- 23.12. -
- Lola -
„So, das war’s.“
Zufrieden und mit einer schwungvollen Bewegung schließe ich die Klappe des Kofferraums von Zoes Auto, nachdem ich erst ihren Koffer und danach meine Reisetasche darin verstaut habe.
„Und? Sind wir startklar, chérie?“
Ein feines Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus und ich schließe seufzend die Augen, als ich spüre, wie sich zwei Arme von hinten um mich legen und ein Paar weicher Lippen
über meinen Hals streift.
„Mmmm, aber natürlich“, murmle ich genießerisch und drehe mich in der Umarmung um, um ebenfalls meine Arme um Zoe zu schlingen und sie noch etwas näher zu mir zu ziehen. „Das Gepäck ist verstaut, das Navi eingestellt und das Auto vollgetankt. Also alles bereit für unsere Fahrt zu deinen Eltern. Es fehlen eigentlich nur noch wir zwei.“
„So so.“ Mit einem amüsierten Lächeln hebt Zoe eine Augenbraue, wobei ihre braunen Augen abwechselnd von meinen Augen zu meinen Lippen gleiten und wieder zurück. „Très bien, ma chérie.“
„Finde ich auch“, erwidere ich und hebe ebenfalls eine Augenbraue, „meinst du, ich habe mir dafür eine kleine Belohnung verdient?“
Meine Frage entlockt Zoe ein Kichern, was mich noch breiter lächeln lässt.
„Ja, ich…ich denke schon“, sagt sie und nickt leicht, bevor sie sich zu mir vorlehnt und ihre Lippen sanft über meine streichen lässt.
Ich seufze in unseren Kuss hinein und ziehe sie noch etwas mehr zu mir, woraufhin Zoe stöhnend ihren Griff um meine Hüften verstärkt und uns in Bewegung setzt, bis ich mit dem
Rücken gegen ihr Auto stoße.
Der überraschende Stoß lässt mich aufkeuchen und Zoe nutzt diese Gelegenheit, um ihre Zunge in meinen Mund gleiten zu lassen und sanft an meiner Unterlippe zu knabbern.
Trotz der Dezemberkälte durchzucken heiße Schauer meinen Körper und meine Hände wandern langsam von Zoes Hüften zu ihrem Po, wohingegen Zoes Hände sich in meinen Haaren vergraben.
Wow…
„Lasst euch nicht stören, Prinzessin!“
Grummelnd unterbreche ich unseren Kuss und schaue zur Seite, bevor ich genervt aufstöhne und die Augen verdrehe.
„Sehr witzig, Bibi“, rufe ich Habib entgegen, der zusammen mit Rebecca, Rohan und Marvin über den Bürgersteig hinweg in unsere Richtung stapft.
Wie Zoe und ich sind auch die vier in dicken Winterjacken eingepackt, wobei Rohan und Marvin noch jeweils eine Mütze tragen und Rebecca im Gehen fröstelnd ihre behandschuhten Hände aneinander reibt.
„Oh je…“
Etwas ungeschickt windet Zoe sich aus meinem Griff und zieht ihren Kopf etwas mehr zwischen ihre Schultern, um ihre geröteten Wangen unter ihrem Schal zu verdecken.
Obwohl wir nun schon seit über einem Jahr zusammen sind, ist es ihr immer noch unangenehm, wenn meine Freunde uns in etwas intimeren Situationen zusammen sehen.
Aber ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mir diesen Umstand nicht manchmal zunutze machte und solche Situationen absichtlich provoziere, weil ich ihre Verlegenheit darüber immer unfassbar süß finde.
Genauso wie jetzt.
Lächelnd lege ich einen Arm um Zoes Hüften und ziehe sie erneut ein Stück näher zu mir.
„Was ist denn, Zoe?“, raune ich in ihr zu und kann an ihrem Zittern förmlich spüren, wie sich die Gänsehaut über ihrem Körper ausbreitet, als mein Atem über ihre Ohrmuschel streift. „Ist dir kalt? Soll ich dich etwas wärmen?“
„Hör auf, chérie“, zischt Zoe und ihre Wangen röten sich immer mehr, während sie versucht, meinen Arm von ihrer Hüfte weg zu schieben, „jetzt ist wirklich nicht der passende Zeitpunkt dafür.“
„Und wann wäre der passende Zeitpunkt? Vielleicht später während der Autofahrt?“
„Du bist unmöglich!“
„Und du liebst es.“
„Da bin ich mir gerade ehrlich gesagt nicht so sicher.“
„Ach…tatsächlich?“
Betont langsam lasse ich die Finger meiner linken Hand an Zoes Wirbelsäule entlang nach oben fahren und wieder nach unten, was Zoe zu meiner diebischen Freude erneut erschauern lässt.
„Verdammt, jetzt lass das doch mal, chérie“, flüstert sie, wobei ihr Tonfall mehr bittend als eindringlich klingt, während sie immer wieder verstohlene Seitenblicke zu Rohan und den anderen wirft, die immer näher auf uns zukommen, „was sollen denn bitte deine Freunde von uns denken?“
Amüsiert zucke ich mit den Schultern. „Dass wir verliebt sind. Du hast Habib doch gehört, wir sollen uns nicht von ihnen stören lassen. Und außerdem…“
„Lola!“
Alarmiert durch den Ausruf drehe ich meinen Kopf zur Seite und muss kichern, als Danny sich unsanft zwischen Marvin und Rohan hindurch drängt, wodurch Rohan zur Seite und gegen Habib stolpert.
„Pass doch auf, Danny!“, ertönt ein weiterer Ruf und ich erkenne die Stimme meiner Mutter, die hinter
den anderen aus der Nebenstraße getreten ist und nun ebenfalls über den Bürgersteig auf Zoe und mich zukommt.
Doch Danny lässt sich von dem ganzen Trubel hinter ihm nicht beirren, denn er stürmt zielsicher auf uns zu, sodass ich nach einem kurzen Lächeln in Zoes Richtung meinen Arm
von ihr löse und stattdessen ein paar Schritte auf Danny zu gehe, bevor ich mich hinhocke und die Arme weit für ihn ausbreite.
„Na, Großer“, sage ich und hebe Danny hoch, als er kichernd und mit einem gekonnten Satz in meinen Armen landet, sodass ich ihn einmal herumwirbeln kann. „Meine Güte, lange können wir das aber nicht mehr machen. Du wirst ja immer schwerer.“
„Ich bin ja auch schon groß“, erwidert Danny immer noch kichernd und strampelt leicht mit den Beinen, um mir zu verstehen zu geben, dass ich ihn wieder absetzen soll.
Doch kurz nachdem ich ihn wieder auf dem Boden abgesetzt habe und er mich breit angrinst, weiten sich meine Augen vor Erstaunen.
„Hast du schon wieder einen Milchzahn verloren?“, frage ich und schaue auf die verhältnismäßig große Lücke, an der vor ein paar Tagen noch einer von Dannys Schneidezähnen gewesen ist.
„Ja.“ Danny nickt eifrig, bevor sich seine Stirn in Falten legt und er in höchster Konzentration auf seine zu kleinen Fäusten geschlossenen Händen schaut. „Das sind jetzt schon…“, nach und nach klappt er einen Finger auf und lässt den Kopf leicht beim Zählen mitwippen, „sieben…acht…acht Milchzähne!“
Freudestrahlend schaut er mich an und hebt stolz seinen Kopf, als ich ihm lachend über die Haare streiche.
„Sehr gut, Danny“, sage ich und drücke ihm einen Kuss auf die Stirn, „das hast du super gerechnet.“
Das lässt Danny noch breiter strahlen und er umarmt mich noch einmal kurz, bevor er sich hastig an mir vorbeidrängt und weiter auf Zoe zustürmt, die er genauso fröhlich begrüßt wie mich zuvor.
