihrer Erinnerung gelöscht.
„Lass uns nicht darüber reden! Allein der Gedanke an diesen seltsamen Typen, verursacht bei mir Gänsehaut!", quietscht sie ins Telefon hinein, was mich noch lauter zum Lachen bringt.
„Es wäre mir lieber, du würdest mir endlich mehr von deinen Mitbewohnern erzählen."
Ich schüttle noch immer lachend den Kopf. Jazmin versucht jedes Mal, mir Informationen über die Jungs aus der Nase zu ziehen. Sie hat schon auf jede erdenkliche Weise versucht Hinweise auf ihre Instagram-Namen zu bekommen oder mich dazu zu bringen, ihr ein Bild zu schicken. Ich bin schon mehr als einmal kurz davor gewesen, nachzugeben, damit sie endlich aufhört. Aber Jazmin wird niemals aufhören, mich damit aufzuziehen. So ist sie einfach. Sie stürzt sich auf jeden attraktiven Kerl und wenn er für sie nicht erreichbar ist, versucht sie andere darauf anzusetzen.
„Ich meine, dieser Adam Ansley. Ulala. Du kannst mir nicht erzählen, dass dir sein Tenniskörper nicht gefällt."
Ich reiße kreischend die Augen auf, schlage mir aber sofort die Hand vor den Mund. Schließlich ist es Sonntagfrüh und ich will keinen Ärger mit unseren Nachbarn bekommen.
„Was? Wie? Woher?", stottere ich, während Jazmin schallend lacht.
„Tja, meine Liebe. Ich bitte dich, du kennst mich doch. Ich könnte ohne Probleme als Zweitjob Privatdetektivin werden. Nachdem du mir von diesem Tennismatch erzählt hattest, ist es ein Kinderspiel gewesen. Dieser Strahlemann ist doch voll dein Typ."
Tatsächlich ähnelt Adam den Männern, denen ich in Pittsburgh hinterher geschaut habe. Vor allem seine positive Ausstrahlung und sein Grinsen erinnern mich an meinen Freund von der High-School.
Trotzdem habe ich Adam kein einziges Mal auf diese Weise betrachtet. Vielleicht liegt es daran, dass wir Mitbewohner sind und ich ihn von Anfang an nur als Kumpel gesehen habe.
Aber vielleicht liegt es auch an Keith.
Der Gedanke ist einfach da, mit einer solchen Wucht, dass es mir zunächst die Sprache verschlägt und ich Jazmin nicht antworten kann. Meine Stille scheint sie als Bestätigung zu sehen.

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At First Smile
Literatura FemininaAuf einmal ist Keith überall. Sein Duft steigt mir in die Nase und ich meine die Berührung seines Körpers auf jedem Zentimeter meiner Haut brennen zu spüren. Unsere Beine sind ein einziger Knoten, doch ich bekomme gerade so viel geordnet, dass ich s...