25. Ich könnte mich dran gewöhnen

2.1K 86 26
                                    

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, als ich an diesen Mittag mit Robin durch den Eingang des Friedhofes spazierte. Kein einziges Wölkchen war am Himmel und die Sonnenstrahlen erwärmten unsere Gesichter. Die Laubblätter, die sich mittlerweile über den Wegen verteilt hatten, glitzerten goldenorange im Sonnenlicht.

Es war überraschend gutes Wetter, für das was wir vorhatten.

„Ist das Wetter nicht eine Ironie?" überlegte Robin und sah kurz in den Himmel.

Ich sah sie an. „Genau das habe ich gerade auch gedacht."

„Gedankenübertragung."

„Zwillingsmagie."

Sie schmunzelte. „Ich glaube da immer noch nicht dran."

„Früher wie heute." ich seufzte. „Die gibt es wirklich. Wie viele Beweise willst du noch?"

„Alles Zufälle."

„Da kommt wieder der Realist in dir vor." ich verdrehte die Augen, während wir in den Weg einbogen.

„Und du bist eine Träumerin."

„Eine von uns beiden muss es ja sein." ich zuckte mit den Schultern, während wir langsam vor dem Grab unserer Eltern hielten. „Meinst du sie wären Stolz auf uns?"

„Sie sind es." Robin nickte bestimmt.

Schweigend verschränkte ich meine Hände ineinander. „Es ist seltsam, dass sie nicht mehr da sind und trotzdem in unseren Leben immer irgendwie da sind oder eine Rolle spielen."

„Sie werden immer ein Teil sein." Robin nickte.

„Ich wüsste gerne, warum sie so viel über die Zukunft wussten." überlegte ich. „Sie haben das sicherlich nicht gemacht, nur um sich jetzt noch einzumischen."

„Wir werden es nie erfahren." Robin hockte sich hin. „Sie hatten ihre Geheimnisse und ihre Gründe, das zu tun, was sie getan haben."

Nachdenklich nickte ich. „Ich vermisse sie trotzdem."

„Ich sie auch." sagte sie leise.

Ich legte meine Hand auf ihre Schulter.

„Mom..." begann sie leise. „...Mama, uns geht's gut." ihre Hand legte sich auf den Grabstein. „Liz und mir geht es gut. Mateo und Diego machen sich hervorragend. Manchmal erinnern sie mich in ihren Gesten oder der zielstrebigen, schlauen Art an euch." sie schluckte sichtbar. „Und ich habe Rae wieder."

Ich hockte mich zu ihr hin, legte den Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Einen Moment lehnte sie sich mir entgegen, während sie sich versuchte zu sammeln. „Mit ihrer Freundin muss ich allerdings noch ein ernstes Wort sprechen."

„Sie ist nicht meine..." ich brach ab. Ich wusste es selbst nicht, wie ich mich und Charlwood jetzt betiteln sollte.

„...die beiden werden mir noch auf den Keks gehen. Und ja."

Ich stieß sie an. „Sehr tolles Ende."

Sie zuckte mit den Schultern und sah auf den Grabstein. Ich drückte sie fester und legte meine freie Hand ebenfalls auf den Grabstein. Vor meinem inneren Auge tauchten unsere Eltern auf. Als würden sie uns direkt gegenüber sein. Ich schluckte. „Uns geht's gut. Ich passe darauf auf, dass Robin keinen Blödsinn baut. Danke, das ihr uns so geholfen habt. Wir lieben und vermissen euch..."

„...jeden Tag..." murmelte Robin.

Ich nickte. „Jeden Tag." langsam kramte ich aus meiner Jackentasche eine Kerze hervor. Robin nahm sie entgegen und zündete sie an.

Die Kriegerin - der verlorenen ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt