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Das hier war ihre Geschichte und deshalb galten ihre Regeln. Sie schrieb ihre eigenen Wendungen, ihr eigenes Drama und vor allem fällte sie ihre eigenen Entscheidungen.
Sie hatte alles selbst in der Hand.
Mit ein wenig Hilfe lernte sie, dass man tatsächlich in seine eigene Geschichte eingreifen konnte. Handlungen und Folgen ließen sich verändern und umschreiben ... so oft man es wollte. Ihr Leben - ihre Regeln.
Sie war der Meinung, dass jeder Mensch zwei Leben hatte. Für manche mag sich das vielleicht vollkommen verrückt anhören, aber nicht für Juna.
Das erste Leben, das anfängt wenn man geboren wird. Es zieht sich durch die frühen Kindheitsjahre, wobei die Dauer von jeder Person selbst abhängt. Es belehrt einen mit Emotionen wie zum Beispiel wenn wir Lachen, wenn wir weinen oder wenn wir wütend werden. Es eröffnet einem die Türen in das Leben und legt den Grundstein.
Das zweite Leben beginnt, wenn man realisiert, dass man nur ein Leben hat. Ein Leben - keine Rücksetztaste. Nur eine Chance um seine eigene Geschichte zu schreiben und zu leben. Eine Chance um etwas zu tun oder nicht. Um auf der sicheren Seite zu bleiben oder ein Risiko einzugehen. Bis zum Tod.
Wie man sieht, hatte Juna eine genaue Vorstellung von Leben und Tod. Das hieß aber trotzdem nicht, dass sie ihres bewusst genauso gestaltete. Sie befand sich immer noch in ihrem Ersten - sie lernte mit jedem Tag etwas dazu und genoss ein stilles und eher langweiliges Leben an den Seitenlinien.
Nun, nur weil man an etwas denkt oder glaubt, dann heißt das nicht immer gleich, dass man auch danach handelt. Juna war das beste Beispiel dafür. Sie riskierte nichts in ihrem Leben, wie sollte sie auch, wenn es nichts gab für das sie etwas riskieren konnte?
Goldblonde Haare schmeichelten ihrer blassen Haut, während ihre ozeanblauen Pupillen nur erahnen ließen, was hinter dem wilden funkeln in ihren Augen lag. Ein Funkeln, das nur darauf wartete erneut in voller Glorie erstrahlen zu dürfen.
Ein Funkeln, dass über die Jahre seinen kindlichen Glanz verlor, der trotz ihren vielen Leidenschaften einfach nicht wiederzukehren schien.
Das Talent zum Fußballspielen Beispielsweise. Es war definitiv etwas, dass sie von ihrem Vater geerbt hatte, da dieser in seinen Jugendjahren ein wirklich Sporttalent war. Angefangen beim Leichtathletik, bis zum Fechten, über den Golfsport und zu guter letzt zum Fußball, all das beherrsche Juna's Vater bis hin in die Perfektion.
Trotz seiner vielen Begeisterung, hatte der Mann nur eine seiner Leidenschaften auf seine Tochter übertragen - das Fußball.
Das Vater-Tochter Duo spielte oft in ihrem Vorgarten gemeinsam, wobei Juna die Rolle des Torwarts übernahm. Das lag daran, dass ihr Vater ihr immer und immer wieder erzählte, dass er der Meinung war der Torwart sei der wichtigste Spieler der Mannschaft.
Juna's Vater war damals ihr Vorbild und wenn er ihr sagte, dass er den Torwart am besten fand, dann war sie der gleichen Meinung und so kam sie zu dem liebevollen Spitznamen KJ (Kahn Junior), das von dem deutschen spitzen Torwart Oliver Kahn abgeleitete worden war.
Ungeachtet dessen, war ihr Zeichentalent eine der wenigen Vererbungen, die ihrer Mutter angehörten. Farbe mit Farbe und Linie nach Line entstanden aus unüberlegten Anfängen, wirklich schöne Zeichnungen (so schön, wie sie bei einem achtjährigen Mädchen eben sein konnten).
Wie schon gesagt, ein langweiliges, eintöniges Leben eines normalen Mädchen das ihren Leidenschaften folgte und ihren Träumen hinterherjagen würde, wenn sie etwas hätte, dass sich lohnt.
Das Leben ist da, um zu stolpern, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen und genau hier beginnt die Geschichte.
Die Geschichte, die Juna für sich selbst schreibt - die jeder von uns selbst schreiben kann.
