Lachend verschlucke ich mich an dem Glühwein, den ich gerade trinken wollte, und fange an zu husten, was Silas noch mehr zum Lachen bringt. Und das, obwohl er schuld daran ist. Gerade hat er erzählt, wie Levin sich bei seiner Frau verraten und ausgeplaudert hätte, was er ihr zu Weihnachten schenkt, und das auch nur, weil er nicht darauf geachtet hat, wer ihn anruft. Er ist davon ausgegangen, dass es sein Bruder ist, weil sie ausgemacht hatten, abends zu telefonieren. Dass ihn aber Olivia anruft, um zu sagen, dass sie noch mit ihren Mädels in eine Bar geht und deshalb später nach Hause kommt, hätte er nicht gedacht. Ein Glück hat sie ihn noch aufhalten können, denn auch wenn sie die neugierigste Person ist, die ich kenne – neben Bonnie – dann ist sie auch diejenige, die es am meisten liebt, überrascht zu werden. Nur deshalb hat sie ihn unterbrochen. Sie wollte nicht schon einen Monat vor Weihnachten wissen, was sie geschenkt bekommt. Immerhin wäre die ganze Vorfreude dann ja weg. »Wie konntest du uns diese Geschichte vorenthalten. Ihr seid schon seit zwei Wochen bei uns und du erzählst uns das erst jetzt?«, frage ich schockiert meinen Cousin, der grinsend die Schultern zuckt, an der ich eben vor Lachen nach Halt gesucht habe. Er wirkt heute wieder viel gelöster und entspannter. Er hat weder mit Levin, noch mit seiner Mutter über das Gespräch mit unserer Oma geredet, doch ich weiß, das er dies tun wird, sobald er wieder in München ist. Heute Mittag haben wir uns kurz getextet und abgesprochen, das wir das Thema nicht ansprechen werden, wenn wir uns auf dem Weihnachtsmarkt sehen. Und somit ist dieses Thema für heute erst mal in die tiefste Ecke meines Hirns verbannt. »Ich habe halt nicht dran gedacht«, sagt er. Während ich also gerade dabei bin, mich wieder zu beruhigen, schaut Levin durch die Gegend, als würde er nicht gerade das Thema sein. Grinsend haut mein Bruder ihm auf die Schulter und schüttelt ungläubig den Kopf über seinen Cousin. »Alter, da hat sie dir echt den Arsch gerettet, würde ich sagen«, und zaubert ihm ein amüsiertes Grinsen auf sein Gesicht und er fährt sich durch sein dunkelblondes Haar. »Ja, seitdem schaue ich immer zweimal nach, wer mich anruft«, erklärt er. »Aber ihr habt jetzt genug auf meine Kosten gelacht, lasst uns lieber mal etwas zu essen holen«, sagt er und schwenkt seine dunkelblaue Stiefeltasse, auf der Werbung des Weihnachtsmarktes gedruckt ist, ehe er den letzten Schluck nimmt und mir meine Tasse abnimmt. Gemeinsam mit Chris gibt er die Tassen ab, ehe wir uns auf die Suche nach einem Crêpe Stand machen, da ich total Heißhunger auf Süßes habe.
Als wir einen gefunden haben, stelle ich mich in die Schlange, die leider ziemlich lang ist und schicke in der Zeit die Jungs weiter. Immerhin müssen sie nicht mit mir darauf warten, bis ich dran bin. Die anderen Stände sind bestimmt auch nicht viel weniger von hungrigen Menschen umgeben. »Ich bleib bei ihr, geht ihr ruhig weiter«, sagt Silas und legt dann seinen Arm um meine Schultern. »Alles klar, meldet euch, wenn ihr hier fertig seid, ehe wir zurück sind. Okay?«, sagt Chris, und wir nicken. »Magst du auch einen Crêpe essen?«, frage ich ihn verwirrt und schaue zu ihm auf. Eigentlich bevorzugt er eher Herzhaftes. »Ja, ausnahmsweise mal schon«, sagt er grinsend und ich nicke. »Außerdem möchte ich dich hier nicht alleine lassen. Und ich möchte nicht, dass du uns wieder verloren gehst und wir dich über eine Stunde suchen müssen. Und es ist erst mal wieder unser letzter Abend«, »Ja, aber dafür sehen wir uns am 30. Dezember schon wieder. Ich freue mich schon darauf, mit euch Silvester an der Ostsee zu verbringen«, sage ich und lehne meinen Kopf an seiner Schulter an. Dann bleibt es still zwischen uns, irgendwo zwischen all den Menschen fängt ein Kind an zu weinen, und gerade als es in der Schlange weiter geht, wird Silas angerempelt und wir stolpern nach hinten. Als wir uns umschauen, sehen wir eine ziemlich betrunkene Gruppe von Jugendlichen, die alle nicht mehr geradeaus laufen können. Sie rufen uns ein »Sorry« zu und taumeln kichernd weiter. Diese Gruppe bestand aus fünf Junges. Fünf Jungs, die anfingen zu kichern wie kleine Schulmädchen. Schmunzelnd schüttel ich den Kopf und Silas grinst ebenfalls, ehe wir in der Schlange wieder aufrücken.
Gerade als ich mir mein Crêpe mit Nutella bestellen möchte, klingelt mein Handy. »Bestellst du mir meinen mit, ich glaube, das ist Chris«, sage ich zu Silas, und als ich auf mein Handy schaue, sehe ich, das ich mit meinem Verdacht recht hatte. Während ich also den Anruf annehme, sehe ich, wie Silas nickt und höre, wie er dann unsere Bestellung aufgibt. »Wir haben gerade unser Essen bekommen und würden uns an einen Tisch stellen wollen. Wie weit seid ihr?«, fragt er auch direkt. »Wir haben auch gerade bestellt. Wo seid ihr denn genau? Wir können ja zu euch kommen«, schlage ich vor und nehme im Blickwinkel wahr, wie Silas unsere Crêpes bezahlt und entgegennimmt. »Erinnerst du dich an den Stand mit den Trockenfrüchten, an dem du dir beim letzten Mal deine Aprikosen gekauft hast? Wir sind an dem Stand gegenüber«, sagt er und ich nicke, bis ich merke, dass er mich ja gar nicht sieht und schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Schmunzelnd schaut mich mein Cousin an und schaut sich dann unsere Umgebung an. »Ja, ich weiß wo du meinst. Wir kommen dahin.« Kurz darauf legen wir auf und ich mache mich mit Silas auf den Weg zu unseren Brüdern. Dabei fällt mir ein, wenn wir schon mal in der Nähe des Stands sind, dann kann ich mir auch gleich Nachschub von meinen geliebten Trockenfrüchten kaufen.
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Dezemberwunder
FanfictionIst es Zufall? Ist es Schicksal? Ist es Glück? Oder ist es doch einfach nur ein Wunder? Das fragt sich Luna, seitdem sie IHM das erste Mal über dem Weg lief. Oder sollte ich besser sagen: in IHN hineinlief? Das man jemanden wie IHN einmal trifft, is...