05. Heard singing from the Tower

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Als ich Montag von der Schule nach Hause kam, werdet ihr nie erraten, wer da war.


Ja. Dru.


"Ähm, hi.", grüßte ich und versuchte fröhlich zu klingen und nicht so, als wäre ich völlig baff. Was ich natürlich war. Zumal mein Vater nirgends zu sehen war. Ich fragte mich, ob Dru nicht doch irgendein Serienkiller war. Das würde so viel erklären.


"Oh, gut, du bist hier.", sagte Dru. "Könnte ich dich dazu bringen, die Fenster zu putzen?"


"Wo ist -", sie reichte mir einen Lappen und eine Dose Windex und schob mich ein wenig in Richtung der hinteren Fenster, was ich nicht besonders schätzte. 


"Dein Vater ist bei der Arbeit. Ich dachte nur, das Haus könnte ein wenig aufgeräumt werden, und ich kann das nicht alles alleine machen, weißt du?"


Oh. Das war ziemlich nett. Ich meine, vielleicht hatte Dru nur einen schlechten Tag, als sie so gruselig wurde. Oder hatte ihre Periode (nicht, dass das eine Ausrede wäre). Ich musste ihr nur beweisen, dass ich keine jugendliche Straftäterin war. 


Also ging ich nach draußen und putzte die Fenster. Dann fegte ich die Terrasse, wusch das Geschirr, brachte den Müll raus, wischte die Küche (Mit dieser speziellen Drahtbürste, die man von Hand schrubben musste, damit der Schmutz besonders gut abging), staubsaugte, wischte Staub und polierte.


Als ich endlich fertig war, war ich völlig erschöpft. Ich fand Dru in der Küche, wie sie Desperate Housewives schaute und ihren Gesundheitsriegel aß. Ich nahm an, dass sie ebenfalls gerade mit dem Putzen fertig war. Irgendwie zumindest.


"Ähm, Dru?", fragte ich. "Ich bin mit allem fertig."


"Oh, guuut.", erwiderte sie und schluckte einen Bissen Müsliriegel hinunter. "Ich wollte gerade los und die Mädchen im Nagelstudio treffen."


"Nagelstudio?", horchte ich auf. Normalerweise mochte ich es nicht besonders, wenn Fremde meine Finger streichelten (was oft nur dazu führte, dass ich 87.000 Nagelrisse bekam), aber nach all dem Schrubben, klang es ziemlich gut.


"Ja.", antwortete sie. "Hast du die Außenseite der Fenster in deinem Zimmer geputzt?"


"Mein Zimmer ist in der zweiten Etage."


"Und mit solch einer Einstellung wirst du viel mehr Zeit darin verbringen,  kleines Fräulein."


"Was? Ich meine, wie bitte?"


"Geh in dein Zimmer.", sagte sie und warf mir diesen Blick zu, den sogar Hitler in sein Zimmer geschickt hätte. Ich würde gerne sagen, dass ich einen wirklich starken Kampf geführt habe, aber das habe ich nicht. Ich meine, ich wollte nicht wirklich einen Konflikt entfachen, da mein Vater sie anscheinend sehr mochte und es war ja nicht so, als hätte sie mir etwas wirklich Schreckliches angetan. 


Sie hatte mich nur dazu gebracht, im Haus zu helfen, was ich von alleine hätte tun sollen. Äh ... was ich eigentlich viel alleine machte, aber was auch immer. Sie hatte eindeutig gute Absichten. Schätzte ich.

Cinderella never saw this one coming | deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt