Harte Landung

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Ah! Verdammte Scheiße!!! , fluchte ich, als ich mal wieder über das Eis schlitterte und mir das Kichern, der anderen anhören musste.
Ich sagte, gerade, meinte meine Trainerin und schüttelte genervt den Kopf. Seufztent raffte ich mich wieder auf und stellte mich wieder an die Seite. Charlotte dagegen meisterte den Sprung jedoch ohne Probleme. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich hatte in den letzten Tagen 9 Stunden extra auf dem Eis verbracht! So viel Training und immer noch nicht genug! Das war doch nicht fair!!! Charlotte war der Liebling unserer Trainerin und die Arroganz in Person. Sie wusste, dass sie Talent hatte und wollte aus diesem Grund auch immer im Mittelpunkt stehen. Wie ich sie hasste. Nicht weil sie so gut war, ich gönnte es ihr. Doch ihr Verhalten und ihre Arroganz raubte uns allen noch den letzten Nerv. Frustriert hörte ich mir noch die Standpauke, unserer Trainerin an, als ich im Augenwinkel die Jungs erblickte, die Blödsinn trieben. Sie waren wohl auch schon fertig. Doch mein Blick blieb an einem neuen Gesicht hängen. Er hielt sich etwas abseits auf und saß auf einer der Bänke. Er hatte dunkelbraune, mit rötlichen Strähnen durchzogenes, kurzes Haar und seine Hose, sein Oberteil sowie auch seine Schlittschuhe waren rabenschwarz. Er war gut durchtrainiert und hatte markante Gesichtszüge. Er sah direkt zu und auf die Eisfläche, als würde er jede einzelne Bewegung beobachten. Sein Blick war leer. Er verriet nichts über seine Gedanken oder anderes. Seinem Aufsehen nach zu urteilen, kam er aus einer wohlhabenden Familie. Das Modell seiner Schuhe hatte geschätzt den Wert eines kleinen Hauses. Mein Fazit: Wahrscheinlich war er wieder einer dieser Sorte, die wussten, dass sie wussten was sie hatten und sich immer für was besseres hielten. Nach dem auch mal unsere Trainerin zum Ende ihres Vortrags gekommen war, konnten alle nicht schnell genug vom Eis und zu ihren Wasserflaschen zu kommen.
Man Lyla... Wann kapierst du es endlich, hm? Leute die sich auf dem Eis, wie ein Elefant im Porzellanladen bewegen, gehören hier einfach nicht her. Warum erweißt du uns nicht die Ehre und verschwindest einfach?, sagte Charlotte spöttisch.
Nicht mal in deinen Träumen, antwortete ich und suchte meine Sachen zusammen. Doch sie fand sogleich einen neuen Ansatz, um mich runter zu machen.
Hast du kein Geld für neue Sachen? Dieses Kleid ist das aller letzte. Einfach nur geschmacklos, erwiderte sie und ich sah sie grinsend an. Sieh mich einfach, als dein Spiegelbild, setzte ich drauf und ließ sie stehen. Ich ging immer mit den Mädchen in die Umkleiden, dass sie nicht merkten, wie ich Überstunden machte. Mir reichte schon die die Aufmerksamkeit, als totaler Versager.

Vor dem Spiegel richtete ich noch einmal schnell, meine Frisur und begab mich dann wieder auf das Eis. Doch meine Motivation wurde durch etliche Fehlschläge Stück für Stück erstickt. Okay noch einmal. Ich lief erneut an und sprang ab. Nein, nein, nein, nein!!! Ich landete unbeholfen, versuchte mich mit dem anderen Fuß noch zu fangen, aber durch den Schwung fiel ich zur Seite und rutschte erneut über das Eis. Ich bremste erst in der Mitte wieder und blieb entmutigt liegen.
MANN!!! VERDAMMTE SCHEISSE!!!, schrie ich wütend und schlug mit der Faust auf das Eis. (Blöde Idee. War härter als ich dachte.) Ich wollte mich gerade aufsetzen, als ich hörte wie jemand auf das Eis kam. Der- oder Diejenige kam direkt auf mich zu und kam neben mir mit einem scharfen Geräusch zum Stehen. Ich wollte mich gerade umsehen, als mir eine Hand gereicht wurde. Nun sah ich ihm direkt in die stechend grünen Augen. Es war der Junge von eben, welcher stur auf das Eis gestarrt hatte.
Hallo, sagte er mit einem leichten Lächeln und ich nahm etwas irritiert seine Hand an
Hey..., antwortete ich etwas verwirrt und richtete mich mit seiner Hilfe wieder auf. Trotz das er immer noch keine Emotionen zeigte, sah er an und für sich gar nicht so schlecht aus. Aber er hatte auch etwas Angst einflößendes an sich. So bekam er definitiv immer das, was er wollte... Ohne mich noch weiter beirren zu lassen atmete ich tief durch und lief wieder an. Wieder Fehlanzeige. Und jetzt flog ich auch noch vor ihm volle Sahne auf die Fresse. Was machte ich nur falsch? Ich wurde gebremst.
Lass mich dir helfen, sagte er und richtete mich mit einem Ruck wieder auf. Schon beim Anfahren musst du auf deine Haltung und den Schwung achten. Ungefähr so. Er stieß sich ab und glit zügig und elegant über das Eis, doch kurz bevor es zum Sprung kam, drehte er ab und blieb stehen. Jetzt du, meinte er.
Okay, sagte ich und stieß mich ebenfalls ab. Doch in der Haltung, wie er es vorhin getan hatte, fühlte ich mich sogleich unsicher und geriet ins Wanken. Doch bevor ich ansatzweise fallen konnte, stand er bereits neben mir um mich abzufangen.
Wow, du hast heute genug Landungen genommen.  Ich richtete mich auf und er musterte mich von oben bis unten.
Ist etwas?, fragte ich zögernd.
Nein, doch weiß ich jetzt, wo das Problem liegt, antwortete er. Himmel hatte er eine vornehme Ausdrucksweise.
Und woran genau?, wollte ich wissen.
1. Du hast das Potenzial, hast aber nicht genug Vertrauen in dich selbst. 2. Entschuldigung, wenn es doof klingt, aber eine Schuhe sind extrem instabil und 3. Du musst mit dir und dem Eis in Einklang kommen, erklärte er mir ruhig. Ich sah ihn verwundert an, woraufhin er zu lachen begann. Komm, wir kümmern uns erst mal um deine Schuhe, sagte er und war dabei schon auf dem Weg zur Tor. Wie der Herr befiehlt, dachte ich mir nur. Dabei kannte ich noch nicht einmal seinen Namen. Ohne noch weiter zu grübeln, verließ ich das Eis und ließ mich auf einer der Bänke fallen, um mich aus meinen Schuhen zu befreien. Wo war er jetzt eigentlich hin? Diese Frage beantwortete sich jedoch von selbst, als er mit einem nagelneuen Paar weißen Schlittschuhen um die Kurve kam, die ich mir im Traum nicht leisten konnte. Wir waren halt knapp bei Kasse.
Zieh die mal an. Die sollten für heute erst mal funktionieren, sagte er und reichte mir die Schuhe. Während ich sie schnürte, zeigte er mir wo die Probleme lagen. Doch nicht einmal ansatzweise in einem arroganten Tonfall, sondern mehr mit Gedult.
Und wie soll ich dann morgen trainieren? Ich brauche meine Schuhe, fragte ich nachdenklich.
Hättest du was dagegen, wenn ich die Schuhe heute mitnehme?, fragte er mich.
Kommt drauf an, wo hin, antwortete ich.
Keine Sorge. Ich kenne jemanden, der dass ohne große Umschweife wieder hinbekommt. Ehrenwort, versprach er mir mit einem schiefen Lächeln. Dieses Lächeln hatte irgendwie etwas verbotenes. Das stand ihm aber. Außerdem hatte ich bei ihm nicht das Gefühl, dass er liebe und brave Junge war. Nicht bei diesem Auftreten.
Na dann mal los, sagte ich und stand auf. Oh man. Das war ein ziemlich ungewöhnliches Gefühl, in den Schuhen, aber es war ziemlich angenehm.
Jetzt laufen wir erst einmal ein paar Runden, damit du dich an die Schuhe gewöhnen kannst, ordnete er an, als wir uns wieder auf dem Eis befanden. So ging es tatsächlich viel besser und ich stand auch viel aufrechter.
Sieht doch nicht schlecht aus. Ich weiß nicht, was sieh hat, sagte er und glitt rückwärts vor mir her, als hätte er hinten ein zweites Paar Augen. Es war einfach erstaunlich.
Das bringe ich dir auch noch bei, sagte er darauf, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Wie heißt du eigentlich?, fragte ich ihn, während ich immer mehr an Geschwindigkeit aufnahm.
Entschuldigung. Wie konnte ich nur so unhöflich sein. Ich heiße Lyrkan, antwortete er und schüttelte leicht den Kopf.
Ist nicht so schlimm. Ich heiße Lyla, antwortete ich leicht lachend.
Fühlst du dich soweit wohl?, wollte er wissen. Ich nickte und wir begaben uns in die Mitte der Fläche
Dann mal los, sagte ich und atmete tief durch. Ich machte es wie er es gesagt hatte. Ich sprang ab. Alles um mich herum verlief beinahe in Zeitlupe. Erst als ich aufsetzte und bremste, fand ich mich in der Realität wieder und realisierte, dass ich es geschafft hatte. Ich strahlte zu ihm herüber und er stand mit halb offenen Mund vor mir.
Perfekt..., stammelte er, fing sich aber sogleich mit einem Kopfschütteln.
Danke. Aber das habe ich eigentlich nur dir zu verdanken, gab ich zu.
Nicht ganz, helfen kann ich dir viel, doch der Schlüssel ist einzig und allein dein Wille, antwortete er und sah auf die Uhr. Himmel, Arsch und Wolkenbruch. Ich glaub das waren   für heute genug Überstunden. Ich muss schauen dass ich nach Hause komme, sagte er, was mich ebenfalls einen Blick auf die Uhr werfen ließ.
Scheiße, ich komme zu spät!, rief ich und machte, dass ich vom Eis kam.
Sekunde noch. Schaffst du es morgen eine Stunde früher da zu sein?, fragte er.
Klar, bekomme ich hin! Tschau und danke noch mal!, rief unterm rennen.
Nichts zu danken!!!, rief er mir nach.

Nach einer schnellen Dusche, sprang ich in eine Klamotten, warf mir die Tasche über die Schulter und knallte vor lauter Schnell Schnell auch noch mit Lyrkan auf dem Flur zusammen.
Verdammt, tut leid, ich bin nur ziemlich im Stress, entschuldige ich mich sofort.
Kein Problem, bis morgen, sagte er und ließ mir den Vortritt. Ich gab die Schuhe noch am Verleih ab und beeilte mich zum Aufzug zu kommen. Mein Handy klingelt, als ich in Eile, die Arena verließ.
Hey Schatz, was gibt's?
Hallo, mein Sonnenschein. Bist du zufällig noch an der Arena?
Ja... Was ist denn mit dir los?
Was denn? Darf man seiner Freundin nicht mal Komplimente machen?
Doch, doch, es ist nur ungewöhnlich
Haha. Ich sammel dich in fünf Minuten auf, Süße
Danke. Bis gleich. Ich stand wie angewurzelt da. Wer war er und was hatte er mit Steven gemacht? Ich lachte in mich hinein und stellte mich in die Einfahrt. Steven war mein fester und einziger Freund. Er konnte manchmal zwar ein richtiger Arsch sein, aber er hatte mich damals sofort unter seine Fittiche genommen und wir hatten zusammen schon das ein oder andere erlebt. Zwar war oft genervt von dem Eislauf, aber das war nicht all zu schlimm. Schließlich nervte er mich immer mit seinen Games, von denen ich absolut gar nichts verstand. Da kamen mir schon helle Scheinwerfer entgegen. Sofort warf ich die Tasche auf die Rückbank und setzte mich dann auf den Beifahrersitz.
Hey, grüßte er mich und zog mich zu sich um mich zu küssen.
Hey. Danke, dass du mich mit nimmst.
Kein Ding. Wie war es heute?, erkundigte er sich.
Anstrengend, aber Erfolgreich, antwortete ich seufzent und lehnte mich zurück.
Ist doch schön zu hören.

Wochenende!!! Endlich!!! Nach dem ich noch zu Abend gegessen machte ich ich fertig und fiel ins Bett.

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