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29.12.19

Wir spazieren langsam nach unten und schließlich verlasse ich mich völlig auf den Blauhaarigen, immerhin ist er derjenige, der mich rumführen will.

„Und? Findest du Köln oder München besser?", frägt er mich.

Ich zucke erst mit den Schultern, dann überlege ich.

„Weiß ich eigentlich nicht. Es hat beides seine Vor- und Nachteile. In München mag ich die Architektur sehr gerne. Das Maximilianeum zum Beispiel. In München gibt es echt haufenweise Bauwerke in dem Stil, aber Köln hat natürlich auch den Dom und der ist echt beeindrucken.", ich mache eine Pause. „Aber dafür gefällt mir Köln vom Aufbau und der Natur her besser. Da hat man die Ringe, den Rhein, viele Grünflächen...ist echt schwer muss ich sagen."

T hört mir aufmerksam zu und nickt dann.

„Da hast du wohl recht. Ich kann da aber leider auch nicht viel dazu sagen. Bevor ich nach Köln gezogen bin hab ich ja in nem kleinen Dorf im Norden gewohnt und viel mehr hab ich auch nicht wirklich gesehen. Aber so alte Architektur finde ich auch echt interessant. Vielleicht sollte ich dich mal in München besuchen.", er lächelt mich von der Seite her an.

„Kannst du gern machen.", ich erwidere das Lächeln. „Bald sind ja auch wieder Semesterferien."

„Echt? Da kenne ich mich auch leider so gar nicht aus.", T lacht. „Ich hab ja nur die Schule fertig gemacht und dann hatte ich viel Erfolg mit YouTube und Musik und...hier bin ich."

Er grinst und ich verdrehe schmunzelnd die Augen.

„Du hast's gut. So ab etwa Anfang oder Mitte Februar sollte ich frei haben.", kläre ich ihn dann auf. „Ich werde mir dann zwar wieder nen Ferienjob suchen, aber so zwei Wochen lasse ich mir trotzdem frei."

„Das klingt trotzdem echt stressig.", T zieht seine Augenbrauen zusammen. „Mehr Ferien als jetzt, im Frühjahr und im Sommer hast du ja nicht."

Ich zucke mit den Schultern.

„Schon, aber irgendwie muss ich mir ja was dazu verdienen und unterm Studium gehts schlecht.", ich beiße mir auf die Lippe.

Der Größere wirft mir einen mitleidigen Blick zu.

„Schau mich nicht so an.", ich verenge meine Augen.

„Jaja, tut mir leid.", er muss nun lachen, dann biegt er in ein Stück Wald ab. „Naja, hier gehts auf jeden Fall zu einem meiner Lieblingsplätze."

Ich folge ihm und kann es nicht vermeiden mich ein kleines bisschen besonders zu fühlen. Denn diesen Platz zeigt er bestimmt nicht jedem.

Wir quatschten also noch ein bisschen und irgendwann kommen wir an einem Rheinufer an. Viele Bäume stehen dort und einer sticht insbesondere heraus. Er hängt schief über das Wasser, weshalb man ihn bestimmt leicht betreten kann, jedoch bete ich, dass wir dies nun nicht tun. Ich leide nämlich unter ziemlich starker Höhenangst.

„Also. Hier wären wir.", meint T und breitet lächelnd seine Arme aus, während er sich dreht.

Dadurch muss ich schmunzeln. Dann schaue ich mich ebenfalls noch ein wenig um. Weit und breit sind keine Häuser zu sehen. Wir befinden uns einfach mitten in der Natur und bis auf ein paar Vögel und die Geräusche und Blätter am Boden ist es still. Im Moment liegt sogar ein wenig Schnee und allgemein sieht es hier einfach nur total friedlich und angenehm aus.

„Richtig schön.", sage ich zu dem Blauhaarigen und er nickt.

„Ja, nicht? Ich bin so froh das hier gefunden zu haben. Am Nicesten ist es aber immer noch, wenn man auf den Baum klettert. Komm.", er bewegt sich zum schiefen Baum und mir rutscht mein Herz in die Hose.

Number Neighbours | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt