Kapitel 13 - Ivy

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über 1 K reads und 150 Likes! Ihr seid doch verrückt! Weil ich so glücklich bin, gibt es heute zwei Kapitel :)

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Obwohl der November für Pennsylvania-Verhältnisse ziemlich mild und sonnig begonnen hat, hält das gute Wetter nicht an. Kaum ist die erste Novemberwoche vorbei, folgt ein Regentag auf den anderen, während die Temperaturen immer weiter sinken.

Summer schlägt das Wetter ziemlich aufs Gemüt und ich frage mich zum wiederholten Mal, wie sie es ihr gesamtes Leben im eisigen Chicago ausgehalten hat.

Es ist der Donnerstag eine Woche vor Thanksgiving und wir sitzen dick eingemummelt in Decken am Couch-Tisch meiner WG und versuchen seit geschlagenen zwei Stunden, das Übungsblatt für Mathe I zu lösen.

„Und wenn wir das Integral biiiiiiilden?", schlage ich gähnend vor.

Das kann einfach nicht wahr sein. Ich habe mittlerweile schon die dritte Tasse Kaffee intus, ich kann überhaupt nicht müde sein.

„Nein...ich glaube... ach keine Ahnung. Das ist doch Scheiße!", flucht Summer und schmeißt ihren Kulli durch das Wohnzimmer.

Sie schlingt die Decke enger um ihren schlanken Körper und lässt sich zurück an die Lehne der Couch fallen.

Innerlich gebe ich ihr Recht, aber ich habe meinen wütenden Punkt bereits vor einer Stunde gehabt, als ich mein Blatt mit den gescheiterten Rechenansätzen zerknüllt und durch die Wohnung geschleudert habe. Während Summer wesentlich länger Geduld bewiesen hat als ich und erst jetzt ausrastet, habe ich schon den Status der Resignation erreicht.

In den letzten zwei Wochen haben wir die Übungen erstaunlich gut zusammen hinbekommen. Das hat aber nur daran gelegen, dass ich Keith am Montag nach unserem Mountainbike-Ausflug in der Bibliothek getroffen habe, als ich gerade voller Verzweiflung versucht habe, die Mathe I für Nicht-Mathematiker Vorlesung nachzuarbeiten. Wie selbstverständlich hat er sich zu mir gesetzt und für mich Professor Dukans unverständliches Mathematik-Geschwafel übersetzt.

Ein Aha-Moment hat den nächsten gejagt und ich habe wie schon am Freitag davor endlich etwas verstanden. Die beiden darauffolgenden Übungen waren zwar kein Klacks gewesen, aber ich habe wenigstens den Hauch einer Ahnung gehabt, was Dukan von uns wollte und wir haben die Blätter erstaunlich schnell und richtig gelöst.

Aber am vergangenen Montag hat Professor Dukan mit einem neuen Thema begonnen und ich habe Keith seit unserer spontanen Nachhilfe nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Dabei schiebe ich den Stich in meiner Brust darauf, dass ich dringend Keiths Nachhilfe gebrauchen könnte, um Mathe I zu überstehen und nicht darauf, dass ich ihn vermisse.

„In den letzten beiden Wochen hattest du immer den richtigen Riecher bei den Übungsaufgaben. Du hast mir so viel erklärt und ich hatte das Gefühl, du steigst bei Dukan mittlerweile durch. Du hast mir echt Hoffnung gemacht, dass ich vielleicht auch irgendwann mal durchblicke, aber das neue Thema scheint dir auch nicht zu liegen."

Summer macht mir keinen Vorwurf, es ist vielmehr eine Feststellung, mit der ich schon viel früher gerechnet habe. Ich habe ihr nämlich nicht verraten, dass ich Keith in der Bibliothek getroffen habe. Es liegt nicht daran, dass ich ihr verheimlichen will, dass ich Hilfe gehabt habe, sondern es liegt daran, wie sie auf Keith reagiert.

Anfangs hat sie sich ziemlich zurück gehalten, auch, wenn Summer nach der Sache auf ihrer WG-Party mit Rachel eher skeptisch ist. Aber nachdem er einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an meinem Absturz an Halloween hatte, spricht sie ihre Bedenken offen aus.

At First SmileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt