Heut eist Heiligabend und bisher verlief der Tag ziemlich entspannt. Wir haben alle zusammen gefrühstückt. Bonnie war hinterher unbemerkt auf der Toilette verschwunden und hat ihr Essen wieder ausgespuckt, weil ihr die Morgenübelkeit langsam zu schaffen macht. Chris hat davon ein Glück gar nichts bemerkt und auch die anderen haben es nicht mitbekommen, wie blass sie war und das es ihr alles andere als gut ging. Dabei bemerkt Karin sonst immer alles und auch Kai ist sonst immer sehr aufmerksam. Ob er vielleicht selbst einfach aufgeregt ist, weil seine Tochter in wenigen Tagen einen Antrag bekommt? Zumindest ist er seit dieser Kenntnis immer mal wieder völlig in Gedanken und grinst dann wie ein Honigkuchenpferd.
Jedenfalls sind wir gerade auf den Weg nach Eutin, da wir zu den Eltern von Kai fahren, und mit ihnen und den Eltern von Karin, die ebenfalls da sein werden, Heiligabend zusammen verbringen werden.
Nachdem wir alle herzlich begrüßt haben, war es schwer, mich von den Großmüttern loszureißen. Immer wieder haben sie betont, dass es langsam Zeit wird, dass ich unter die Haube komme. Nur Dank Kai konnte ich dieser misslichen Lage entfliehen, da er nach mir gerufenhatte. Im Wohnzimmer, welches ebenfalls als Esszimmer dient, ist es wundervoll geschmückt. Voller Liebe und richtig gemütlich. Wenn es keine Lichterketten sind, die den Raum in ein warmes Licht tauchen, dann sind es hier und da mal die Kerzen. Selbst der Esstisch ist bis ins kleinste Detail festlich geschmückt. Die Dekoration wurde in Rot und Grün gehalten. Das Service und die Tischdecke sind Rot, die Servietten und die Platzsets in Grün. Neben den Weingläsern, die am Stiel tiefrot sind und nach oben hin immer heller werden, stehen grüne Wassergläser. Die Farben harmonieren so schön miteinander.
Das Essen verlief sehr ruhig, aber mit dem ein oder anderem Gespräch über unsere Berufe bzw dem Studium von Saray. Das Festmahl bestandaus Rinderrouladen, Kartoffelklößen und Rotkohl mit Bratensoße. Nun sind wir auf dem Weg in die Kirche, um uns das Krippenspiel anzusehen.
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Die Luft heute ist herrlich, zwar kalt, aber wunderbar winterlich. Perfekt für den Spaziergang, den wir uns gerade vorgenommen haben,ehe wir zurück zu Kais Eltern laufen. Der Duft des Schnees liegt inder Luft. Der Duft der verschiedenen Gerichte und man hört Gelächter, durch die offenen Fenster nach außen dringen, Kinder, die Singen oder dem Weihnachtsmann einem Gedicht vortragen.
Wir sind bereits eine Dreiviertelstunde unterwegs und wollen uns gerade auf dem Weg zurückmachen, als ich bemerke, das Saray gar nicht mehr bei uns ist. Als ich mich umschaue, sehe ich, wie sie bei zwei Passanten steht, niemanden außer mir, scheint dies aufzufallen. »Warum bleibst du stehen?«, fragt mich Bonnie plötzlich, die neben mir erscheint. »Ich warte auf Saray, sie ist da hinten und unterhält sich mit jemanden. Kennst du die beiden?«, frage ich sie. »Nein, aber sie stehen auch mit dem Rücken zu uns«, antwortet sie und schaut sich das etwas kritisch an. »Irgendwie kommt mir der Typ aber bekannt vor«, sagt sie etwas leiser und scheint zu überlegen. »Ja, mir irgendwie auch, aber die Mütze und der Mantel machen es einem nicht gerade leicht, jemanden zu erkennen, zudem es zu dunkel ist undsie nicht wirklich im Lichtkegel der Laterne stehen.« Plötzlich dreht er sich ein wenig in unsere Richtung. »Warte, ist das nicht Wincent?«, fragt sie und tatsächlich, als ich genau hinsehe, erkenne ich ihn dann auch, besonders, als er sich in unsere Richtung dreht. Er scheint uns direkt zu erkennen, denn er fängt an zu lächeln und winkt uns zu sich rüber.
