Genervt schiebe ich meinen Laptop zurück, lege meine Arme auf den Tisch und meinen Kopf darauf. Es ist ein absoluter Scheißtag und ich habe keine Ahnung warum. Ich bin unkonzentriert, schaffe es kaum, einen Absatz zu lesen, ohne zu vergessen, um was es darin geht. Musste ihn mindestens dreimal lesen, und das ist nicht Sinn der Sache. So komme ich absolut null voran. Und bevor ich hier vollkommen durchdrehe, weil mir die Worte im Kopf herum schwirren, aber keine vernünftigen Sätze ergeben, beschließe ich, eine Runde um den Block zu gehen. Etwas frische Luft wird mir bestimmt guttun. Durchatmen und den Kopf freibekommen. Gut, dass es heute trocken ist, zwar kalt, aber es ist auszuhalten.
Zwei Querstraßen weiter sind vereinzelte Stände, wie man sie vom Weihnachtsmarkt kennt. Einer davon verkauft Crêpes und ich komme einfach nicht drum herum, mir einen mit Nutella zu kaufen und mache mich somit langsam wieder auf den Rückweg.
Gerade als ich die Serviette und Pappe vom Crêpe wegschmeiße, fällt mein Blick auf einen kleinen Laden, in dem man allerlei Dekoartikel und Postkarten kaufen kann. Und da mir gestern Abend aufgefallen ist, dass ich kein Geschenkpapier mehr habe, beschließe ich, noch mal kurz hineinzugehen. Vielleicht finde ich ja etwas Schönes.Kaum betrete ich den Laden, weiß ich gar nicht, wo ich zuerst nachschauen soll. Die Auswahl ist riesig und der Duft der Kerzen lockt mich ebenfalls in den hinteren Bereich.
Wohin man auch schaut, überall findet man schöne Weihnachtsdekoration, ob Tischdecken, Tassen, Platzsets oder Servietten oder Weihnachtsbaumkugeln und Postkarten mit schönen Weihnachtssprüchen. Ob große oder kleine Kugeln, schlichte oder verspielte, es ist von allem etwas dabei. Als ich eine entdecke, auf der 'Bester Bruder' drauf steht, kann ich nicht vorbeilaufen. Sie ist rot und die Schrift Gold.
Gerade als ich an der Kasse ankomme, die ein Glück relativ leer ist, sehe ich mir ein bekanntes Gesicht den Gang entlang laufen. Es ist Wincent. Völlig konzentriert schaut er auf sein Handy, nimmt um sich herum kaum etwas wahr und wäre beinahe gegen einen Ständer voller Postkarten gelaufen. Ich muss schmunzeln, als er sich erschreckt und kurz verwirrt aufschaut, ehe er zurück auf sein Handy schaut. Eindeutig ein kleiner Tollpatsch. Nach drei schritten bleibt erstehen, schaut sich suchend um und steckt sein Handy in seine Hosentasche. Shayenne kommt hinter ihm zum Vorschein und wäre wohl fast gegen ihn gelaufen. Da der Laden nicht sehr groß ist, kann ich ihr Gespräch hören, denn sie bleiben nicht weit von mir entfernt stehen. »Man Wincent, warum bleibst du stehen«, höre ich sie leise sagen. Da holt Wincent sein Handy wieder aus seiner Tasche und deutet darauf, ehe er ihr antwortet. »Marco ruft an«, erklärt er ihr und sie nickt. Dann dreht sie sich um und dreht sich in meine Richtung, kurz bleibt ihr Blick bei mir hängen und ich lächel sie an. Verwirrt erwidert sie es leicht und dreht sich dann wieder zurück zu Wincent, um ihm zu verstehen zugeben, das sie sich umschaut. »Ich komme mit«, sagt er und widmet sich dann wieder Marco. Kurz herrscht stille zwischen den Geschwistern, und gerade als Shayenne sich die Kerzen anschaut, die in dem Regal neben ihr stehen, meldet er sich zu Wort. »Marco fragt, ob wir was kochen oder lieber was bestellen wollen«, sagt er. »Lass uns etwas bestellen«, antwortet Shayenne ihm, ohne groß zu überlegen. Ich laufe einen Schritt weiter, da der nächste Kunde dran ist und schaue kurz weg, ehe ich wieder zu den Geschwistern schaue. Shay nimmt gerade eine Kerze in die Hand, die ich ebenfalls ausgewählt habe. Sie duftet so schön nach Bratapfel und da kann ich einfach nicht widerstehen und muss sie einfach mitnehmen. »Okay, auf was hast du Lust?