Seit dem Vorfall mit Carl, wurde ich kaum ans Tageslicht geholt. Eher hatte ich Ketten an den Füßen und nur einen kleinen Radius zur Bewegung. Na immer hin war ich nicht mehr komplett an die Wand gekettet. Und trotzdem spürte ich wie der Wahnsinn Stück für Stück durch meinen Körper kroch... Immer wieder kam jemand, stellte mir ein paar Fragen und ging dann wieder... Mahlzeiten hielten sich ebenfalls in Grenzen... Ich wusste nur das ein neuer Tag angebrochen war, weil Sylvia jeden Morgen zu mir kam, um mir etwas zum Anziehen zu bringen und gelegentlich zum Duschen zu bringen. Dort steckte sie mir häufig Wasser oder andere kleine Dinge zu und sie unterrichtete mich sich gut es ging und wie die Umstände es zuließen, in der Magie. Hauptsächlich darin, wie ich mich und meine Psyche vor dem Wahnsinn schützen konnte und wie ich meine Magie unterdrückte. Somit auch meine Aura. Es war nicht gerade einfach und ich hatte oft mit Symptomen wie Nasenbluten, Migräne oder anderen zu tun. Da sprang auf einmal die Tür auf und ich zuckte mit rasendem Puls zusammen.
"Ganz ruhig, ich bins Lyla", flüsterte Sylvia. Ich atmete erleichtert auf. Zum Glück.
"Bin ich froh", meinte ich.
"Was haben Sie dieses Mal gemacht?", fragte sie alarmiert.
"Sieh mich doch an... Ich hatte neuerdings als Boxsack her und zwar für Sebastian...", lachte ich verächtlich. "Oder als Zielscheibe", fügte ich hinzu. Und wenn es nicht so traurig wäre, hätte ich jetzt bestimmt mit einer Familie drüber gelacht.
"Alles der reinste Wahnsinn...", fluchte sie,während sie die Fessel aufschloss.
"Was du nicht sagst", stönte ich.
"Ab jetzt das selbe Spiel wie immer", erinnerte sie mich und ich nickte. Ohne Vorwarnung packte sie mich am Schopf und zerrte mich zur Tür. "Aufmachen!", brüllte sie und die Männer stolperten mit der Tür zur Seite. "Und jetzt mach kein Theater, Miststück!", warf sie hinterher und zog mich mit sich."Hat dir eigentlich mal jemand gesagt, dass du einen verdammt festen Griff hast?", erkundigte ich mich, als die Tür verschlossen war.
"Viele... Und das immer wenn ich sie im Schwitzkasten hatte" antwortete sie mit einem frechen Grinsen.
"So eine warst du also",sagte ich.
"Ich war nie eine Prinzessin und das wusste auch mein Vater. Deshalb hatte er mich in Garde geschickt, da es zwecklos war mich in Etikette zu unterrichten oder anderes", erklärte sie. "Ich kann es immer noch kaum glauben, das der Hauch einer Chance besteht, das ich meinen Vater wiedersehe", strahlte sie.
"Dieser Gedanke hält mich auch am Leben. Ich stelle mir immer wieder vor mit meinem Hund Gassi zu gehen,wieder mit meinen Freunden auf den Eis zu sein, meiner Trainerin den letzten Nerv zu rauben, mit meinen Eltern auf dem Sofa zu liegen und uns eine Serie nach der anderen rein zu ziehen... Aber vor allem Lyrkan wieder in die Arme zu schließen ", träumte ich und merkte wie die Tränen in meine Augen stiegen.
" Dann habe ich hier vielleicht was, was den Tag erleichtert ", meinte sie und reichte mir ihr Handy. Sie ging auf einen Stream und in im nächsten Moment wurde eine Eisfläche gefilmt, die gerade von jemandem in Hemd und Hose, inklusive Hut betreten wurde.
"Lyrkan... Bei Gott er hat sich nicht aufgegeben", hauchte ich während ich auf die Musik wartete. Überrascht stellte ich fest das es nicht das war zu dem er sonst immer lief... Es war "You are not alone" von Michael Jackson.
"Ich bin mir sicher, daß das eine Nachricht an dich sein soll... Das hatte er auch der Presse bestätigt", sagte sie, während sie sich um meine Haare kümmerte. Er war so elegant, doch die Choreographie war traurig, hoffend, flehend... Und ich hatte den Eindruck, das in der ganzen Zeit auf dem Eis, weinte... Genau wie ich in diesem Moment.... Und während ich ihn so auf dem Eis knien sah, wollte ich einfach nur in den Bildschirm springen und ihn in den Arm nehmen... Und nie wieder los lassen... "Ich hatte mit ihm gesprochen", schluchzte ich.
"Du hast was?!", rutschte es aus ihr heraus.
"Nachdem sie mich doch so übel zugerichtet hatten... Da war ich so fertig... Ich hatte nach ihm geschrien, immer und immer wieder... Und dann war ich plötzlich in seiner Aura... Ich weiß nicht wie... Aber es hat funktioniert... Und auch die anderen konnten mich hören. Meine Eltern und seine. Er hatte mir geschworen mich und die anderen hier raus zu holen ", gestand ich und sie sah mich an, als hätte sie einen Geist gesehen.
"Wie weit war seine Aura entfernt?", fragte sie.
"Ich wohne nicht weit von hier... Vielleicht maximal vier bis sechs Straßen", erklärte ich.
"Echt nicht übel.... Ich mein von der Luftlinie zwischen beiden Gebieten mal abgesehen... Weißt du wie schwer ist mit so etwas durch so viel beton zu kommen? Wir sind hier mindestens zehn Meter unter der Erde", merkte sie an
"Das heißt im Klartext?". Vor ihrer Antwort steckte sie mich unter die Dusche und strubte mich vernünftig ab.
"Das du mir was voraus hast... Ich habe es nie geschafft durch den beton zu kommen. Könnte vielleicht auch daran liegen das Sebastian mit allen Mitteln versucht, von meinen Leuten fernzuhalten", antwortete sie.
"Das würde zumindest Sinn machen", meinte ich und mir die Haare. Eine Dusche gehörte hier zum Luxus... Zumindest für Mädchen wie mich, sich zu sehr auflehnten. Tja das war nun mal mein Leben in letzter Zeit. Sie gab mir etwas zum anziehen, was sich als sehr knapp rausstellte.
"Es muss leider echt wirken, Maus...", sagte sie und seufzte.
"Ist schon klar.... Dann mal los oder?", versuchte ich die Stimmung aufzulockern, was aber nicht viel half.
"Und denk dran: Halte deine Aura immer unter Verschluss, okay?", rief sie mir ins Gedächtnis.
"Jawohl, Chefin", gab ich grinsend zurück.
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Daemons On Ice
FantasyEine Prinzessin auf dem Eis. Das ist der Traum einer jeden Eiskunstläuferin. Sowie auch von Lyla. Doch vom großen Traum, an der Olympiade teilzunehmen ist noch Meilen entfernt. Ihrem Coach kann sie es nicht recht machen, doch trotz aller Niederlagen...