Ich habe nichts gegen Regen. Wirklich nicht. Abends und Nachts kann es soviel regnen, wie es volle Wolken am Himmel hat, aber morgens? Auf dem Weg zur Arbeit? Ich hasse es. Besonders im Winter. Diese Kombination aus Nass und kalt ist ätzend. Es nimmt einen die Motivation für den Tag. Man will sich verkriechen. Ich will mich verkriechen. Im Bett bleiben und in eine warme Decke einkuscheln. Mit einem Tee, Keksen und einem Buch. Im Kerzenschein Baden gehen oder einfach nur schlafen. Doch stattdessen stehe ich hier, in meinem Hauseingang und öffne meinen Regenschirm, um trocken im Verlag anzukommen.
Auf dem Weg zur uBahn weiche ich Pfützen aus, rennenden Schulkindern und anderen genervten Passanten. Ob ihre Laune auch von dem Wetter kommt? Oder vom Vorweihnachtlichem Stress? Wer weiß das schon.
Im Verlag angekommen, gehe ich zu erst auf die Damentoilette, um mir meine eisigen Finger unter warmes Wasser aufzuwärmen. Was ich dabei nicht bedacht habe, ist, dass es wie Feuer brennt. Und diesen Fehler mache ich immer wieder. Ich meine, es fühlt sich an, als würde Hunderte von Nadeln in meine Haut stechen.
Auf dem Weg in die Küche komme ich an meinem Büro vorbei, schnappe mir meine Ingwerknolle, die immer bereit liegt, und koche mir einen Tee. Ich bin gerade dabei, den Ingwer in Scheiben zu schneide, da kommt Clara zu mir in die Küche, in der Hand hält sie eine Tasse und einekleine Tupperdose. Bestimmt hat sie da wieder ihre Möhrensticks drin.
»Guten Morgen, Luna. Wollen wir heute wieder zusammen Mittagspause machen?«, fragt sie und lehnt sich neben mich an die Arbeitsplatte. »Guten Morgen. Ja, klar. Gerne«, antworte ich lächelnd. »Wieder gegen 12Uhr? Ich denke, bis dahin sollte ich alles soweit geschafft haben, was ich mir für den Vormittag vorgenommen habe«, sage ich und schaue zu ihr, während ich das aufgekochte Wasser in die Tasse eingieße. »Klar, das sollte bei mir auch passen. Wollen wir hier in der Cafeteria bleiben?«, fragt sie und ich nicke. »Wäre bei dem Wetter am entspanntesten, denke ich.«
Ich habe noch eine Stunde, ehe Clara bei mir an die Tür klopfen wird. So, wie sie es immer macht, wenn wir uns zum Mittag verabredet haben. Diese Zeit nutze ich, um noch ein paar E-Mails zu beantworten und wieder das Chaos auf dem Schreibtisch zu beseitigen, welches ich inden letzten Stunden fabriziert habe. Kaum bin ich damit fertig und habe die letzten Ordner fein säuberlich gestapelt, steht auch schon Clara in der Tür und schaut überrascht. »Seit wann räumst du deinen Tisch zur Mittagspause auf? Sonst machst du das doch nur zum Feierabend«, fragt sie belustigt und ich zucke die Schultern. »Ich hätte später den Überblick verloren, wenn ich dieses Chaos zurückgelassen hätte.« Sie nickt stumm und ich schnappe mir mein Handy, um mich dann mit ihr auf dem Weg in die Cafeteria zu machen. »Weißt du schon, was du essen magst? Heute soll es laut der Karte Linseneintopf geben. Ich denke, die werde ich mir bestellen«, sagt Clara. »Oh ja, das klingt super. Die machen sie hier immer echt gut und die gab es ja ewig nicht mehr«, stelle ich begeistert fest und beschließe, ebenfalls den Eintopf zu wählen.
Wir sind gerade fertig mit essen, da klingelt mein Handy. Bonnie, steht auf dem Display. »Das ist Bonnie, da muss ich kurz ran gehen«, sage ich an Clara gewandt. »Klar, mach ruhig. Ich bringe unsere Tabletts schon mal weg. Bin gleich wieder da«, sagt sie und ich nicke und nehme den Anruf an.
L: »Hey Bonnie. Geht es dir gut?«
B: »Ja, mir geht es gut. Hoffe dir auch?«
L: »Bin nur ein wenig kaputt, aber ja. Was gibt's? Du rufst mich doch sonst nicht zur Arbeitszeit an.«
B: »Ich habe bei meinem Frauenarzt angerufen und noch für heute um 17 Uhr einen Termin bekommen. Wollte fragen, ob du mich begleiten würdest..«, fragt sie zögerlich.
L: »Klar, ist doch kein Problem. Ich mache einfach eine Stunde früher Schluss. Treffen wir uns dann vor der Praxis?«
B: »Ja, ich schicke dir die Adresse gleich per WhatsApp. Danke Luna.«
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Dezemberwunder
FanfictionIst es Zufall? Ist es Schicksal? Ist es Glück? Oder ist es doch einfach nur ein Wunder? Das fragt sich Luna, seitdem sie IHM das erste Mal über dem Weg lief. Oder sollte ich besser sagen: in IHN hineinlief? Das man jemanden wie IHN einmal trifft, is...