«, fragt Wincent. »Weiß nicht, italienisch?«, antwortet sie mit dem Blick auf die Kerzen, sieht somit nicht, wie ihr Bruder nickt. Kurz klärt Wincent noch mit Marco alles ab und legt dann auf. Er widmet sich dann seiner Schwester und schaut sich zwischendurch kurz im Laden um. Ob er meinen Blick bemerkt hat? Ja, auf jeden Fall. Denn kaum bin ich an der Kasse dran, bleibt sein Blick an mir hängen. Ob er sich an mich erinnert? Bestimmt nicht, immerhin sieht er doch täglich Tausende von Menschen und bestimmt auch den ein oder anderen Fan, oder? Damit die Verkäuferin nicht warten muss, reiche ich ihr meine Artikel schon mal. Ich schenke Wincent, wie gerade eben seiner Schwester auch, ein Lächeln und widme mich dann der Verkäuferin, um zu bezahlen.
Als ich alles in meinen Beutel verstaue, den ich immer in meiner Handtasche dabei habe, schaue ich mich nach den beiden um, doch kann sie nicht finden. Aber das ist nicht schlimm, immerhin sollte ich auch langsam wieder zurück in den Verlag gehen. Was mir auch ein Blick auf meine Uhr bestätigt. Solange wollte ich gar nicht wegbleiben.
Zurück im Verlag, setze ich mich erst einmal mit einer Tasse Tee zu Clara und erzähle ihr von gerade eben, auch, dass ich heute total unkonzentriert bin. Sie schlägt mir vor, heute einfach Homeoffice zu machen, vielleicht wird das eher zu Hause was als hier im Büro, und sie hat recht. Ein Versuch ist es jedenfalls wert. »Ich bin heute auch total müde, dabei bin ich recht früh schlafen gewesen, aber ich werde irgendwie nicht wirklich wach«, erzähle ich ihr. Du siehst heute auch ziemlich fertig aus, als hättest du die Nacht durchgemacht. Ist denn auch wirklich alles okay bei dir?«, fragt sie mit einem Hauch von Sorge in der Stimme. »Ja, es ist eigentlich alles gut. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir noch um Silas so viele Gedanken gemacht habe. Irgendetwas stimmt da nicht. Doch er spricht nicht mit mir. Habe überlegt Levin mal darauf anzusprechen oder Silas einfach später anzurufen und ihn zu bitten, vorbeizukommen.«, »Mach das. Schreib ihm oder rufe ihn an und erkläre ihm, dass du noch mal mit ihm reden möchtest. Das wird sich alles bestimmt klären. Und jetzt pack deine Sachen zusammen und geh nach Hause«, sagt sie. Dankend lächel ich sie an, ehe ich sie in den Arm nehme und ihr einen Kuss auf die Wange gebe.
Auf dem Weg in mein Büro tippe ich Silas eine Nachricht und packe anschließend alles zusammen, was ich für das Homeoffice benötige.
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Dezemberwunder
FanfictionIst es Zufall? Ist es Schicksal? Ist es Glück? Oder ist es doch einfach nur ein Wunder? Das fragt sich Luna, seitdem sie IHM das erste Mal über dem Weg lief. Oder sollte ich besser sagen: in IHN hineinlief? Das man jemanden wie IHN einmal trifft, is...