Bonnie hakt sich bei mir ein und so machen wir uns auf den weg zu den dreien. Das Mädchen neben ihm, stellt sich als Shayenne heraus. Als sie mich wiedererkennt, grinst sie mich leicht schüchtern an. Wissend schaut sie zu ihrem Bruderhinauf, die Einzige die nichts zu verstehen scheint, ist Saray. Undsie sieht alles andere als glücklich aus, als Wincent erst Bonnie und dann mich ohne große Worte zur Begrüßung in den Arm nimmt, ehe ich auch Shayenne kurz in den Arm nehme. »Frohe Weihnachten«, wünscht uns Wincent. »Dankeschön, euch auch«, erwidern Bonnie und ich. »Wie? Ihr kennt euch? Ist das euer Ernst? Warum habt ihr mir nichts gesagt?«, beschwert sich Saray. Sie schaut wirklich etwas sauer aus. Shayenne schaut erschrocken auf, weil ihr Ton etwas lauter geworden ist, rollt dann aber mit den Augen, was mich schmunzeln lässt, worauf ich ihr zuzwinkere, als ihr Blick kurz auf mich fällt. »Ich habe halt nicht daran gedacht. Woher soll ich denn auch wissen, dass du ein Fan von ihm bist? Du redest ja nicht mit mir«, sagt Bonnie schulterzuckend, aber gereizt. Die Hormone gehen mit ihr durch, normalerweise würde sie in solch einer Situation ruhig bleiben. Saray schnauft genervt auf und das bringt das Fass für Bonnie scheinbar zum überlaufen, ich versuche zwar noch, ihr mit dem Druck auf ihre Hand verstehen zu geben, das sie sich beruhigen soll, doch das beachtet sie gar nicht. Beleidigt rauscht sie davon und lässt mich ihr wissend, Wincent und Shayenne verdutzt und Saray sauer nachschauen. »Sorry. Sie hat zur Zeit viel im Kopf und meint es eigentlich gar nicht so«, entschuldige ich mich für sie. »Was ist denn ihr Scheiß Problem? Sie ist schon die letzten Tage immer wieder zickig gewesen«, beschwert sich Saray genervt. »Das wirst du noch früh genug erfahren.«, »Geht es ihr denn gut?«, fragt Wincent, ehe Saray mir antworten konnte und ich nicke. »Ja, ist alles gerade ein wenig kompliziert, sollte sich nachher auch noch klären«, sage ich und deute unauffällig auf meinen Ringfinger und meinen Bauch, Wincent scheint zu verstehen und geht nicht weiter darauf ein. Die Mädels haben nichts davon mitbekommen, da sie in ein Gespräch verwickelt sind. Still beobachten wir Saray und Shayenne und ich fange an zu lächeln. Shayenne strahlt solche Wärme und Zufriedenheit aus. Man sieht ihr richtig an, dass sie froh ist, ihren Bruder bei sich zu haben. »Was ist?«, fragt Wincent mich. »Sie ist unglaublich schön«, »Wer?«, fragt er leicht verwirrt. »Deine Schwester? Wer denn sonst?«, antworte ich mit einem leichten Schmunzeln und sehe, wie sich bei Wincent ein warmes Lächeln auf die Lippen schleicht. Er liebt sie sehr, das sieht man sofort. »Sie ist erst 16, oder? Sie wirkt so erwachsen«, sage ich. »Leider, ja«, sagt er.
Gerade als ich noch etwas sagen möchte, taucht Chris neben mir auf. »Oh, hi Wincent. Frohe Weihnachten«, begrüßt er den Sänger. »Frohe Weihnachten, Chris«, sie begrüßen sich kurz mit dem typischen Handschlag und der halben Umarmung, ehe sich Chris mir zuwendet. »Kommt ihr? Bonnie ist ziemlich aufgeregt wegen der Bescherung. Sie sieht irgendwie auch ziemlich blass aus«, sagt er und auch Saray wendet sich uns zu. Shayenne wirkt erleichtert, als sie sich von ihr abwendet, scheint, als mag sie Bonnies Schwester nicht besonders. »Wir müssen auch wieder langsam Heim«, sagt Shayenne und Wincent nickt. »Das stimmt, so lange wollten wir gar nicht wegbleiben«, sagt er und legt einen Arm um seine Schwester. »Tut mir leid, das wir euch aufgehalten haben«, sage ich, mit einem kurzen Blick zu Saray, doch sie scheint den Wink nicht zu verstehen und auch nicht zu bemerken.
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Dezemberwunder
FanfictionIst es Zufall? Ist es Schicksal? Ist es Glück? Oder ist es doch einfach nur ein Wunder? Das fragt sich Luna, seitdem sie IHM das erste Mal über dem Weg lief. Oder sollte ich besser sagen: in IHN hineinlief? Das man jemanden wie IHN einmal trifft, is...