- 24.12. -
- Lola -
„Also ist Oma jetzt im Krankenhaus?“
„Genau.“ Mit einem Nicken ziehe ich die Bettdecke noch ein Stück mehr über Thibault, wodurch er sie mit seinen Händen umfassen kann. „Eure Mutter, euer Opa und Zoe haben sie
sicherheitshalber dorthin gebracht, damit man sich dort um sie kümmern kann.“
„Aber was hat sie denn?“, fragt Amélie und setzt sich in dem Bett auf der anderen Seite des kleinen Zimmers mit der Dachschräge auf, „es ging ihr doch den ganzen Abend lang total gut und wir haben richtig viel geredet und gelacht…“
Noch während sie spricht, hält Amélie mit einem Mal mitten im Satz inne und lässt schuldbewusst ihren Kopf ein wenig sinken, nur um kurz darauf auf ihrer zitternden Unterlippe zu kauen.
„Hey“, ich streiche Thibault nochmal kurz über die kurzen hellbraunen Haare und gehe dann zu Amélie, um mich auf ihre Bettkante zu setzen, „was hast du, Amélie?“
„Sind wir…“, Amélies Stimme zittert und sie schluckt kurz, bevor sie aufsieht, „sind wir wirklich vielleicht doch Schuld daran, dass es Oma so schlecht geht?“
„Was? Nein“, entschlossen schüttle ich den Kopf und rutsche noch ein wenig näher zu Amélie, um ihr über den Arm zu streichen, „das ist doch Unsinn, Amélie. Ihr beiden könnt wirklich nichts dafür. Rede dir das bitte nicht ein.“
„Aber was hat Oma denn dann?“, fragt Thibault und richtet sich nun ebenfalls auf, „hat sie dasselbe wie im Frühling?“
Seufzend zucke ich mit den Schultern, während ich zwischen den Zwillingen hin und her schaue. „Das weiß ich leider nicht, aber ich bin mir sicher, dass ihr die Ärzte im Krankenhaus helfen können, damit es ihr ganz bald wieder besser geht.“
„Hoffentlich“, murmelt Thibault und schaut nachdenklich auf seine Bettdecke, bevor er nach einigen Momenten seinen Blick wieder hebt, „kann man seinen Wunsch an Papa Noël eigentlich noch ändern?“
„Ähm…“ Etwas verwirrt blinzle ich ein paar Mal und fahre mir anschließend mit einer Hand durch die Haare. „Ich…ich denke, das kommt ganz darauf an, was du dir stattdessen wünschst…“
„Na, dass Oma wieder gesund wird“, erwidert Thibault in einem so selbstverständlichen Ton, als hätte ich ihn gefragt, ob er Schokolade mag.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich Amélies Gesicht innerhalb von Sekunden aufhellt.
„Au ja, das wünsche ich mir auch! Und, dass wir morgen Oma im Krankenhaus besuchen dürfen! Meinst du, dass das geht, Lola?“
Ich kann nicht anders als lächeln, als ich die Blicke der zwei erwartungsvollen Augenpaare sehe.
„Ja, ich…“, beginne ich und nicke langsam, während das Grinsen auf den Gesichtern der Zwillinge noch breiter wird, „ich denke schon, dass das klappen sollte. Und damit ihr für
morgen dann auch dementsprechend ausgeschlafen seid, ist es wichtig, dass ihr jetzt schlaft, d’accord?“
„Oui, d’accord“, erwidern die beiden einstimmig und beginnen sofort, sich wieder unter ihre jeweiligen Bettdecken zu kuscheln, während ich von Amélies Bettkante aufstehe und zur angelehnten Zimmertür gehe.
„Gute Nacht, ihr zwei“, sage ich und drehe mich im Türrahmen nochmal zu den Zwillingen um, die mir von ihren Betten aus entgegen lächeln.
„Bonne nuit, Lola“, entgegnen sie im Chor, was mich ebenfalls lächeln lässt und ich mit ein letzten Zwinkern in ihre Richtung den Lichtschalter bestätige, um das Licht auszuschalten.
„Bonne nuit et faites des beaux rêves“, sage ich und greife nach der Türklinke, um rückwärts auf den Flur zu treten und die Tür langsam zuzuziehen.
Kaum dass ich die Tür geschlossen habe, seufze ich tief und drehe mich um, um mich mit dem Rücken dagegenzulehnen.
Hoffentlich geht alles gut…- Zoe -
„Ich dachte, du willst nach Robert nicht mehr heiraten.“
Etwas überrascht über Maries Worte öffne ich meine Augen wieder und drehe meinen Kopf zu meiner Schwester, die neben mir auf den ungemütlichen weißen Plastikstühlen im Flur der neurologischen Station sitzt.
Nachdem wir in der Notaufnahme vorgesprochen haben, wurde meine Mutter zum Glück relativ schnell auf die Station verwiesen und ist mit meinem Vater, einem Arzt und einer Krankenschwester in einem der unzähligen Räume auf dem Flur verschwunden.
Jetzt heißt es abwarten.
Abwarten und hoffen, dass es meiner Mutter bald besser geht, weshalb Maries Aussage mich umso mehr irritiert.
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“, frage ich und reibe mir über meine müden Augen, während Marie neben mir herzhaft gähnt.
„Na ja“, sagt sie und streckt sich ausgiebig, ohne mich anzusehen, „du hast es schließlich selbst gesagt, als du bei uns in Paris warst.“
„Damals war ich ja auch frisch geschieden“, erwidere ich seufzend und verziehe leicht das Gesicht, als ich mir meine Schulter massiere, die sich durch das Sitzen auf dem ungemütlichen Stuhl ein wenig verkrampft hat.
„Du weißt schon, dass dieses ominöse Damals noch gar nicht so lange her ist, oder?“
„Na und?“, erwidere ich und verdrehe die Augen, „zu der Zeit kannte ich Lola ja nicht, sonst hätte ich das bestimmt nicht gesagt. Und abgesehen davon musst du jetzt gar nicht so tun, als ob du nie deine Meinung zu gewissen Dingen ändern würdest. Wer wollte denn früher auf gar keinen Fall Kinder haben?“
„Touché.“ Mit einem Schulterzucken lehnt Marie sich im Stuhl zurück und schlägt die Beine übereinander, bevor sie sich mit einem Lächeln zu mir dreht. „Eigentlich habe ich ja immer
gedacht, dass du mir eine ganze Rasselbande an Nichten und Neffen schenken würdest.“
„Na ja…was nicht ist, kann ja noch werden…“
Ich halte inne, als ich sehe, wie sich Maries Augen vor Erstaunen weiten.
„Meinst du das ernst, Zouzou?“
„Ja, warum nicht?“, erwidere ich und lache leicht, „Lola liebt Kinder und ich bin ja unter anderem auch deswegen Lehrerin geworden. Aber erst mal muss Lola meinen Antrag annehmen…wobei…eigentlich muss ich ihn ihr erst einmal machen.“
„Das wirst du, Zouzou“, aufmunternd lächelt Marie mir zu und streicht mir über den Arm, „und deine Lola wird den Antrag annehmen und dann werdet ihr zusammen in ein großes Haus ziehen, mit Garten und einem Hund und einer Katze und einer ganzen Horde an Kindern, ganz im Rosamunde-Pilcher-Stil.“
Auch wenn mir nicht wirklich danach ist, muss ich losprusten und bedecke meinen Mund mit einer Hand, um mein Lachen ein wenig zu dämpfen.
„Schön, dass du dir da schon so einen genauen Plan zurechtgelegt hast“, sage ich, nachdem ich mich wieder etwas beruhigt habe und mich leicht räuspere, „aber ich konzentriere mich
erst mal auf den Antrag. Und das auch erst, wenn ich weiß, was mit Mama ist.“
Prompt sehe ich, wie Maries Mundwinkel leicht zu zucken beginnen und ich ergreife ihre Hand, während ich ihr das zuversichtlichste Lächeln schenke, das ich im Moment zustande bringe.
Hoffentlich geht alles gut…
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Weihnachten Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 2) (girlxgirl; christmas)
Romance- Fortsetzung zu "Liebe Auf Französisch" - Weihnachten. Das Fest der Liebe und der Familie. Und damit der perfekte Zeitpunkt, um endlich die Familie der Partnerin kennenzulernen. Das denken auch Lola und Zoe, die das Weihnachtsfest zusammen mit...