11. Türchen - Auf dem Weg

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Leise spielte Charlie die Melodie zu Ende.
"Du singst wunderschön.", sagte Charlie auf einmal. Beschämt schaute Hermine zu Boden. „Dir muss das nicht peinlich sein. Ich meine das ernst. Ich habe nie eine schönere Stimme gehört.", meinte er. Charlie setzte sich auf den Platz, auf dem vorhin Ginny gesessen hatte. Hermine hörte es rascheln, bevor sie spürte, wie er ihr etwas warmes um die Schultern legte. Sie schaute auf, um zu sehen, dass er ihr seine Jacke umgelegt hatte. Bis jetzt hatte nicht mal gemerkt, dass sie fror. „Danke", murmelte sie verlegen.

„Komm, ich bring dich noch zur Hütte.", sagte Charlie nach einer Weile und stand auf. Magisch löschte er das Lagerfeuer und ließ alles andere verschwinden. Schweigend liefen sie ein paar Minuten nebeneinander her, bis Charlie die Stille brach: „Woher kannst du so schön singen?"

Wieder spürte Hermine, wie ihre Wangen heiß wurden. „Ich habe früher mit meiner Mom viel gesungen. Sie konnte unglaublich gut singen.", antwortete Hermine mit belegter Stimme. „Und woher kannst du so gut Gitarre spielen?" 
„Ich war nach meinem Schulabschluss in der Muggelwelt. Es hat mich interessiert, wie sie leben. Deshalb lebte ich ein Jahr lang wie sie.", antwortete er. „Einmal habe ich einen Straßengitarristen kennengelernt und bin mit ihm ins Gespräch gekommen. Er hat mich gefragt, ob ich ein Instrument spiele, tat ich nicht. Ich fand seine Musik so toll, dass er mir Gitarrenunterricht gab. Ich habe mit Niklas immer noch Kontakt."
Nach ein paar Minuten erreichten sie Hermines Hütte. „Gute Nacht.", sagte Charlie und beugte ich zu ihr runter und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. „Gute Nacht", flüsterte Hermine. Charlie drehte sich um und ging in die Richtung seiner Hütte. Hermines Haut begann zu kribbeln und eine Wärme breitete sich in ihrem Gesicht aus. Was beide nicht bemerkt hatten war, dass Ginny am Fenster gestanden hatte und die beiden beobachtet hatte. Ein Lächeln zierte ihr Gesicht, bevor sie ins Bett ging und sich schlafend stellte. Hermine würde heute sicher nicht darüber reden wollen.
Mit heißen Wangen stand Hermine da. Langsam hob sie ihre Hand und berührte mit ihren Fingern die Stelle, an der Charlies Lippen ihre Haut berührt hatten. Nach einer Minute lies sie die Finger sinken und ging in die Hütte um sich bettfertig zu machen.
Im Bett lag sie noch lange wach und konnte nicht einschlafen.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht wachte Hermine am nächsten Morgen auf. Hatte sie das nur geträumt, oder hatte sie gestern Abend wirklich mit Charlie Weasley am Lagerfeuer gesungen? Das grinsende Gesicht ihrer besten Freundin, als sie die Augen aufschlug, sagt schon alles. Es war real.
 „Und Schlafmütze, war es gestern Abend noch schön?", fragte sie immer noch grinsend. Hermine beschlich eine Vorahnung, von der sie wollte, sie läge falsch. „Wie soll es schon gewesen sein? Es war sehr entspannt.", antwortete Hermine gespielt verwirrt. Doch Ginny merkte den Unterschied in ihre Stimme.
„Ach komm schon Hermine, ich merke doch, wie Charlie dich anschaut!", funkelte sie Hermine schelmisch an. „Wie sieht der mich denn an?", stellte sie sich immer noch unwissend. „Du weißt genau, wie er dich ansieht! Er lächelt dich an, wenn er denkt, niemand sieht es. Und wenn er dich sieht, fängt er an, wie ein Weihnachtsbaum zu strahlen.", versuchte Ginny ihrer besten Freundin klarzumachen, dass Charlie sie mehr als nur mochte. Diese wollte das aber nicht so recht glauben, sagte nachdrücklich „Stimmt gar nicht." und ging ins Bad. Ginny hämmerte gegen die Tür und rief: „Und wie das stimmt! Du verschließt doch nur deine Augen und willst das nicht zugeben." Hermine seufzte. Unterbewusst wusste sie, dass Ginny recht hatte und nicht nur Charlie in sie verschossen war. Aber eben nur unterbewusst.

Adventskalender 2020 - Ein Drache zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt