Kapitel 23 - Keith

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Als ich aufwache ist das erste, was ich fühle pures Glück. Es lässt mich beinahe schweben, so intensiv pulsiert es durch meinen Körper.

Dann dringt mir Ivys betörender Duft nach Lavendel in die Nase und ich sauge ihn tief in mich auf, bevor ich die Augen öffne.

Keine Fantasie kommt an das Bild heran, dass sich mir bietet. Ivy, die sich an meine Brust kuschelt. Ihre nackten Brüste liegen auf meinem Oberkörper, die blonden langen Haare fallen ihr über den nackten Rücken und wirken ziemlich durcheinander.

Das ist mir auf die Kappe zu schreiben. Grinsend streiche ich ihr das Haar hinter ihr Ohr und sie seufzt leise auf.

Ich kann nicht wegsehen, muss sie einfach beim Schlafen beobachten. Ihre Züge sind entspannt und selbst im Schlaf liegt ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, während sich ihr Körper in einem regelmäßigen Rhythmus hebt und wieder senkt.

Sie sieht so friedlich aus. So glücklich.

Der Gedanke daran, dass das mein Verdienst ist, zerreißt mir schier die Brust. Ihr Glück ist von mir abhängig, genauso wie sie verantwortlich für meine Zufriedenheit ist.

Mein Lächeln erstirbt, während sich eine eisige Faust um mein Herz schließt und der Druck auf meiner Brust zunimmt.

Ich habe zugelassen, dass Ivy mir so nahe kommt. Ich habe nicht verhindern können, dass sie Gefühle für mich entwickelt hat, dabei werde ich ihr früher oder später das Herz brechen.

Angewidert von mir selbst schlucke ich. Ich versuche dieses Glücksgefühl zurück zu bekommen, versuche meine Zweifel von mir zu schieben.

Vielleicht wird es dieses Mal anders.

Aber ich kann meinen eigenen Worten nicht glauben. Sofort habe ich die betrunkenen leeren Augen meiner Mum vor mir.

Sie haben uns alle verlassen.

Ihre gebrochene Stimme, die mehr Leid enthält, als ein einzelner Mensch verspüren sollte. Leid, dass sie wegen mir empfindet, wegen meiner Fehlentscheidungen, meines dummen unüberlegten Handelns.

Es sind Schuld und Angst, die mich schließlich vorsichtig und leise aus dem Bett schlüpfen lassen. Mit schmerzender Brust sammle ich meine Kleidung vom Boden auf, ziehe mir die Boxershorts und meine Jeans wieder an, während ich nach meinem Pullover suche.

Da sind Ivys Kleidungsstücke. Der schlichte schwarze BH, der ihr so gut gestanden hat. Ihr Slip, der völlig durchnässt gewesen ist und mir den Atem geraubt hat.

Die Erinnerungen an die letzte Nacht überfluten mich und ich fahre mir leise keuchend durch das kurze Haar.

Fuck.

Das ist einfach perfekt gewesen. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel auf einmal gefühlt, nicht nur Lust und Verlangen, da ist so viel mehr gewesen.

Schnell schüttle ich den Kopf, um diese Gedanken los zu werden, der Schmerz, der mir dabei von der rechten Seite durch meinen Schädel fährt, bringt die Erinnerung zurück. Der Unfall. Ivys Führsorge. Ich habe meinen Pullover schon im Wohnzimmer ausgezogen, damit sie mich verarzten kann.

Mein Blick fällt auf den Verband an meinem rechten Oberarm und ich bin fast schon froh, den weißen Mull zu sehen. Alles, was gestern zwischen Ivy und mir vorgefallen ist, fühlt sich an wie ein Traum. Aber es ist die Realität gewesen, meine Verletzungen sind der schmerzhafte Beweis dafür.

„Keith.", murmelt Ivy, dreht sich auf die andere Seite und kuschelt sich in ihr Kopfkissen hinein.

Ich erstarre für einen Moment, kann sie nur anstarren. Ich weiß nicht, ob ich befürchte, dass sie aufwacht oder es mir wünsche. Vielleicht kann sie das schlechte Gefühl in mir verdrängen, die Schuld, die meinen Körper lähmt. Das schafft sie immer. In ihrer Gegenwart fühle ich mich jedes Mal gut und kann vergessen, was ich meiner Familie angetan habe.

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