*Kapitel 18: Professor*

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"Wie heißen Sie?" fragte Agent Kwon, der die beiden Überlebenden aus dem Albtraum befreit hatte. Er war Leiter der Ermittlung und somit auch Führer des Verhörs.
"Sie können mich Professor Kim nennen." stellte sich der Grauhaarige vor. Seine Finger waren in sich verkreuzt und seine Bewegungsfreiheit beschränkte sich auf zehn Zentimeter.
Die Handschellen an seinen Händen und Füßen verhinderten jegliche Bewegung.

Der Raum war trist. Die Wände waren braun angestrichen, einzelne Lichtstrahlen schienen durch das kleine Fenster an der Decke und es müffelte nach Schweiss.
Es war bloß ein Schreibtisch mit drei Stühlen und der altbekannte einseitige Spiegel im Raum.

"Wie kann es sein, dass Sie nicht im System sind?"
"Ich habe meine Datei gelöscht, Herr Kommissar." grinste der Professor kaum merklich. Sein Blick war stets zu dem Gegenüber gerichtet. Er spottete wenn auch nur unterbewusst über ihn.

"Ich bin Agent." murmelte dieser genervt und klappte die dicke, beige Akte auf. Alle Daten und Hinweise, die sie seit Wochen gesammelt hatten, befanden sich in dieser. "Sie sind also Professor. In welche Richtung?"

"Psychologie."
"Sie interessieren sich also für das menschliche Gehirn?" fragte Kwon weiter. Für ihn war er kein Professor, sondern ein Geisteskranker.
"Naja, nur halb. In meinen Forschungen geht es um die menschliche Natur, wie sie mit Druck und Angst umgeht. Welcher Instinkt wird ausgelöst, wenn eine bestimmte Situation auftritt? Wie leicht können Mörder erschaffen werden oder werden sie geboren? Was sind die menschlichen Grenzen sowohl psychisch als auch physisch?"

"Sie haben sieben Männer in eine Fabrik eingesperrt, um zu schauen, wer mordet? Hätte es nicht einfacher gehen können?"
"Denken Sie, ich hätte nicht versucht, bei Forschungen mitzumachen? Die ganzen 'Professoren' fälschen die Studien! Die Testpersonen unterschreiben ein Vertrag, sie sind abgesichert und kommen nicht an die wirklichen Grenzen. Ihre Natur wird nicht entfaltet."

"Wieso haben Sie die Bänder Ihrer Forschung zerstört, bevor wir sie bekommen konnten? Hätten sie nicht bei Ihrer Studie geholfen?"
Unschuldig zuckte der Professor mit den Schultern.
"Warum diese sieben Personen?"
Erneut ein Schulterzucken.

Genervt verdrehte der Agent seine Augen. Er hasste Schweigen.
"Bekomme ich ein Deal?" fragte nun der Professor.
"Wie sollte er aussehen?"

"Ich werde Ihnen im Gericht bei meiner Anhörung alles erklären. Alles, was auf den gelöschten Filmen war - also was dort passiert ist - wird nicht angesprochen. Ich werde im Gefängnis ein Einzelzimmer bekommen, in dem ich in Ruhe an meinem Buch weiterschreiben kann. Für Antworten können sie dann mein Buch kaufen." schlug der Professor vor. Er hatte sich offensichtlich davor klare Regeln für dieses Verhör gesetzt.

Agent Kwon ging aus dem Raum, um mit seinen Kollegen darüber zu sprechen. Als diese zustimmten, ging er wieder ins Verhör und sah Kim lange schweigend an.

"Einverstanden." sprach er nun und krampfte sich in die Lehne des Eisenstuhls. Er machte ihn sauer. Der Agent wollte den Fall sauber lösen und stattdessen musste er einem Deal zustimmen.
"Dann ist das Gespräch somit beendet."

Among UsᵇᵗˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt