Ich lief in meinem Zimmer auf und ab und mein Kopf kochte vor Gedanken. Ich dachte schon eine Kule in den Boden laufen zu müssen, um auf eine Lösung zu kommen, als meine Gedankengänge durch ein Klopfen unterbrochen wurden.
"Was ist?!", schäumte es aus mir heraus. Die Tür ging auf und mein Vater stand im Türrahmen. "Oh... Verzeiht mir Vater", besserte ich mich schnell aus. In den letzten Wochen hatte ich wirklich jegliche Umgangsformel vergessen die man mir von Klein auf beigebracht wurde.... Ich war einfach nur mit dem den Nerven am Ende und das machte sich leider in jeder Hinsicht bemerkbar... Er kam seufzend auf mich zu, doch blieb er bei der Sitzgruppe stehen und er wies mir mich zu ihm zugesellen.
"Ich tue mal so, als hätte ich das nie gehört", sagte er und sah mich direkt an. "Sie fehlt dir nicht wahr?", fragte er mich direkt, wobei ich ihn erschrocken ansah. Woher in aller Welt hatte er das nun schon wieder? "Ich wusste es vom ersten Moment an, als ich euch zusammen gesehen hatte. Dein Verhalten ihr gegenüber, hat dich gleich verraten. Ich und deine hohe Mutter wollten jedoch warten, bis du es von dir aus erzählst", fuhr er mit einem schiefen Grinsen fort. Ich räusperte mich etwas beschämt, da ich mir ernsthaft gedacht hatte, das ich es vor ihnen hätte geheim halten können. Sie waren zwar die Regenten der Hölle, doch waren sie laut ihnen vor allem meine Eltern.
"Ja", gestand ich es mir ein. "Sie fehlt mir wirklich...", seufzte ich und ich glaubte es selber kaum, aber ich hatte tatsächlich mit den Tränen.
"Lyrkan, auch als Dämon und Prinz der Unterwelt, ist es dir gestattet Gefühle zu haben und sie auch zu zeigen. Auch wenn es oftmals nicht so wirkt, so habe ich auch oft meine Zweifel oder verhalte mich auch mal auf die eine oder andere Art unangemessen, doch das ist normal und auch wichtig. Und um ehrlich zu sein erinnert ihr Beide mich vollkommen an die Geschichte von deiner Mutter und mir", sagte er zu mir und lachte bei seinen letzten Worten ein wenig. Ich wurde hellhörig. Sie hatten mir in all den Jahren noch nie ihre Geschichte erzählt.
"Was darf ich mir darunter vorstellen?", fragte ich neugierig.
"Als ich deine Mutter kennen gelernt hatte, war sie eine hoch angesehene Lady, am englischen Hof und feierte gerade ihre Verlobung mit dem Kronenprinzen. Damals war sie nicht gerade erfreut darüber, da diese Ehe nicht aus Liebe sondern aus Pflicht entstehen sollte. Zu diesem Zeitpunkt war ich in dieser Welt ein junger Lord und zog von Fest zu Fest und Weib zu Weib. Doch ihre Schönheit war nicht, das einzige was sie zeichnete. Später stellte sich heraus, das sie ein Engel und die Tochter, des obersten Erzengels war. Du weißt ja sicher, wie die Lage zwischen Engeln und Dämonen ist und so war sie auch damals, weshalb ich meine Gestalt vor ihr geheim hielt. Ich hatte schnell begriffen das sie für mich bestimmt war und sie schien auch das selbe für mich zu empfinden. Wir hatten uns immer heimlich getroffen, damit es nicht aufflog und ich hatte sie wirklich mehr als alles andere geliebt. Natürlich war dein Großvater auch nicht wirklich davon begeistert, doch als ich ihm erzählt hatte, das ich mein Herzband geschlossen hatte, hatte ich seinen Segen.... Das ganze ging so lange gut, bis die Engel gegen uns in den Krieg zogen.... Natürlich hatte ich auch ziehen müssen und als wir zur Hauptstadt vorgedrungen waren, sah sie mich mit an der Spitze und ich sie neben ihren Vater. Sie sah mich die ganze Zeit lang an... Doch in ihrem Blick lag kein Zorn oder Hass, sondern nur Verzweiflung und Trauer, denn im Moment hatte sie ihr Vater gepackt und ihr ein Messer an die Kehle gehalten. Während er dem Volk verkündete welch Schade sie sei und wie unehrenhaft zu dem höchsten Haus gewesen war und das sie die Schuld an diesem Krieg trug, hatte sie sich nicht gerührt, sondern nur stumm geweint und eine Hand an ihren Bauch gehalten... In diesem Moment war mir klar, das sie schwanger war und zwar mit dir. Mein Vater hatte mir geschworen, ihr nichts im Kampf zu tun und so hatte er mir im nächsten Moment geschworen, sie zu retten. Und kurz bevor das Todesurteil gesprochen wurde, stürmten wir den die Empore des Palastes und ich tötete eigenhändig und voller Hass ihren Vater, der beinahe seine Eigene Tochter für Ehre und Stoltz getötet hätte. So gesehen waren wir in anderer Sicht nicht besser, doch bei Familie und Herzbändern hatten wir unsere klaren Regeln.... Ich hatte sie noch auf dem Schlachtfeld verwandelt und durch ihre hohe Abstammung, als Engel, wurde sie schließlich zur Göttin der Geister und Seelen. Später stellte sich heraus, dass ihr Vater von unserer Liebe erfahren hatte und daraus den Grund für den Krieg zog und ihr erzählte er, was Lyla gerade von dir denkt. Doch als ich an diesem Tag zu ihr auf die Empore gestürmt war und ihren Vater vernichtet hatte, wurde ihr klar, das nichts von alledem stimmte und sie erzählte mir, dass sie es gerade so geschafft hätte dich vor ihrem Vater zu schützen, denn hätte sie es ihm damals gesagt, das du von mir wärst, hätte er es mit eigenen Händen aus ihr entfern, so sagte sie mir damals", erzählte er mir und ich saß einfach nur stumm da.
"Wieso erzählst du mir das gerade jetzt?", brachte ich nach einiger Zeit endlich zu Stande.
"Der Grund warum ich dir das jetzt erzähle ist folgender: Sie mag sich zwar jetzt von dir distanzieren, doch nur, weil sie typischen Vorurteile kennt. Bleibe weiter an ihrer Seite und beweise ihr deine Gefühle. Ihr wird es auch nicht besser gehen damit, da auch bei Menschen etwas intensiveres ausgelöst wird, wenn ein Dämon sein Herzband mit ihm schließt. Sie wird dir Verzeihen, da bin ich mir sicher, aber lass ihr Zeit", antwortete er mir und ich sah ihn überrascht an. Ich hatte ihn noch nie so erlebt.... Doch in diesem Moment hatte ich seid einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder ein klaren Gedanken im Kopf und ein festes Ziel vor Augen. Und das endlich nach mehreren Wochen. Ich sah auf die Uhr. Es war noch nicht zu spät. "Schau das du Land gewinnst", grinste mein Vater. Und ehe ich mich versah, sprang ich schon ins Bad und in ordentliche Klamotten. Ich stürmte aus dem Zimmer. Und über den Hauptflur den Hauses. Das Treppenhaus folgte. Ich nahm zwei manchmal drei Stufen aufeinmal. Ich rief nach meinem Mantel und stürmte in die Garage zu meinem Wagen. Mit quietschenden Reifen, fuhr ich rückwärts aus der Parklücke und driftete dann aus der der Tiefgarage. Ich musste mich beeilen, wenn ich ihren Lauf nicht verpassen wollte. Sie hatte so hart dafür trainiert und es ehrlich verdient an diesen Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen. Als ich die Halle erreichte, herrschte dort reges Treiben, da die Wettkämpfe bereits in vollem Gange waren. Ich entdeckte sie schließlich an der Bade, wie sie auf ihren Einsatz wartete. Ich war für einen Moment lang wie erstarrt. Sie sah wunderschön in ihrem Violett-Weißen Kleid aus und hatte das lange Haar sauber hochgesteckt. Das musste bestimmt Charlottes Werk gewesen sein.
Ich suchte mir irgendwo einen freien Platz, wo ich alles gut beobachten konnte, als auch sie auch schon angekündigt wurde. Sarah hielt die Damen raus, während sie elegant und zügig eine Runde über das Eis zog, um sich zu präsentieren. Sie glitt in die Mitte der Fläche und ging in Position. Das Licht wurde gedämmt und die Musik setzte ein. Doch als ich das Lied erkannte, schien es, als wäre die Zeit stehen geblieben...
Es klang zwar schräg, doch wollte sie mir mit diesem Lied irgendetwas sagen? Und wenn ja, wieso hatte sie damit gerechnet, dass ich hier auftauchen würde? Sie glitt mit solch leidenschaftlichen Elementen über das Eis, das sie jeden hier in dieser Halle in ihren Bann zog... Es war wie Magie, die von ihr ausging. Die meiste Zeit hatte sie die Augen geschlossen und ein seliges Lächeln auf dem Gesicht. Es war so schön ihr Lächeln wieder zu sehen... Ich musste mir beinahe die Tränen verkneifen, da mich ihr Lauf auf viele verschiedene Arten berührte. Und ich konnte auch nicht beschreiben welche es genau waren... Ich hatte meinen Blick gerade auf sie gerichtet, bis das letzte Element mit der Melodie verklang. Im Applaus des Publikums wurde das Licht wieder heller und sie ging zu allen Seiten in eine Verbeugung, als sich unsere Blicke endlich trafen... Ich konnte ihn nicht wirklich deuten, doch hatte es etwas an sich, was mir eine gewaltige Last von den Schultern nahm....
Eine halbe Stunde kam es endlich zur Siegerehrung und es schien wirklich ein Kopf-an-Kopf-Rennen gewesen zu sein und sie stand hoffend und bangend bei Sarah und ihrer Familie. Ich fieberte auch mit, da ich es ihr von Herzen gönnen würde heute ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen. Der dritte Platz ging an einen Läufer, der jedoch nicht so erfreut darüber schien. Trotzdem nahm er Blumen und Medaille entgegen und stieg auf die Treppe.
"Der zweite Platz geht an: Diana Collin!", rief er Moderator und die Leute brachen erneut in Jubel aus, während auch sie Blumen und Medaille in Empfang nahm.
"Und nun zum Finale", fuhr er fort und alles wurde still. "Der erste Platz geht an: Lyla Walleres!", wurde es ausgerufen und sie flippte vollkommen aus, während ich in den Jubel mit einstimmte. Stolz ließ sie sich das Gold um den Hals legen und schenkte dem Publikum einen Kuss von der Treppe. Anschließend wurde ein Foto für die Zeitung geschossen und noch einmal für die anderen Teilnehmer applaudiert. Doch bevor sie ging blieb ihr Blick noch ein letztes Mal an mir hängen und ich spürte ihre Unsicherheit selbst von hier oben aus.
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Daemons On Ice
FantasíaEine Prinzessin auf dem Eis. Das ist der Traum einer jeden Eiskunstläuferin. Sowie auch von Lyla. Doch vom großen Traum, an der Olympiade teilzunehmen ist noch Meilen entfernt. Ihrem Coach kann sie es nicht recht machen, doch trotz aller Niederlagen...