Während Danny ihr aufgeregt und wild gestikulierend von irgendetwas zu erzählen scheint und Zoe nichts weiter tun kann, als ihm lächelnd und kichernd zuzuhören, betrachte ich
Danny mit einem leichten Seufzen und nicke meiner Mutter lächelnd zu, die sich an Rohan und den anderen vorbeigeschoben hat und nun ebenfalls zu Zoe und Danny eilt.
Manchmal kann ich es immer noch nicht glauben, dass mein kleiner Bruder nun tatsächlich schon zur Schule geht. Irgendwie kommt es mir noch gar nicht so lange her vor, dass ich ihn regelmäßig zum Kindergarten gebracht und wieder abgeholt habe.
Aber während ich im Frühsommer meinen Schulabschluss gemacht habe, mit Zoe zusammengezogen bin und wir unseren ersten gemeinsamen Urlaub im Ferienhaus ihrer Eltern in der Normandie verbracht haben, ist Danny ein paar Wochen nach unserer Rückkehr eingeschult worden.
Und ein paar weitere Wochen später habe ich meine Ausbildung zur Erzieherin begonnen.
Ironischerweise in Dannys Kindergarten, aber wenigstens kenne ich mich dort gut aus.
Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Zeit doch manchmal vergeht, erst recht wenn ich bedenke, dass morgen Weihnachten ist.
Zoes und mein zweites gemeinsames Weihnachten, um genau zu sein.
Und weil wir unser erstes Weihnachtsfest stresslich bedingt nur mit Danny und meiner Mutter verbracht haben, da ich mich schon zu der Zeit auf meinen Abschluss vorbereitet habe und Zoe nach einer neuen Lehrerstelle an einer anderen Schule gesucht hat, habe ich Zoe versprochen, dass wir unser nächstes Weihnachtsfest bei ihrer Familie verbringen werden.
Ihre Familie, die ich, obwohl ich seit über einem Jahr mit ihr zusammen bin, immer noch nicht kennengelernt habe…
Nicht dass ich aufgeregt wäre oder so…
„Der Kleine wird mal bestimmt besser in Mathe sein als du, Prinzessin. Auch wenn das ja eigentlich keine große Herausforderung ist…aua!“
„Das sagt der Richtige, Bibi.“
Ich drehe mich um und muss ein wenig schmunzeln, als ich sehe, wie Habib sich mit einer übertriebenen Geste über seinen scheinbar tierisch schmerzenden Arm reibt.
„So viel zum Thema, dass Weihnachten das Fest der Liebe ist“, murrt Habib und streckt Rohan die Zunge raus, während dieser ihn unbeeindruckt und mit einer gehobenen Augenbraue aus seinen dunklen Augen mustert.
„D-Du wirst es ü-überleben, Kumpel“, sagt Marvin und schiebt sich mit einem kurzen Zwinkern in Habibs Richtung an den beiden vorbei, bevor er auf mich zutritt und mich fest zur Begrüßung umarmt.
„Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher, Marv“, erwidere ich lachend und werfe Marvin einen verschwörerischen Blick zu, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst haben, „aber was macht ihr denn alle eigentlich hier?“
„Na, wir verabschieden uns“, erwidert Rebecca, die mich ebenfalls umarmt, „immerhin seid ihr beide über Weihnachten nicht hier.“
„Genau“, über Rebeccas Schulter hinweg sehe ich, wie Habib aufgehört hat sich auf theatralische Weise über den Arm zu reiben und mich stattdessen breit angrinst. „Du und
Fräulein Frankreich müsst ja auch gebührend verabschiedet werden.“
Lachend verdrehe ich die Augen und löse mich aus Rebeccas Umarmung, bevor ich Habib kopfschüttelnd umarme.
„Du Spinner.“
Immer noch grinsend lehnt Habib sich nach unserer Umarmung ein Stück zurück und zwinkert mir zu.
„Stets zu euren Diensten, Prinzessin“, sagt er und verbeugt sich mit einer überschwänglichen Bewegung vor mir, wodurch er mich ein weiteres Mal zum Lachen bringt.
„Merci beaucoup, Bibi“, erwidere ich, während Habib sich wieder aufrichtet und leicht die Augen verdreht.
„Ein normales Danke hätte auch gereicht, Prinzessin. Fräulein Frankreich hat mittlerweile echt einen ziemlich krassen Einfluss auf dich.“
„Zoe ist nun mal Lolas Freundin, das ist also nicht wirklich überraschend, Bibi“, erwidert Rohan und schaut von Habib zu mir, während er schief lächelt und mich auch umarmt.
„Schön dich zu sehen, Lola.“
„Dich auch, Rohan“, seufze ich und umarme meinen besten Freund etwas fester, bevor ich mich ebenfalls aus seiner Umarmung löse. „Wie geht es dir? Wie läuft’s bei Xenia?“
„Ach, ganz gut“, erwidert Rohan und zuckt mit den Schultern, während er seine frierenden Hände in seinen Jackentaschen vergräbt. „Jetzt, einen Tag vor Weihnachten, ist es ein
bisschen ruhiger, aber alles in allem ist die Kneipe noch recht gut besucht, oder Marv?“
Er schaut zu Marvin, der leicht nickt.
„J-Ja. Ich bin zwar nur e-einmal in der Woche da, a-aber laut Xenias Unterlagen und der Buchhaltung ist der Umsatz nach wie vor ganz gut, genauso wie der G-Gewinn.“
„Ist echt kein Wunder, dass du nächstes Jahr BWL studieren willst, Marv“, sagt Habib und stößt Marvin grinsend gegen die Schulter, „da kannst du dich ja eigentlich gleich mit Becky zusammentun.“
Während er Rebecca zuzwinkert, verdreht diese leicht die Augen. „Mein Mathestudium und Marvins baldiges BWL-Studium haben so gut wie gar nichts miteinander gemeinsam.“
„Doch, beides ist gleich krank“, Habib lacht, als Marvin ihm gegen die Schulter stößt und Rebecca erneut die Augen verdreht, „da bin ich echt froh, dass ich bei meinem Onkel in der Autowerkstatt arbeite.“
„Und das ohne Führerschein“, wirft Rohan ein, was ihm einen Seitenhieb von Habib einbringt, den Rohan jedoch problemlos abwehren kann und sich stattdessen wieder zu mir wendet.
„Xenia wäre auch noch gerne zum Verabschieden vorbeigekommen, hat es aber leider nicht mehr geschafft. Aber ich soll dir ausrichten, dass sie euch ein sehr schönes Weihnachtsfest bei Zoes Eltern wünscht und dass für unsere kombinierte Weihnachts- und Silvesterparty in ihrer Kneipe jetzt schon alles vorbereitet ist.“
„Sehr schön“, seufze ich erleichtert und drehe mich um, als ich von hinten eine Hand auf meiner Schulter spüre.
„Chérie“, sagt Zoe und lehnt sich dabei ein Stück zu mir vor, wodurch ich ihren Atem an meinem Ohr spüre, „wir müssen jetzt wirklich los, wenn wir nicht in den Weihnachtsstau geraten wollen.“
„Ja, ich weiß.“ Ich seufze erneut und lasse meinen Blick über Rohan und die anderen gleiten. „Dann wünsche ich euch allen auch ein schönes Weihnachten und wir sehen uns dann
spätestens an Silvester zu unserer Party wieder.“
„Das werden wir“, sagt Rohan und grinst mich an, während die anderen mir ebenfalls lächelnd zunicken, „und euch beiden eine gute Fahrt in Richtung Frankreich.“
Ich schlucke und spüre, wie sich ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch breit macht.
„Ja, ähm…danke.“

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Weihnachten Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 2) (girlxgirl; christmas)
Romance- Fortsetzung zu "Liebe Auf Französisch" - Weihnachten. Das Fest der Liebe und der Familie. Und damit der perfekte Zeitpunkt, um endlich die Familie der Partnerin kennenzulernen. Das denken auch Lola und Zoe, die das Weihnachtsfest zusammen mit...