Türchen #24

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Plötzlich fällt es mir wir Schuppen von den Augen. Chris. Ich muss ihn anrufen, er hat bestimmt schon versucht, mich zu erreichen, aber durch die laute Musik, habe ich es bestimmt nicht gehört. Wann ihm und den anderen wohl aufgefallen ist, dass Silas und ich nicht mehr da sind? Er macht sich bestimmt sorgen. So wie immer. Schnell hole ich mein Handy aus der Innentasche meiner Jacke und gerade als ich auf Chris' Kontakt klicken möchte, um ihn anzurufen, ruft er bereits an. »Luna. Endlich gehst du ran. Ich versuche schon seit Stunden dich oder Silas zu erreichen. Wo seid ihr? Geht es euch gut? Ist etwas passiert? Ich und auch die anderen haben uns sorgen gemacht«, plappert er auch schon drauf los, als ich das Telefonat angenommen habe. »Uns geht es gut. Silas und ich sind in Scharbeutz. Tut mir leid, Chris. Wir hätten euch Bescheid geben sollen«, antworte ich und bekomme ein schlechtes Gewissen. Man hört ihm seine Sorge und Erleichterung richtig an. »Geht es dir wirklich gut? Du wirktest den Abend über nicht gerade glücklich.« Er hat es also doch bemerkt. Unsicher schaue ich mich um. Mir sind hier zu viele Menschen und es ist viel zu laut, um mich richtig mit ihm unterhalten zu können. »Jetzt gerade bin ich glücklich, ja«, sage ich leise, doch er hat mich gehört. »Okay. Wir reden später darüber, ja? Ich wollte dir ein frohes neues Jahr wünschen, Kleine. Ich liebe dich und pass auf dich auf. Grüß' Silas von uns«, sagt er. »Ich liebe dich auch. Frohes neues Jahr und fühl dich fest gedrückt.« Nach diesen Worten legen wir auf und plötzlich liegen die Augen der drei Jungs auf mir. Erschrocken sieht mich Marco an, Silas scheint zu überlegen, ehe ihm ein Licht aufgeht und er versteht, das ich eben mit Chris telefoniert habe und Wincent schaut nachdenklich zu Boden, ehe er sich umsieht. Was hat er denn auf einmal? Eben war doch noch alles gut, er wirkte glücklich und ausgelassen. »Ich soll euch von Chris grüßen«, sage ich, und da schießt der Blick von Wincent wieder zu mir in die Höhe, wobei er ja nicht weit aufschauen muss, bei unserem Größenunterschied. Er atmet auf und sieht erleichtert aus. Was ist los? War er eifersüchtig? Auf Chris? »Also ist ihnen auch mal aufgefallen, dass wir nicht mehr da sind?«, fragt Silas grinsend und ich nicke. »Ja, sie versuchen wohl schon ziemlich lange uns zu erreichen.« Silas schaut auf sein Handy und hält es mir entgegen. Wie auch bei mir, stehen da einige Anrufe in Abwesenheit. Von Levin und Olivia. Bei mir waren es Amrei, Bonnie und Chris, die versucht haben, mich zu erreichen. Auch mit Nachrichten wurden wir ziemlich überhäuft. Aber ich kann sie verstehen. Ich glaube, ich wäre auch durchgedreht, wenn einer von ihnen plötzlich unauffindbar wäre. »Ich sollte Shayenne mal anrufen«, sagt Wincent, und setzt seine Worte direkt in die Tat um. »Grüß sie lieb von mir«, sage ich, und er grinst mich nickend an. Silas fackelt nicht lange und ruft kurzerhand bei seinem Bruder an, um ihm ebenfalls ein frohes neues Jahr zu wünschen. In der Zeit, während die beiden Jungs telefonieren. Unterhalte ich mich mit Marco und unsere Pläne für das kommende Jahr.

Nachdem Wincent und Silas aufgelegt haben, tausche ich noch schnell die Nummer mit dem Sänger, ehe wir es vergessen und dann feiern wir noch ein wenig.

Es ist drei Uhr, als Chris und ich mit dem Taxi am Elternhaus von Bonnie ankommen. Wir sind unglaublich müde und wollen jetzt nur noch ins Bett. Ich freue mich schon darauf, mich in die Decke einzukuscheln und die Augen zu schließen. Doch das muss warten. Als wir die Haustür mit dem Ersatzschlüssel öffnen, erwartet uns Chris imWohnzimmer. Er nimmt mich fest in den Arm und ich weiß nicht warum, aber mir kullern ein paar Tränen aus den Augen. Warum bin ich nur so nah am Wasser gebaut? Als er das bemerkt, drückt er mich fester an sich und streicht mir über den Kopf, als wäre ich 10. Irgendwie ist diese Geste bei ihm hängen geblieben und er wird sie wohl nie ablegen.

Silas setzt sich neben uns auf die Couch und als Chris und ich uns lösen, erklären wir ihm alles. Ich erzähle ihm, dass ich irgendwie schlechte Laune hatte, lustlos und einfach nur von allem genervt war. Und das Silas mich dann einfach geschnappt hat und wir nach Scharbeutz gelaufen sind. Einfach, um mich hier rauszuholen, abzulenken. Und was soll ich sagen. Ich bin ihm unglaublich dankbar dafür. Denn es hat funktioniert. Chris wirkt betrübt, weil er es scheinbar nicht wirklich wahrgenommen hat. Er meint, er hat zwar gemerkt, dass etwas nicht stimmt, war aber total auf Bonnie fixiert gewesen. Er entschuldigt sich immer wieder und verspricht mir aufmerksamer zu sein, doch ich schüttel den Kopf. »Das brauchst du nicht. Ich weiß, dass du sonst immer alles bemerkst, du bist gerade einfach nur glücklich gewesen, ich wollte dir das nicht vermiesen, indem ich schlechte Laune verbreite. Warum auch immer ich diesehatte. Ich freue mich für dich und das weißt du. Sei für Bonnie der Mann, den sie verdient. Sei aufmerksam, immer. Du musst kein schlechtes Gewissen haben, denn du bist der beste Bruder, den ich mir wünschen könnte. Niemand könnte dir da in meiner Sicht das Wasser reichen«, sage ich und werde von ihm wieder in die Arme gezogen.

Silas scheint sich still und leise davon geschlichen zu haben, denn er sitzt nicht mehr neben uns. Wahrscheinlich liegt er schon im Bett und schnarcht leise vor sich hin. »Ich liebe dich, Schwesterherz und du wirst neben Bonnie und meinen zukünftigen Kindern, immer an erster Stelle stehen. Und egal was ist, rede mit mir. Egal wie gut oder schlecht es mir geht, ich werde immer für dich da sein«, sagt er leise und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. »Ich weiß. Das Gleiche gilt auch für dich«, sage ich gähnend. »Na los, lass uns schlafen gehen«, sagt er. Wir gehen zusammen nach oben und wünschen uns noch eine gute Nacht, ehe wir auf unsere Zimmer gehen.

Gerade als ich mich hinlege, gibt mein Handy ein Ton von sich.

Der Abend war schön mit euch - mit dir. Danke für die Stunden, die ich mit dir verbringen durfte. Pass auf dich auf und träume schön. ♡
- Wincent

Kann ich nur zurückgeben. Pass du bitte auch auf dich auf. Schlaf schön. ♡
- Luna

Dann schalte ich das Handy auf Stumm und lege mich endgültig schlafen. Auf dass das Jahr genauso schön und aufregend weitergeht, wie das alte geendet hat.

DezemberwunderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt